Benedikt Kendler studiert an der Freien Universität Berlin Geschichtswissenschaft und ist als studentische Hilfskraft am Sonderforschungsbereich 1512 „Intervenierende Künste“ beschäftigt. Als freier Autor schreibt er unter anderem für die Berliner Zeitung, den Musikexpress und tipBerlin. Besonders interessiert er sich dabei für Rap und dessen gesellschaftliche Dimensionen.

Aus dem <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/spandau">Spandauer</a> Kinderzimmer in die Charts: Seit mehr als zwanzig Jahren machen die Berliner Vincent Stein und Dag-Alexis Kopplin zusammen Musik. Und das mit extremem Erfolg. Kennengelernt haben sie sich in der siebten Klasse. Sie wurden beste Freunde, legten sich Punkfrisuren zu und gründeten eine Band: Stonedeafproduction, kurz SDP. Mit sechzehn Jahren spielten sie ihr erstes Konzert in der Aula ihrer Schule, rappten: „SDP oben an der Havel. Bis nach Berlin City hört man unser Geschwafel.“ Inzwischen hört man es im ganzen Land.

Die Spandauer Band SDP hat es mit eingängiger Guter-Laune-Musik bis an die Spitze der Charts geschafft. Im Interview wehren sie sich gegen Kritik: „Das ist doch nur Feuilletongequatsche!“

16:9

Die Berliner Band SDP träumt von endlosen Partys: „Das Gegenteil von durchkalkulierter Plastikmusik“?

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Brandenburger Rapper Finch in der Berliner Uber-Arena: Zwischen Provokation und Trabis

Brandenburger Rapper Finch betreibt in der Berliner Uber-Arena ostdeutsche Identitätspolitik

„Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit der Tagesschau“: Um 20 Uhr erklingt das bekannte Intro. Nicht im heimischen Wohnzimmer, sondern am Halloween-Freitagabend in der <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/uber-arena">Uber-Arena</a> in <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/friedrichshain-kreuzberg">Friedrichshain</a>. Es folgt ein Zusammenschnitt von Medienberichten, in denen es um den Protagonisten des heutigen Abends geht: Nils Wehowsky, besser bekannt als Finch. So gut wie alle sind negativ: „Ist das nicht dieser Rechtsausleger, der <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/afd">AfD</a>-Kommentare zu Raptexten verwurstet?“, fragt eine Stimme. An anderer Stelle wird in Bezugnahme auf den alten Künstlernamen des Musikers schlicht konstatiert: „Finch Asozial wird seinem Namen gerecht.“

Der Fürstenwalder Finch spielt den Ossi-Proll und gefällt sich in der Rolle des medialen Außenseiters. Wie war das Konzert in Berlin?

Brandenburger Rapper Finch in Berliner Uber-Arena: Zwischen Provokation und Trabis

Berlin

Brandenburg

Bezirke

Es ist März 2028. Die <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/nato">Nato</a> ist auseinandergebrochen. Zwölf der ehemaligen Bündnispartner haben sich einer Söldnerarmee, der „Pax Armata“, angeschlossen. Es herrscht Krieg. Und ich bin mittendrin. Als Teil der Nato-Offensive auf das von der „Pax Armata“ kontrollierte Gibraltar. Wir nähern uns mit schwimmenden Panzern dem Land, es kommt D-Day-Feeling auf, in Analogie dazu wurde mir auch bereits von hochrangiger Stelle versichert, mit meinem Einsatz den „Frieden zu sichern“, und so sitze ich hinter dem Geschütz: Wenn ich gegnerische Befestigungen, sich im Schützengraben verschanzende Infanterie oder feindliche Fahrzeuge sehe, schieße ich. Dazu ertönen in meinem Kopf die Zeilen vom Rap-Trio K.I.Z: „Ja, ich sitz im Panzer, ja, ich rolle tief / Blaka, blaka, blaka macht die Artillerie“ summe ich innerlich, während ich den Strand von Feinden reinige.

Der Ego-Shooter „Battlefield 6“ entfaltet ein dystopisches Szenario, das erschreckend realistisch wirkt. Was sagt uns das über Militarisierung, jugendlichen Pazifismus und die Wehrpflicht?

Battlefield 6: Darf ich an der Konsole Krieg spielen, während er draußen tobt?

