Harry Nutt war von 2012 bis 2017 Leiter der Meinungsseite und von 2017 bis 2022 Leiter des Feuilletons der Berliner Zeitung, danach bis 2024 Chefkorrespondent.

Die Trauer über den Tod meiner Mutter war bald von Erleichterung begleitet. Mit ihrem letzten Atemzug hatte sie sich im Frühjahr 2020 einem strengen Regime von Regeln entzogen, das infolge der <a href="https://www.berliner-zeitung.de/coronavirus">Coronapandemie</a> insbesondere in Krankenhäusern und Altenwohnheimen errichtet worden war. So blieb ihr eine Isolation erspart, deren Beweggründe ihr im Zustand ihrer Demenz verschlossen geblieben wären. „Damit Du Dich nicht ansteckst“, hätten wir zu erklären versucht. Sie aber hätte mit einer kurzen Geste des Missfallens abgewunken. So hatte sie es zuletzt oft getan, als habe sie sagen wollen: Müssen wir gar nicht erst darüber reden.

Die Rechtswissenschaftlerin Frauke Rostalski untersucht, wie in der vulnerablen Gesellschaft Freiheit auf allen Seiten verloren geht – auch bei den Schwachen.

16:9

Moden der Sensibilität: „Die vulnerable Gesellschaft“ von Frauke Rostalski

Es mag etwas spitzfindig sein, aus einer Stellungnahme von Hunderten an hiesigen Hochschulen Beschäftigten Indizien dafür herauszulesen, dass diese noch immer in universitäre Kämpfe verstrickt sind, die bald 60 Jahre zurückliegen. Zumindest aber rief deren Kritik an <a href="https://www.berliner-zeitung.de/news/fu-berlin-pro-palaestina-demonstranten-schlagen-camp-auf-dem-campus-auf-li.2212838">der polizeilichen Räumung eines Protestcamps propalästinensischer Aktivisten</a> an der <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/freie-universitaet-berlin">FU Berlin</a> auf vielfältige Weise Erinnerungen an die bundesrepublikanische Konfliktphase in den späten 60er-Jahren hervor.

Immer wieder 1968. Der Streit um propalästinensische Proteste an Universitäten wirft die Frage auf: Sind diese als Raum für Dialog noch geeignet und erwünscht? Eine Analyse

Pro-Palästina-Camp: Die Uni-Proteste in Berlin und der lange Schatten der Solidarität

Berlin

Freie Universität Berlin

Wie lebensrettend die Fähigkeit sein kann, sich anpassen zu können, hat den jüdisch-serbischen Schriftsteller Ivan Ivanji immer wieder aufs Neue beschäftigt. Der 2011 erschienene Roman „Buchstaben von Feuer“ handelt von der Lebensgeschichte des jungen Weimarers Siegfried Wahrlich, der bereits als Sohn eines alleinerziehenden Kellners lernt, in Kontakt mit sehr unterschiedlichen Menschen zu kommen. Siegfried beginnt eine Lehre in einer Waggonfabrik, geht als Student ans Bauhaus und landet als junger Kommunist im <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/buchenwald">KZ Buchenwald</a>.

Er überlebte Auschwitz und Buchenwald und war später Übersetzer des jugoslawischen Autokraten Tito. Nun ist der Schriftsteller Ivan Ivanji mit 95 Jahren gestorben. Ein Nachruf.

