Fotokunst

Wenn Standpunkte in Baugruben verschwinden – „Timescapes“, das Langzeitprojekt des Michael Ruetz

Er war einer der wichtigsten Chronisten der 68er-Bewegung. Die Akademie der Künste zeigt nun sein fast 60 Jahre umfassendes Langzeitprojekt „Timescapes“.

Michael Ruetz bei Aufnahmen zum „Timescape“-Projekt, Standfoto aus dem Film „Facing Time“. 
Michael Ruetz bei Aufnahmen zum „Timescape“-Projekt, Standfoto aus dem Film „Facing Time“. Ilijew und Michael Ruetz

Eine der berühmtesten Aufnahmen des Berliner Künstlers und Fotografen Michael Ruetz zeigt einen Polizeibeamten, der sich verängstigt die Hände vor das Antlitz hält. Die Schutzgeste galt nicht seiner körperlichen Unversehrtheit, sondern der Gefahr, in einem buchstäblichen Sinn das Gesicht zu verlieren. Die Szene ereignete sich am Rande einer West-Berliner Studentendemonstration des Jahres 1967, und der Fotograf schien dabei alles andere als ein neutraler Beobachter zu sein. Das Entreißen der Anonymität wurde als eine Art Enttarnungsakt staatlicher Gewalt aufgefasst, und eine wichtige Waffe war in der gesellschaftlichen Konfliktphase jener Jahre das Gespür des Dokumentaristen für den richtigen Augenblick.

Berliner Zeitung

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