Russland

Ukraine

Die Konzertreihe Unreleased Berlin ist schon längt kein Geheimtipp mehr, sondern eines der angesagtesten <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/hiphop">HipHop</a>-Events der Stadt. Der Clou: Das Publikum weiß vorher gar nicht, wer alles auf der Bühne stehen wird. Neben absoluten Newcomern umfasste das Line-Up in der Vergangenheit auch immer wieder Stars wie <a href="https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/musik/hip-hop-star-trettmann-aus-chemnitz-im-interview-li.2223364">Trettmann</a>, <a href="https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/musik/nina-chuba-in-der-wuhlheide-besser-als-depeche-mode-li.2340741">Nina Chuba</a> oder <a href="https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/musik/ski-aggu-friends-beim-berlin-konzert-in-der-wuhlheide-li.2344642">Ski Aggu</a>. Im Gepäck haben die Künstler dann jeweils zwei bis drei Songs, mindestens einer von ihnen muss noch unreleased, also unveröffentlicht sein. Federico Battaglia, einer der drei Gründer der Konzertreihe vergleicht das Konzept mit einer Weinprobe: „Da gehört es ja auch dazu, dass einem der eine besser und der andere schlechter schmeckt. Und dass man sich dann darüber mit den anderen austauscht.“ Nun kehrt Unreleased mit einem eintägigen Open-Air-Festival aus der Sommerpause zurück. Stattfinden wird es im Revier Südost, einem alten Fabrikareal in <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/schoeneweide">Schöneweide</a>, <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/treptow-koepenick">Treptow-Köpenick</a>. Vom Kaiserreich bis in die frühen Nachwendejahre wurde hier Bier produziert, ehe die Bärenquell-Brauerei in den 1990er-Jahren ein Lost Place und Hotspot der Graffiti-Szene wurde. Das Gelände strahle eine „urbane Atmosphäre“ aus, die super zu Unreleased passe, sagt Battaglia, den wir vor Ort treffen.

Bei der Rap-Reihe Unreleased Berlin weiß das Publikum vorab nicht, welche Musiker auftreten. Handyaufnahmen sind verboten. Nun veranstalten die Gründer ein Festival. Das Interview.

Festival Unreleased Berlin mit Handyverbot im Revier Südost in Schöneweide: Rap als Weinprobe

Treptow-Köpenick

Gegen 21.40 Uhr bahnt sich am Donnerstagabend ein muskulöser Mann im Sportleroutfit den Weg durch die Menge. Die Scheinwerfer sind auf ihn gerichtet, die Handykameras und Blicke auch. Ihm wird zugejubelt. Er klatscht mit seinen Fans ab. Sein Blick ist fokussiert. Angriffslustig. Drake wirkt, als mache er sich für den Kampf seines Lebens bereit. Und dabei ging man eigentlich davon aus, dass er seinen größten Kampf gerade erst verloren hat. Gegen seinen Erzrivalen <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/kendrick-lamar">Kendrick Lamar</a>. Ein Disstrack-Marathon endete mit dem recht einhelligen Fazit, dass Kendrick besser abgeliefert hatte. Vor allem musste Drake aber die wohl bisher größte Schmach seiner Karriere einstecken: Kendrick Lamar brach mit dem gegen ihn gerichteten Disstrack „Not Like Us“ nicht nur zahlreiche Streamingrekorde, die zuvor Drake gehalten hatte, sondern spielte ihn auch noch in der ihm angetragenen Halbzeitshow des Super Bowls. Also vor Augen und Ohren so gut wie der gesamten westlichen Welt.

Zuletzt musste er im öffentlichen Streit mit Kendrick Lamar viel einstecken, aber bei dem ersten von drei Berliner Konzerten gibt sich Drake angriffslustig. Und zugleich nahbar.