Zum Tod des Holocaust-Überlebenden Ivan Ivanji: Kühler Zeitzeuge des Schreckens

Eine der berühmtesten Aufnahmen des Berliner Künstlers und Fotografen <a href="https://www.berliner-zeitung.de/archiv/der-fotograf-michael-ruetz-hat-37-jahre-lang-das-erbe-von-heinz-hajek-halke-verwaltet-nun-verschenkt-er-es-du-musst-es-hueten-wie-ein-wachhund-li.1102760">Michael Ruetz</a> zeigt einen Polizeibeamten, der sich verängstigt die Hände vor das Antlitz hält. Die Schutzgeste galt nicht seiner körperlichen Unversehrtheit, sondern der Gefahr, in einem buchstäblichen Sinn das Gesicht zu verlieren. Die Szene ereignete sich am Rande einer West-Berliner Studentendemonstration des Jahres 1967, und der Fotograf schien dabei alles andere als ein neutraler Beobachter zu sein. Das Entreißen der Anonymität wurde als eine Art Enttarnungsakt staatlicher Gewalt aufgefasst, und eine wichtige Waffe war in der gesellschaftlichen Konfliktphase jener Jahre das Gespür des Dokumentaristen für den richtigen Augenblick.

Er war einer der wichtigsten Chronisten der 68er-Bewegung. Die Akademie der Künste zeigt nun sein fast 60 Jahre umfassendes Langzeitprojekt „Timescapes“.

„Timescapes“, das Langzeitprojekt des Michael Ruetz

Palast der Republik

Die dunkle Ahnung, in Vorkriegszeiten zu leben, rief zuletzt die großen Demonstrationen im Bonner Hofgarten vor mehr als 40 Jahren in Erinnerung. Mehr als die Versammlung gleichgesinnter Pazifisten waren sie eine gesellschaftliche Manifestation des Dagegenseins. Das gute Gefühl, viele zu sein, bewegte damals alle, die dabei waren, und die Lieder von BAP („Zehnter Juni“) und <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/joseph-beuys">Joseph Beuys</a> („Sonne statt Reagan“) wirkten als Signaturen der Zeit lange nach.

In den 80er-Jahren verschaffte es vielen ein gutes Gefühl, der Friedensbewegung anzugehören. Der innere Feind schien dabei wichtiger als die äußere Bedrohung. Und heute?

„Bedingt abwehrbereit“: Das Dilemma des Pazifismus

Die Byrds und die Hollies haben es getan, Wolfgang Ambros, Wolfgang Niedecken, Nana Mouskouri und viele andere auch. Es ist also kein Indiz für Originalität, während irgendeiner Phase des künstlerischen Schaffens ein Album mit Liedern von <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/bob-dylan">Bob Dylan</a> aufzunehmen. Okay, eine gewisse Branchenbeständigkeit gehört dazu. Man macht es eher nicht zu Beginn einer Karriere.

Was ist so besonders an einem Konzert von 1966 in Manchester, dass man es noch einmal wiederholen muss? Cat Power macht es einfach und verneigt sich vor Bob Dylan und ihren Berliner Fans.

Cat Power seziert im Berliner Admiralspalast die Songs von Bob Dylan

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Vertrauen und Macht: Museen sind die geheimen Kraftzentren der Gesellschaft

Die Macht des Vertrauens: Wie Museen zur Stabilität unserer Gesellschaft beitragen

Einer der viel zu selten gerühmten Vorzüge der Demokratie besteht im reibungslosen Wechsel von Regierung und Opposition infolge von Wahlen. Die Amtsübergabe ist sorgsam geregelt, und wer die Macht verliert, muss deswegen nicht um sein Leben fürchten. Demokratische Normalität ist betont undramatisch. Während Despoten und Diktatoren womöglich sogar Gefallen daran gefunden haben, Wahlergebnisse zugunsten des eigenen Machterhalts zu fälschen, gestalten sich deren Schutzvorkehrungen gegen Intrige und Attentat weit schwieriger. Sie bedürfen, gleichgültig, auf welchen Weg sie an die Macht gelangt sind, der permanenten Produktion von Misstrauen sowie der fortwährenden Kontrolle der Kontrolleure.

Polarisierung und soziale Spaltungen lauern überall. Eine Studie hat nun herausgefunden, dass deutsche Museen in besonderem Maße Vertrauen genießen. Ein Essay.