Drake-Konzert in der Uber-Arena Berlin: Weltstar gibt sich kampfbereit

Die Übergangsjacke aus dem Kleiderschrank gekramt und los geht’s zur Parkbühne in der Wuhlheide. Ist das ein Regentropfen beim Aussteigen am S-Bahnhof? Vielleicht nur Einbildung. Denn eigentlich soll es trocken bleiben an diesem Freitagabend. Nach Sommer fühlt es sich aber jedenfalls definitiv nicht mehr an. Ein ziemlich frischer Wind weht schon den ganzen Tag über in Berlin und lässt auch in den frühen Abendstunden nicht locker. Der Himmel ist grau. Vorstellbar, dass sich Tarek Ebéné, Maxim Drüner, Nico Seyfried von der Rap-Gruppe K.I.Z ein wenig ärgern: Da spielt man unfassbare dreimal in Folge in der Wuhlheide, und dann schlägt das Wetter ausgerechnet an diesem Wochenende um und kündigt den Herbst an.

Gleich an drei Abenden in Folge treten K.I.Z in der Wuhlheide auf. Im Gepäck haben sie eine Mischung aus Konzert und Kabarett. Was ist da los?

K.I.Z in der Wuhlheide: Als die Hook einsetzt, wird ein Bengalo gezündet

Ski Aggu in der Berliner Wuhlheide: „Fabian Reese ist unser Messias“

Ski Aggu in der Berliner Wuhlheide: „Die krankste Show, die wir je erlebt haben“

Während für viele gerade die Sommerferien begonnen haben, freuen sich andere über die vorlesungsfreie Zeit an der Uni. Für alle in der Schlange am Eingang der Parkbühne Wuhlheide vor dem <a href="https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/musik/wilmersdorfer-rapper-ski-aggu-in-palermo-erklaert-er-warum-er-im-urlaub-den-berliner-muell-vermisst-li.2334107">Ski-Aggu</a>-Konzert gilt am Samstagabend, dem 26. Juli, aber zumindest: Es ist Wochenende. Und ob Schul-, Semesterferien oder eben Wochenende: Das muss gefeiert werden. Kurzer Outfit-Check: Bauchtasche, Sonnenbrille und Cap sind insbesondere bei den männlichen Besuchern angesagt. Gelegentlich auch mal ein Anglerhut oder eine Ski-Brille, wie das Idol sie selbst auch trägt. Aber nichts scheint für den Swag so existenziell wie ein Fußballtrikot. Bei den Fans des „Wilmersdorfs Kind“ von Ski Aggu stehen natürlich vor allem Hertha-BSC-Trikots hoch im Kurs. Insbesondere mit Spielerflock von <a href="https://www.berliner-zeitung.de/sport-leidenschaft/hertha-bsc/hertha-bsc-anders-als-vor-einem-jahr-darf-fabian-reese-auf-dem-platz-stehen-li.2339045">Kapitän Fabian Reese</a>.

Am Vorabend  ging es im Moshpit wohl etwas zu sportlich zu: Das Wilmersdorfer Kind Ski Aggu fuhr in der Wuhlheide im Rollstuhl auf die Bühne. Und dann?

Politik

Wir treffen den Sänger Jan Gorkow alias Monchi und den Trompeter Max Bobzin von der <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/mecklenburg-vorpommern">mecklenburg-vorpommerischen</a> Punkrock-Band <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/feine-sahne-fischfilet">Feine Sahne Fischfilet</a> in ihrem Probenraum am <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/rostock">Rostocker</a> Hafen. Hier spielen sie sich für die Release-Konzerte zu ihrem neuen Album „Wir kommen im Frieden“ ein. Ein Bekenntnis zu neuer Harmonie ist der Albumtitel aber nur bedingt. „Das ist schon doppeldeutig gemeint. Wir kommen mit ausgestreckter Hand, aber die kann auch schnell zu einer Faust werden“, erklärt Max Bobzin. Die Zeiten, in denen es die linke Band vor allem dem eigenen politischen Lager recht machen wollte, sind vorbei. „Vor ein paar Jahren haben wir manchmal noch geglaubt, diesen oder jenen politischen Standpunkt vertreten zu müssen, um gemocht zu werden. Heute haben wir da eine ganz andere Attitüde und sagen mit breiter Brust: Scheiß drauf, dann finden dich halt einige Menschen kacke“, führt Bobzin aus.

Engagiert gegen Nazis, aber auch von woken Großstadtlinken genervt: Die Punkband Feine Sahne Fischfilet hat den Parolen abgeschworen und lebt neue Ambivalenzen. Ein Treffen in Rostock.

Ostdeutsche Punkband Feine Sahne Fischfilet: „Mit AfDlern redet man nicht? Ja, wo lebst du denn?“

Berlin wählt

Die Fassade des Hauses, in dessen Erdgeschoss die sagenumwobenen Gemächer liegen, ist von einer geradezu hässlichen, funktionalen Nachkriegslangeweile. Doch nach Einbruch der Dämmerung verleiht ein rötlicher Schriftzug dem Ort einen magischen Reiz: „<a href="https://www.berliner-zeitung.de/food/food-berlin-die-paris-bar-ist-wie-eine-zeitreise-allein-der-mythos-zaehlt-li.306274">Paris Bar</a>“ steht dann da. Nur Unwissende vermag er an ein Striptease-Etablissement zu erinnern, dem ortskundigen <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/westberlin">West-Berliner</a> ist er dagegen ikonisches Wahrzeichen der City-West. Drinnen, in den zu Zeiten der Mauer oft als „Wohnzimmer der Berliner Boheme“ titulierten Räumlichkeiten, erinnert noch vieles an die 1950er-Jahre, als die Paris Bar von dem französischen Soldaten Jean Coupy gegründet und schnell zu einem Treffpunkt von Professoren und Studenten der nahegelegenen Hochschule für Bildende Künste wurde.

„West-Berlin“ heißt die neue Platte von Prinz Pi. Wir haben ihn in der Paris Bar getroffen. Ein Gespräch über Debattenkultur, Verschwörungstheorien und den Westen von Berlin.

Berliner Rapper Prinz Pi: „Die Mauer, sie fiel – doch fiel sie wirklich?“

Die „linksradikalen Steineschmeißer“ und der „rechte Grünen-Hasser“: Dass die Punkrockband <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/feine-sahne-fischfilet">Feine Sahne Fischfilet</a> und der <a href="https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/musik/brandenburger-rapper-finch-im-interview-ueber-politik-ich-lasse-mich-nicht-instrumentalisieren-li.2291796">Rapper Finch</a> mal gemeinsame Sache machen würden, hatte wohl nicht jeder auf seiner Bingo-Karte für 2025. Auch wenn die ihnen – vor allem von ihren jeweiligen Kritikern – oftmals zugeschriebenen Attribute stark überspitzt sind, schienen Finch und Feine Sahne Fischfilet doch völlig verschiedenen Welten zu entstammen. Während Finch mit seinem prolligen, dorfdiscotauglichen Partyrap auf sich aufmerksam machte, fand der um prägnante Trompetentöne ergänzte und von politischen Parolen durchzogene Punkrock von Feine Sahne Fischfilet vor allem im linken Lager Anhänger. Nun verbinden sich die beiden Welten. Auch, weil der Rapper aus dem <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/brandenburg">brandenburgischen</a> <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/fuerstenwalde">Fürstenwalde</a> und die Band aus <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/mecklenburg-vorpommern">Mecklenburg-Vorpommern</a> ein gemeinsames Thema gefunden haben: den Kampf gegen Rechtsaußen. Formiert sich hier etwa eine neue <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/antifa">Antifa</a>&nbsp;Ost?

Die Punkrocker aus Mecklenburg-Vorpommern und der Rapper aus Fürstenwalde suchen nach Gemeinsamkeiten. Und legen sich mit Nazis an. Was wir von ihnen lernen können.

Finch aus Brandenburg und Feine Sahne Fischfilet aus Meck-Pomm: Sieht so die neue Antifa Ost aus?

Ostdeutsche Bürgermeister

Ostdeutschland

K.I.Z in der Max-Schmeling-Halle: Die Friedensfreunde aus dem Görlitzer Park

K.I.Z in der Max-Schmeling-Halle: Live wirken die Texte doch noch mal brutaler

„Wir träumen von Frieden“, schallt es zum Beginn des Konzerts am Freitagabend aus Tausenden von Kehlen in der ausverkauften Max-Schmeling-Halle. Anlass dafür ist nicht Bob Dylan oder ein John-Lennon-Greatest-Hits-Abend, sondern: die Berliner Rap-Gruppe K.I.Z. Sie ist mit ihrem <a href="https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/musik/kiz-goerlitzer-park-die-kritik-zum-neuen-album-li.2228044">aktuellen Album „Görlitzer Park“</a> in die Halle am Mauerpark gekommen. Die drei Musiker (Tarek Ebéné, Maxim Drüner, Nico Seyfried) stehen in einheitlichen cremefarbenen Windbreakern und Cargo-Hosen auf der Bühne. Hinter ihnen: drei weiße Monolithen, der mittlere deutlich größer als die zu seiner Seite. Ein Phallussymbol, das sich langsam mit Nebel füllt.