Neue Studie über Vertrauen in unruhigen Zeiten: Museen als geheime Kraftzentren der Gesellschaft

Politik

Deutsche Bahn

Als Dickey Betts mit seiner Band Great Southern 1978 in Deutschland von einem Millionenpublikum entdeckt wurde, hatte er mindestens schon zwei Karrieren hinter sich. Great Southern war der Versuch, die häufigen Streitereien mit der <a href="https://www.berliner-zeitung.de/archiv/musik-mit-zopf-li.1000938">Allman Brothers Band</a>, zu deren Gründungsmitgliedern er gehörte, hinter sich zu lassen und deren Sound zugleich zu verfeinern.

Zusammen mit den Brüdern Duane und Gregg Allman erfand Dickey Betts den Southern Rock. Nun ist das Gitarren-Genie im Alter von 80 Jahren gestorben.

Gitarrenlegende der Allman Brothers Band – zum Tod von Dickey Betts

Sicher, der helle Schein der Aura des letzten Mals leuchtet den Weg aus, wenn sich <a href="https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/musik/on-the-road-again-country-legende-willie-nelson-feiert-90-geburtstag-li.341521">Willie Nelson</a> (90), <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/bob-dylan">Bob Dylan</a> (82) sowie Robert Plant (75), Alison Krauss (52), Mavis Staples (84) und andere unter dem Namen Outlaw Music Festival auf eine gemeinsame Sommertournee durch die USA begeben. Legenden der populären Musik, wenn nicht gar der Zeitgeschichte. Beinahe jede und jeder von ihnen gilt als Monument eines traditionellen Genres – Country, Folk, Rock, Bluegrass, Soul.

Sie wollen es noch einmal wissen. Im Sommer gehen Willie Nelson, Bob Dylan, Robert Plant und Alison Krauss gemeinsam auf Tour – und erforschen das amerikanische Liedgut.

Outlaw Music Festival mit Willie Nelson, Bob Dylan, Robert Plant: Rüstige Rentner gemeinsam auf der Bühne

Stil

Im Zwist um die Zukunft des Kurt-Tucholsky-Museums im nordbrandenburgischen <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/rheinsberg">Rheinsberg</a> haben sich die Oppositionsparteien CDU, SPD und Linke zu einer ungewöhnlichen Kooperation durchgerungen. In einer gemeinsamen Informationsveranstaltung berichteten sie am Dienstag über den aktuellen Stand der ins Stocken geratenen Verhandlungen zwischen der Stadt Rheinsberg und dem Landkreis Ostprignitz-Ruppin (OPR). Im Kern geht es dabei um eine mögliche Übernahme der Trägerschaft des Literaturmuseums durch den Landkreis.

Was nach einer lokalpolitischen Posse klingt, hat längst die Ausmaße eines ideologischen Kulturkampfes angenommen. Wie weiter mit dem Rheinsberger Literaturmuseum?

Der Streit um das Tucholsky-Museum im brandenburgischen Rheinsberg verschärft sich

Der Nachruhm des Schriftstellers <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/klaus-mann">Klaus Mann</a> verlief in den 80er-Jahren vor allem über die Verfilmung von dessen Roman „Mephisto“. Während die literarische Vorlage zu seinem Erscheinen im Exilverlag Querido 1936 als Schlüsselroman über den Aufstieg des Schauspielers und Theaterregisseurs Gustav Gründgens aufgefasst worden war, inszenierte der ungarische Regisseur István Szabó seinen Film von 1981 als exemplarische Geschichte eines opportunistischen Künstlers und dessen diabolischen Pakt mit der Macht.

Thomas Medicus hat eine opulente Biografie über den ältesten Sohn Thomas Manns geschrieben. Sie ermöglicht eine Neubewertung des Lebens eines Getriebenen.

Biografie über Klaus Mann von Thomas Medicus – ein Leben im Rausch

Nationalsozialismus

Die <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/stiftung-preussischer-kulturbesitz">Stiftung Preußischer Kulturbesitz</a> (SPK) hat viel vor in diesem Jahr. In einer beinahe gehetzt wirkenden Veranstaltung präsentierten <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/hermann-parzinger">Hermann Parzinger</a> und Co vergangene Woche stolz ihre Pläne. In der Abfolge von Ausstellungen, Konzerten und Einzelevents schien die geplante Eröffnung des Zentraldepots der Staatlichen Museen in Friedrichshagen fast unterzugehen.