Tarek, Maxim und Nico haben „Mixed Feelings für die Nato“ und reichlich provokante Songtexte. So war das Konzert in Berlin.

Für gewöhnlich – und wenn es für ihn gut läuft – steht der Voract bei einem Konzert nicht im Mittelpunkt. Vielmehr soll er das Publikum auf den Abend einstimmen, den Einlass etwas entzerren und der Bar noch ein paar Kunden zutreiben. Aber am Donnerstagabend ist alles ganz anders. Die <a href="https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/musik/antilopen-gang-attackiert-scholz-faellt-der-kanzleramtschef-ihm-in-den-ruecken-li.2203718">Antilopen Gang</a> ist in der Columbiahalle zu Gast; und bei dem Voract handelt es sich um niemand Geringeren als Panik Panzer, der zusammen mit Koljah und <a href="https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/musik/untitled-li.351394">Danger</a> Dan selbst ein Drittel der Band bildet. An diesem 6. März feiert er seinen 40. Geburtstag. Und weil einem die Musik bekanntlich auf jeder Geburtstagsfete dann am meisten zusagt, wenn man sich selbst um sie kümmert, hat Panik Panzer beschlossen, dieses Ereignis mit einer Soloshow vor dem eigentlichen Konzert zu zelebrieren.

Der erste Abend des Finales zur „Alles muss repariert werden“-Tour war eine familiäre Geburtstagssause. Politisch wurde es dennoch. Das Anti trägt die Band im Namen. Die Konzertkritik.

Die Antilopen Gang in der Berliner Columbiahalle: „Mittelfinger hoch für alle Faschisten auf der Welt“

Er meldet sich aus „Deutschland, <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/sachsen">Sachsen</a>, <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/leipzig">Leipzig</a>, Westplatz“ zu Wort: Der <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/hiphop">Rapper</a> HeXer, Mitte 20, beschreibt auf seinem neuen Song „Jeden Tag“ die Stimmung in seiner Heimatstadt kurz vor der <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/bundestagswahl">Bundestagswahl</a> 2025. Gut ist sie nicht: „Seit spätestens vier Jahren sehe ich gefühlt hier jeden Tag nur graue, gestresste Gesichter“, rappt er. Seine „Homies im Park ziehen Fresse“ und haben, obwohl sie dem kapitalistischen Systemdruck nachgeben, doch keine Zukunft: „Sag mir, was dran gerecht ist?“, fragt HeXer. Artikuliert sich hier einer der zahlreichen jungen&nbsp;<a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/ostdeutschland">ostdeutschen</a>&nbsp;männlichen <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/afd">AfD</a>-Wähler? Mitnichten. Im Musikvideo posiert HeXer vor Transparenten mit gesprayten Aufschriften wie „FCK AFD“ oder „Klassenkampf“. Nach wohlfeilem Brandmauer-Feel-Good-Aktivismus klingt der Song aber auch nicht. Viel zu wütend ist der Ton, viel zu düster die Beschreibung seines Leipziger Umfeldes: „Keiner hier regelt was / Sehe die Scheiße jeden Tag“, rappt er.

Mit „Jeden Tag“ glückt HeXer ein Anti-AfD-Song, der frei von moraliner Status-quo-Verteidigung ist. Kann es gelingen, den Topos der Herrschaftskritik von links zurückzuerobern?

Leipziger Rapper HeXer zur Bundestagswahl: „Sehe die Scheiße hier jeden Tag“

Bundestagswahl

Ausgelassene Stimmung, gutes Essen, hochprozentige Drinks und dicke Joints: Den Jahreswechsel von 2023 auf 2024 verbrachte der Berliner Rapper <a href="https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/musik/rapper-monk-aus-berlin-schoeneberg-diese-stadt-ist-voller-hass-so-viele-demons-hier-li.2184027">Monk</a> in dem bergigen Umland der südfranzösischen Stadt <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/toulouse">Toulouse</a>. Mit im Gepäck hatte er seine vertrauten <a href="https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/musik/die-schoeneberger-rapcrew-hat-zur-party-geladen-bhz-in-der-columbiahalle-li.262085">BHZ</a>-Produzenten Samy, Themba und MotB, zudem einen weiteren Freund sowie eine Mission: neue Musik für ein zweites Soloalbum nach dem Debüt „Hellwach“ von 2020 aufnehmen. „Ich wollte einfach frei raus Musik machen; das ist, was mir mit am meisten Spaß macht“, erzählt er heute bei unserem Treffen. Eine Gruppe von Freunden, die ohne großes Nachdenken ihre Gefühle zu Musik machen – und das eigene Lebensgefühl zwischen <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/spaeti">Späti</a>-Cornern und <a href="https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/abschottung-am-tresen-warum-ich-sehr-deutsche-berliner-eckkneipen-lieber-meide-li.227240">Eckkneipen</a>-Chillen, zwischen jugendlichem Exzess und Coming-of-Age-Schmerz auf unbeschwerten Trap-Beats artikulieren: Das war immer die DNA der <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/schoeneberg">Schöneberger</a> Rap-Crew BHZ, deren Mitglied Monk ist. Und weil sie damit auch das Lebensgefühl eines Großteils der mit ihnen heranwachsenden Hauptstadtgeneration traf, die sich nicht mit der Gangsta-Attitüde und der aufgeplusterten Männlichkeitsprosa von „harten“ Rappern, sondern vielmehr mit dem nahbaren, ehrlichen und auch mal verletzlichen BHZ-Sound identifizierte, wurde sie zum Inbegriff der Berliner Rap-New-Wave der frühen 2020er-Jahre.

Die Rap-Crew BHZ hat lange die Leichtigkeit der Jugend zelebriert. Dann starb ihr Mitglied Dead Dawg. Auf seinem Solo-Album versucht Monk nun, den Verlust zu verarbeiten. Ein Treffen.

Rapper Monk aus Schöneberg mit neuem Album „Küss Herz“: Lieder von den traurigen Jungen

Schöneberg

Mit „Zeit, dass sich was dreht“ hat Soho Bani seinen politischen Anspruch offenbart. Auf dem neuen Album geht es auch um Kokain und innere Leere. Wir waren bei ihm im Studio.

Rapper Soho Bani: „Berlin wird immer mehr zu einer Stadt, in der eine kleine Elite gut leben kann“

Wedding

Wohnen

Auf seinem Debütalbum „Haut wie Pelz“ verhandelt der Berliner Rapper Apsilon das Erbe seiner Großeltern, die als sogenannte „Gastarbeiter“ aus der Türkei nach Deutschland kamen, und zeichnet das düstere Bild einer diskriminierenden, ignoranten und gefühlskalten deutschen Gesellschaft. Diese mit viel Wut im Bauch vorgetragene Anklage verbindet Apsilon mit einer Beschreibung der sozialen Realität, die er in dem ehemaligen Arbeiterbezirk und heute stark migrantisch geprägten <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/moabit">Moabit</a> tagtäglich beobachtet: „Deutschland, ja, du kannst uns abschieben / deine Rentner sammeln trotzdem Pfandflaschen aus den Tonnen“, rappt er etwa auf dem Song „Koffer.“ Anlässlich seiner Albumveröffentlichung haben wir Apsilon getroffen.

Der Moabiter Rapper Apsilon über Wut auf die Polizei, die Silvesterkrawalle 2022, sein Debüt-Album „Haut wie Pelz“ und die Frage, was Heimat in Berlin ausmacht.

Berliner Rapper Apsilon im Interview: „Moabit ist für mich viel mehr Heimat als die Bundesrepublik“

Moabit

Die Berliner Antilopen Gang attackiert den linken Antisemitismus: „Fick die Universität und die Bücher, die ihr lest!“ Obwohl sie selbst links sind. Und jetzt? Eine Albumkritik.

Antilopen Gang: „Alles muss repariert werden“ – aber wo zur Hölle ist der Handwerkskasten?