Von dieser Woche an bleiben einige Häuser der Stiftung Preußischer Kulturbesitz montags und dienstags geschlossen. Warum das ein dramatisches Warnsignal ist.

Explodierende Betriebskosten – warum viele Berliner Museen immer öfter geschlossen bleiben

Kultur

Ausstellungserlebnis

Bezirke

Wenn der <a href="https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/vergangenheit-die-nicht-vergeht-li.208003">Begriff der Erinnerungskultur aufgerufen wird</a>, türmen sich alsbald Worthülsen und Leerformeln auf. „Wir begreifen Erinnerungskultur“, heißt es etwa im Ampel-Koalitionsvertrag vom September 2021, „als Einsatz für die Demokratie und Weg in eine gemeinsame Zukunft“. Obwohl das Vertragswerk von den Regierungsparteien im Verlauf ihrer Amtshandlungen mitgeschleppt wird wie die biblische Bundeslade, bleibt alles Weitere meist im Ungefähren.

Namhafte Historiker und Gedenkstättenleitungen wenden sich vehement gegen das Konzeptpapier von Kulturstaatsministerin Claudia Roth.

„Irgendwas mit Geschichte“ – Claudia Roths Rahmenkonzept Erinnerungskultur stößt auf Kritik

Bundesregierung

Zu Beginn des Films sitzt die junge <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/amy-winehouse">Amy Winehouse</a> sichtlich unbeholfen mit einer Klampfe auf ihrem Bett und bastelt an ein paar Liedzeilen. „Emulated all the shit my mother hated …“. Sie müsse nun einmal all die Dinge nachmachen, die ihre Mutter hasst. Ein Erklärfilm also? In dem Song „What It Is About Men“, aus dem die Verse stammen, ist die Rede vom Zwang, ein Freudianisches Schicksal zu demonstrieren.

Als die Sängerin Amy Winehouse 2011 starb, wurde sie als neues Mitglied in den Club 27 aufgenommen. Sam Taylor-Johnsons Film versucht, das Vorhersehbare zu umschiffen.

Back to black: Die Geschichte der Amy Winehouse als Film

In der Blase meines sozialen Netzwerks fragte kürzlich eine Freundin nach Songtiteln, in denen es mehr oder minder um Zeiterfahrungen geht. Sie sei zu einer Veranstaltung eingeladen und dürfe dort eine Playlist vorstellen. Kaum war der Post abgesetzt, prasselten von allen Seiten Vorschläge auf sie nieder. Bob Dylan wurde mehrfach genannt, aber auch „Time After Time“ von Cyndi Lauper und „Closing Time“ von Tom Waits.

Der Gaza-Krieg entzweit die Welt. Auch die einheimischen Debatten werden immer unversöhnlicher. Können Beyoncé und die Beach Boys helfen?

Der Gaza-Moment: Aussichten auf den Weltanschauungsbürgerkrieg

Gaza

Die Begegnung mit einem Werk des <a href="https://www.berliner-zeitung.de/archiv/das-guggenheim-museum-bilbao-leistet-sich-einen-kirchenartigen-richard-serra-raum-mit-einfachen-mitteln-so-kompliziert-wie-moeglich-li.924811">amerikanischen Bildhauers Richard Serra</a> vollzieht sich selten beiläufig. Zu brachial stehen die Stahlmonumente im Stadtraum, und wer sich in sie hineinbegibt, wird alsbald mit klaustrophobischen Ängsten konfrontiert. Das Gefühl, von bloßer Materialität erdrückt zu werden, wird durch manch ein Gebilde des 1938 in <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/san-francisco">San Francisco</a> geborenen Künstlers ausgelöst, der auch schon mal als Möbelpacker jobbte, um seine Ideen von einem radikalen Minimalismus finanzieren zu können.