Europa

Israel

Rapper Eko Fresh im Interview: „Am Kottbusser Tor liegt die Liebe in der Luft“

Rapper Eko Fresh im Interview: „Hochdeutsch ist unsere gesellschaftliche Grundlage“

Er kommt gerade aus seiner „zweiten Heimat“, als wir Eko Fresh zum Interview treffen: Am Kottbusser Tor in <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/friedrichshain-kreuzberg">Kreuzberg</a> hat er gefrühstückt und vielleicht auch in Erinnerungen an alte Zeiten geschwelgt; daran gedacht, wie er als gerade mal Achtzehnjähriger, mit dem Traum Rapstar zu werden, nach Berlin gekommen ist; daran, wie er dann als rechte Hand von <a href="https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/musik/berliner-rapper-kool-sava-im-interview-mit-groupies-darf-man-nicht-schlafen-li.2167297">Kool Savas</a> dabei war, als in Berlin der deutschsprachige Straßenrap aus der Taufe gehoben wurde, der düster und ungeschminkt im Vokabular seiner Protagonisten vom harten Leben in der Perspektivlosigkeit handelte und fortan für das Genre stilprägend war – oder daran, wie er sich mit seinem DJ eine Wohnung in der Sorauer Straße am Schlesischen Tor für 500 Mark teilte und von dort aus die Underground-Szene der Stadt erkundete. Heute lebt Eko Fresh wieder in seiner Rheinländer Heimat, in der Nähe von Köln in einem Reihenhaus, das man „für Rap-Verhältnisse schon spießig“ nennen kann, wie er selbst sagt. Im Gespräch kann er einen leichten kölschen Dialekt nicht verbergen.

Eko Fresh war dabei, als im Berlin der 2000er-Jahre der Straßenrap seinen Siegeszug antrat. Mit uns spricht er über seine Zeit in der Hauptstadt, die AfD und seine Liebe zu Deutschland.

Rapper Eko Fresh erinnert sich an Berliner Zeiten im Interview: „Am Kottbusser Tor liegt die Liebe in der Luft“

Hamburg

Köln

Der Lichtenberger Liedermacher Elias und sein Tape „Verlieren/Gefunden“: Lechzen nach Zweisamkeit

Elias: Der Berliner Liedermacher über sein Debüt-Album „Verlieren/Gefunden“

Der Berliner Sänger Elias steht für einen experimentellen Sound der Intimität. Wir haben Elias in einem Park in Lichtenberg getroffen. Wie geht Liebe ohne Kitsch?

Der Lichtenberger Sänger Elias und sein Tape „Verlieren/Gefunden“: Lechzen nach Zweisamkeit

Lichtenberg

Das <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/friedrichshain-kreuzberg">Kreuzberger</a> Rap-Trio K.I.Z hat ein Album veröffentlicht, mit dem so wohl keiner gerechnet hat. In der Vergangenheit waren sie für ihre provokativen, rebellischen, die Grenzen jeglichen Geschmacks gezielt überschreitenden, manchmal aber auch ziemlich klugen Zeilen bekannt, mit denen sie den Zeitgeist und seine Ideologien entlarvten. Ihre Songtexte setzten sich aus diffus ineinander verwobenen, nicht mehr zu isolierenden und hemmungslos überzeichneten Stimmen zusammen, die sich gegenseitig zu immer krasseren Aussagen hochschaukelten, um sich dann zu widersprechen; Stimmen, die sich mal im Ton absoluten Ernstes, dann mit dezidierter Ironie artikulierten und dabei meistens beides waren. Nur eines waren diese Stimmen nie: die von Maxim Drüner, Tarek Ebéné und Nico Seyfrid, aus deren rappenden Mündern sie kamen.

Das Berliner Rap-Trio K.I.Z verwebt Autobiografisches mit Politischem. Dieser neue Ton steht den Kreuzbergern gut, aber an einer Stelle lassen sie Mut vermissen. Die Kritik.