Seine Stahlskulpturen befinden sich in vielen Städten der Welt. Nun ist der Mitgestalter des Denkmals für die ermordeten Juden Europas im Alten von 85 Jahren gestorben.

Auch ein Erbauer Berliner Wahrzeichen: Zum Tod von Richard Serra, dem großen Eisenbieger der Kunstwelt

Europa

Berliner Senat

Die Bekanntheit der Rollenfigur ging seinem persönlichen Ruhm lange voraus. Als Harry Klein galt der junge Fritz Wepper an der Seite des zwischen 1969 und 1976 ermittelnden TV-Kommissars Erik Ode als eine Art Blickfang für ein jüngeres Publikum. Gegen die auffällige Langsamkeit des von Erik Ode dargestellten Titelhelden („Der Kommissar“) verkörperte Harry Klein jugendlichen Elan. Und nicht selten war es dem gut aussehenden Ermittler vorbehalten, Verständnis für eine revoltierende Münchner Jugend aufzubringen, in deren Schwabinger Milieu es manch kniffliges Mordgeschehen aufzuklären galt. Harry Klein war der Langhaarigenversteher der Nation, zumindest vermochte er diesen Eindruck wie kein anderer zu vermitteln.

Für den „Kommissar“ und „Derrick“ holte er den Wagen, und an der Seite von Liza Minnelli schrieb er Filmgeschichte. Nun ist Fritz Wepper im Alter von 82 Jahren gestorben.

Durch „Cabaret“ zu Weltruhm: Zum Tod des Schauspielers Fritz Wepper

Gesundheit & Wohlbefinden

Armin Nassehi kritisiert Plakataktion der Buchmesse: Bärendienst und ausgestellte Tugendhaftigkeit

Armin Nassehi kritisiert Plakataktion der Buchmesse: Starker Eindruck von Selbstgerechtigkeit

Die Verteidigung der Demokratie findet dieser Tage auch im Saal statt, etwa bei der <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/leipziger-buchmesse">Leipziger Buchmesse</a>. Der Münchner Soziologe <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/armin-nassehi">Armin Nassehi</a> reagierte auf die <a href="https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/literatur/deutsch-israelischer-philosoph-omri-boehm-lasst-uns-die-proteste-hoeren-li.2198563">Plakataktion</a> via der Plattform X mit einer Art Kopfschütteln. Wir haben nachgefragt, was er von den Protesten „von oben“ hält.

Es sollte ein positives Signal zum Auftakt der Buchmesse sein. Für den Soziologen Armin Nassehi ist es jedoch kein gutes Zeichen, wenn die Demokratie zur Parole wird.

Twitter

So eindeutig wie die Nachricht, die die Deutsche Presse-Agentur dazu verbreitet, ist die Sache nicht. „Gutachten fordert Gesetz für Antisemitismusklausel in der Kultur“, hieß es am Mittwoch in einer Meldung der dpa zu einem von Kulturstaatsministerin Claudia Roth bei dem Berliner Rechtswissenschaftler Christoph Möllers in Auftrag gegebenen Gutachten.

Der Rechtswissenschaftler Christoph Möllers weist per Gutachten auf die Gefahren für die Kunstfreiheit hin. Der Streit um Antisemitismus in der Kultur dürfte weitergehen.

Von Claudia Roth beauftragtes Gutachten stellt staatliche Antisemitismusklauseln infrage

Deutsche Presse-Agentur

Es ist gut möglich, im Verlauf eines Gesprächs mit dem <a href="https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/omri-boehm-wahrer-universalismus-kann-nur-radikal-sein-li.272061">Philosophen Omri Boehm</a> auf den Esel zu kommen. Wer sich davon eine launige Abschweifung erhofft, wird allerdings enttäuscht. Es kann nämlich passieren, dass Boehm seine Idee eines radikalen Universalismus am Beispiel des genügsamen wie störrischen Tieres erklärt. Weil Esel oft unterschätzt werden, scheinen sie ihm geeignet, die Großbegriffe der Philosophie – Aufklärung, Freiheit, Humanismus und Menschenrechte – mithilfe der grauen Eminenzen zu erläutern.

Der Philosoph Omri Boehm hat einen Schlüsseltext zu den Fragen der Zeit geschrieben. Nun erhält er dafür den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung.

Omri Boehms „Radikaler Universalismus“ – Philosophie, die vermitteln will

Es ist eine Explosion aus Form und Farbe, zusammengesetzt aus unbeschnittenen Stoffresten, und der Titel des Wandbildes klingt wie ein Kommentar zum gegenwärtigen Geschehen in Israel und Gaza: „Palestinian Vase in a Window“ heißt eine textile Komposition der 1924 im Kibbuz Degania B in <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/palaestina">Palästina</a> geborenen Künstlerin und Tänzerin Noa Eshkol. Das Wandbild stammt aus dem Jahr 1999, aber ihre Hoffnung auf Verständigung und Frieden <a href="https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/kunst/berlin-art-week-in-noa-eshkols-nachlass-wird-tanz-zu-bildkunst-li.383897">hatte Noa Eshkol bereits sehr viel früher formuliert.</a>

Das Berliner Georg-Kolbe-Museum zeigt eine Retrospektive der israelischen Künstlerin Noa Eshkol, die auch als Kommentar zum Krieg in Gaza betrachtet werden kann.

Explosionen aus Form und Farbe in Charlottenburg: Das Werk der israelischen Tanzpionierin Noa Eshkol

Israel

Palästina

Kurz nachdem Sandra Hüllers Tränen wieder getrocknet waren, die sie zur Verleihung des Oscars an Jonathan Glazers Film <a href="https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/kino-streaming/the-zone-of-interest-mit-sandra-hueller-zeigt-die-biederkeit-der-taeter-eine-filmkritik-li.2191266">„The Zone Of Interest“</a>&nbsp;vergossen hatte, ging es wieder härter zu im Debattengeschäft. Der Spielfilm über das Alltagsleben des Lagerkommandanten Rudolf Höß und dessen Ehefrau Hedwig am Rande des NS-Vernichtungslagers von Auschwitz steht seither nicht allein im Zentrum einer ästhetischen Auseinandersetzung über die Darstellbarkeit des Holocaust, sondern auch über dessen sich unweigerlich aufdrängende oder mutwillig herbeizitierte Deutung im Kontext des aktuellen Gewaltgeschehens in Gaza.

Nach der Oscar-Verleihung an Jonathan Glazers Film „The Zone Of Interest“ und dessen Dankesrede ist eine Debatte über den Film, den Holocaust und Gaza entbrannt. Worum geht es?

Erinnert „The Zone Of Interest“ an Gaza? Erbitterte Debatte um Film

Es gehört zu den eher peinlichen Momenten von <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/popkultur">Rockkonzerten</a>, wenn die Stars von der Bühne ihre Fans zum Mitsingen zu animieren versuchen. Mangelende Textkenntnis und ein unsicheres Gespür für Einsatz und Rhythmus führen dann zu beschämenden Klangergebnissen, ehe der Star von der Bühne mit der Dominanz des verstärkenden Mikrophons wieder übernimmt.

Zusammen mit seiner Band Cockney Rebel schrieb er Popgeschichte. Nun ist der exzentrische Performer Steve Harley im Alter von 73 Jahren gestorben. Ein Nachruf.

Steve Harley ist tot: Nachruf auf eine Pop-Ikone 

London

In den 1980er-Jahren klangen Pop-Metaphern so plausibel wie diese: Während die einen noch umständlich über Flügel reden, so sangen leicht beschwingt und ein wenig überorchestriert The Waterboys, beginnen andere bereits zu fliegen. So oder ähnlich lautete eine Zeile aus „The Whole Of The Moon“, mit dem die Waterboys hitverdächtig auf der Szene erschienen und quer durch alle Stilrichtungen die Gier nach neuen Sounds befriedigten. Den Kern der 1981 gegründeten Band bildeten der Sänger und Gitarrist Mike Scott und der Saxofonist Anthony Thistlewaite, 1983 stieß der Keyboarder Karl Wallinger hinzu, der mit seinem Gespür für Tasten und viele andere Instrumente dem Song eine drängende Grundstruktur verlieh.