K.I.Z – „Görlitzer Park“: Die Kritik zum neuen Album der Band aus Berlin-Kreuzberg

Aus seinem Kinderzimmer konnte Pavel Brunssen an Spieltagen des <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/sv-werder-bremen">SV Werder Bremen</a> das Flutlicht des nahen Weserstadions sehen, den Fan-Gesängen lauschen und so die einzigartige Fußball-Aura aufsaugen, für die er bis heute eine große Faszination aufbringt. Als er jedoch mit zunehmendem Alter und erwachtem gesellschaftlichen Bewusstsein bei den Sprechchören so mancher Fans genauer hinhörte, musste er immer wieder <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/antisemitismus">antisemitische</a> Sprechchöre vernehmen. Und sich fragen: „Wie kann etwas so Wunderbares wie der Fußball manchmal auch so abstoßend sein?“

Erinnern und Kämpfen: Bei der Konferenz in Berlin ging es um die Rolle des Fußballs bei den Nazis und das heutige Engagement gegen Antisemitismus im Sport.

„Football and Remembrance“: Wie der Nahostkonflikt auf Berliner Fußballplätzen spürbar wird

Sport

Nationalsozialismus

SV Werder Bremen

Erstaunlich, dass ein so gegenwärtiger Popstar wie Apache 207 noch auf fossile Energien setzt. Eine ganze Tankstelle, auf den Namen „Apache Oil“ getauft, bildet am Mittwochabend die Kulisse für sein Konzert in der kürzlich umbenannten Multifunktionsarena am <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/ostbahnhof">Ostbahnhof</a>: der Uber-Arena. Inklusive Zapfsäulen, Waschanlage und Kiosk.

Bei seinem Konzert in Berlin gibt Apache 207 alles, um seinem Publikum einen launigen Abend abseits aller Sorgen zu ermöglichen. Reicht das? Die Kritik.

Apache 207 in der Berliner Uber-Arena: So war das Konzert des Rappers von nebenan

Der Wind peitscht <a href="https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/berlin-kieze-tour-senator-fuer-stadtentwicklung-andreas-geisel-spd-die-gropiusstadt-sozialer-brennpunkt-slum-oder-schoene-wohngegend-stadt-der-zukunft-li.269510">durch die Häuserschluchten der Gropiusstadt.</a> Es ist ein grauer und verregneter Morgen. Die Menschen eilen geschäftig durch die Straßen. Vor den Gropius-Passagen, einer gigantischen Einkaufsmall, die kaum einen Konsumwunsch offenlässt, treffen wir den Rapper Luvre47.

Im HipHop von Luvre47 geht es um Plattenbauten, einsame Rentner und orientierungslose Heranwachsende. Aber auch um Zusammenhalt und Rebellion. Ein Treffen in Gropiusstadt.

Der Berliner Rapper Luvre47 aus Gropiusstadt: „Treppenhaus riecht nach gerauchtem Koks“

Neukölln

2006. Es ist Fußball-WM in Deutschland, und das Land versucht, sein weltoffenes Gesicht zu zeigen. „Die Welt zu Gast bei Freunden“, lautet das offizielle Motto, und der Titelsong kommt von <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/herbert-groenemeyer">Herbert Grönemeyer</a>: „Zeit, dass sich was dreht“ heißt er und steht ebenfalls im Geist der Werte Vielfalt, Toleranz und Respekt. Das dazugehörige Musikvideo zeigt ein fröhliches, buntes Miteinander.

„Zeit, dass sich was dreht“ statt „Für immer Frühling“: Warum der Weddinger Rapper Soho Bani den perfekten Soundtrack für die Anti-AfD-Proteste liefert. Ein Kommentar.

Berliner Rapper Soho Bani macht Grönemeyers „Zeit, dass sich was dreht“ zur Hymne gegen rechts

„Wir sind heute in der Heimatstadt“, stellt der Schöneberger Rapper Luciano zu Beginn seines Konzertes am Montagabend in der <a href="https://www.berliner-zeitung.de/news/mercedes-benz-arena-wird-umbenannt-so-soll-die-halle-ab-maerz-heissen-li.2178476">Mercedes-Benz-Arena</a> fest. So richtig nach Heimspiel will es sich aber nicht anfühlen: Etliche Sitze in den Rängen bleiben frei, und auch im Innenraum sind die Reihen am hinteren Ende ziemlich luftig. Haben es ihm seine Berliner Fans etwa übel genommen, dass er zum Tourstart Köln als seine Lieblingsstadt in Deutschland adelte?

Um sich ein gutes Leben abseits von schicken Autos, großen Jachten und schnellem Sex auszumalen, fehlt dem Schöneberger Rapper die Fantasie. So war das Berlin-Konzert.

Benedikt Kendler