Bei der Band The Waterboys war Karl Wallinger der Keyboarder. Später arbeitete er mit Peter Gabriel und anderen. Nun ist Wallinger im Alter von 66 Jahren gestorben.

Karl Wallinger ist tot – Nachruf auf den Keyboarder der Waterboys 

Aufarbeitung – das Wort klingt nach Arbeitsgruppe, Gedächtnisprotokoll und Selbstvergewisserung. Aber wenn sie <a href="https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/debatte/berlinale-eklat-die-wohlfeilen-reaktionen-von-claudia-roth-und-kai-wegner-am-tag-danach-li.2191046">seitens der Kulturstaatsministerin Claudia Roth für ein auf symbolischer Ebene entglittenes Filmfestival angemahnt wird</a>, darf man vermuten, dass eine derartige therapeutische Nachbehandlung sich unter milder Betrachtung ihrer eigenen Rolle zu vollziehen habe.

Nach dem Berlinale-Eklat hat Kulturstaatsministerin Claudia Roth Aufarbeitung angemahnt. Hat sie dabei auch an ihre eigene Rolle gedacht? Eine Begriffsklärung.

Harry Nutt

Moden der Sensibilität: „Die vulnerable Gesellschaft“ von Frauke Rostalski

Die Uni-Proteste in Berlin und der lange Schatten der Solidarität

Kühler Zeitzeuge des Schreckens: Zum Tod des Holocaust-Überlebenden Ivan Ivanji

Wenn Standpunkte in Baugruben verschwinden – „Timescapes“, das Langzeitprojekt des Michael Ruetz

„Bedingt abwehrbereit“: Das Dilemma des Pazifismus

Cat Power seziert im Admiralspalast die Songs von Bob Dylan und begeistert

Vertrauen und Macht: Museen sind die geheimen Kraftzentren der Gesellschaft

Gitarrenlegende der Allman Brothers Band – zum Tod von Dickey Betts

Outlaw Music Festival: Was rüstige Rentner gemeinsam auf die Bühne treibt

Der Streit um das Tucholsky-Museum in Rheinsberg verschärft sich

Klaus Mann – ein Leben im Rausch

Explodierende Betriebskosten – warum viele Berliner Museen immer öfter geschlossen bleiben

„Irgendwas mit Geschichte“ – Claudia Roths Rahmenkonzept Erinnerungskultur stößt auf Kritik

Eine starke Frau fürs Kino: Die Geschichte der Amy Winehouse als Film

Der Gaza-Moment: Aussichten auf den Weltanschauungsbürgerkrieg

Auch ein Erbauer Berliner Wahrzeichen: Zum Tod von Richard Serra, dem großen Eisenbieger der Kunstwelt

Durch „Cabaret“ zu Weltruhm: Zum Tod des Schauspielers Fritz Wepper

Armin Nassehi kritisiert Plakataktion der Buchmesse: Bärendienst und ausgestellte Tugendhaftigkeit

Von Claudia Roth beauftragtes Gutachten stellt staatliche Antisemitismusklauseln infrage

Omri Boehms „Radikaler Universalismus“ – Philosophie, die vermitteln will

Explosionen aus Form und Farbe in Charlottenburg: Das Werk der israelischen Tanzpionierin Noa Eshkol

Erinnert „The Zone Of Interest“ an Gaza? Erbitterte Debatte um Film

„Die beste Zeit unseres Lebens“: Zum Tod des Popmusikers Steve Harley

Einfach losfliegen – zum Tod des walisischen Pop-Avantgardisten Karl Wallinger

Nach dem Berlinale-Eklat: Aufarbeitung der kulturellen Selbstherrlichkeit