Arabella Wintermayr hat Politikwissenschaft und Geschichte in Potsdam, Berlin und Krakau studiert. Seit ihrem Studium arbeitet sie im Politikjournalismus, vor allem für TV-Redaktionen. Ihr Schreiben wiederum dreht sich vor allem um Filme und Serien. Arabella interessiert sich vorrangig für Popkultur, die gesellschaftlich relevante und philosophische Fragen aufwirft. Ihre Kritiken erscheinen in der Berliner Zeitung, in der Tageszeitung taz, in der Wochenzeitung Der Freitag und bei Zeit Online.

Das deutsche Showgeschäft ist nicht unbedingt dafür bekannt, ein Talent für Selbstironie zu haben. Umso erstaunlicher ist es, dass nun ausgerechnet eine deutsche Serie über Schauspielagenten zeigt, wie sehr sich auch hiesige Stars auf die spielerische Demontage ihres eigenen Images einlassen können. „Call My Agent Berlin“ adaptiert das beinah gleichnamige französisches Erfolgsformat („Call My Agent!“/„Dix pour cent“) und erzählt mit viel Situationskomik, melodramatischen Verwicklungen und glamourösen Exzessen von einer Branche, die den schönen Schein gewöhnlich mit äußerster Ernsthaftigkeit verteidigt.

Frederick Lau, Heike Makatsch, Iris Berben: Selten glänzt eine Serie mit so viel deutscher Starpower wie „Call My Agent Berlin“. Doch erst Karin Hanczewski hält die Showbiz-Satire zusammen.

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„Call My Agent Berlin“ auf Disney+: Kritik – Große Namen, große Eitelkeiten

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Kaum zu glauben, aber gerade so geschehen: Die zweite Staffel von „House of the Dragon“ ist tatsächlich ohne eine spektakuläre Schlacht zu Ende gegangen. Nicht nur vor dem Hintergrund, dass es sich bei dieser Serie immerhin um die Vorgeschichte des für seine blutrünstigen Kampfszenen bekannten Epos <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/game-of-thrones">„Game of Thrones“</a> handelt, ist das bemerkenswert. Erstaunlich ist dieses Ausbleiben vor allem auch deshalb, weil „House of the Dragon“ eigentlich den Krieg selbst zum Thema hat. Nach dem Roman „Feuer und Blut“ von George R. R. Martin wird vom gefährlichen Gezerre um die Erbfolge im Haus Targaryen&nbsp;erzählt. Weil dieses nicht nur über die Sieben Königslande herrscht, sondern auch die übermächtigen Drachen dirigiert, steht die Existenz der Welt von Westeros selbst auf dem Spiel.

„House of the Dragon“ bleibt sich bis ins Finale der 2. Staffel treu: Das „GoT“-Spin-off zeigt die fatale Logik des Krieges – abseits großer Schlachten.

„Game of Thrones“-Spin-off „House of the Dragon“, Staffel 2 — die Kritik

Was wäre, wenn wir alle Situationen, die uns im Leben begegnen, vorab proben könnten? Würden wir es vor allem als unnötige Anstrengung empfinden, wichtige Gespräche und Interaktionen mehrmals zu durchlaufen? Oder würde die Befriedigung, endlich ganz zum Ausdruck gebracht zu haben, was wir eigentlich sagen wollten, überwiegen? Nathan Fielder ist der Überzeugung, dass jede Herausforderung, sei es im Beruf oder im privaten Umfeld, gemeistert werden kann, wenn man sich nur intensiv genug darauf vorbereitet. Nun ist der 42-Jährige nicht etwa Lebensberater, Mindset-Coach oder Selbsthilfe-Guru – sondern ein <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/kanada">kanadischer</a> Comedian. Und als solcher treibt er diese Prämisse in seiner Comedy-Serie „The Rehearsal“ auf die Spitze.

Was, wenn wir das Leben proben könnten wie ein Theaterstück? Nathan Fielder treibt diesen Gedanken in seiner Comedy-Serie „The Rehearsal“ ins Absurde – mit aufschlussreichen Ergebnissen.

„The Rehearsal“, Staffel 2 auf Sky: Generalprobe fürs Leben?

Der australische Regisseur und Drehbuchautor Justin Kurzel („Macbeth“, 2015) hat eine Miniserie geschaffen, die mindestens so sehenswert wie verstörend ist – und damit gleichermaßen Warnung wie Empfehlung verdient. Ironischerweise ist es gerade das, was nach einer Warnung verlangt, das dieser Serie auch ihre außergewöhnliche Dringlichkeit verleiht: „The Narrow Road to the Deep North“ erzählt mit einer Intensität vom Krieg, wie man sie lange nicht mehr gesehen hat – im Serienformat vielleicht noch nie. Eben das macht sie in diesem Moment, da die öffentliche Rhetorik allzu bereitwillig in Richtung „Kriegstüchtigkeit“ taumelt und Verteidigungsetats nahezu unhinterfragt neue Rekordhöhen erreichen, so relevant wie unbequem. Das Besondere: Die insgesamt fünf Folgen verdeutlichen die Zerstörungskraft bewaffneter Konflikte nicht nur durch die Wucht drastischer Bilder, sondern auch durch eine vielschichtige Weite – sie zeigen den Krieg als Erfahrung, die Körper, Leben und Beziehungen über Jahrzehnte hinweg prägt.

Antikriegsdrama trifft Liebesgeschichte: Die australische Serie mit Jacob Elordi erzählt vom Grauen des Krieges – eine meisterhaft inszenierte Miniserie voll aktueller Dringlichkeit.

„The Narrow Road to the Deep North“ auf Sky: Wo Liebe war, blieb Krieg

Irgendwann in einer nicht näher definierten Zukunft haben die Maschinen die Menschheit nicht ausgelöscht – sie beschützen sie. Widerwillig allerdings. Und nicht ohne gelegentliche Mordgelüste. So ergeht es jedenfalls dem stoischen <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/ai">Roboter</a> mit Restwürde (Alexander Skarsgård), der im Zentrum dieser Serie steht.

In der Sci-Fi-Comedy „Murderbot“ spielt Alexander Skarsgård einen Roboter, der Menschen beschützen soll – aber lieber Serien schaut. Kluger Kommentar oder Zeitverschwendung? Die Kritik.

„Murderbot“ auf Apple-TV+: Wenn Roboter vom Bingewatching träumen

Eigentlich steht der Ariadnefaden für die Klarsicht, im Sprachgebrauch ist er zum Synonym für das geworden, was uns den Weg weist. Das geflügelte Wort geht zurück auf die spätere Göttergattin gleichen Namens: Ariadne half laut der <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/griechenland">griechischen</a> Mythologie dem athenischen Helden Theseus dabei, den Minotaurus zu töten. Das Ungeheuer, halb Mensch, halb Stier, lebte in einem Irrgarten auf <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/kreta">Kreta</a>. Nur weil die unsterblich in Theseus verliebte Ariadne einen Knäuel roten Fadens auslegte, fand der Held den Weg aus dem Labyrinth hinaus. Weil sie ihr Geliebter nur wenig später trotzdem allein zurückließ, steht Ariadne heute nicht nur für Selbstlosigkeit, sondern auch für Neubeginn.

Viele Leben, viele Möglichkeiten – doch wieviel Erkenntnis bringt die Reise? In der Serie „Parallel Me“ kann die junge Toni verschiedene Versionen ihrer selbst durchleben. Die Kritik.

„Parallel Me“ auf Paramount+: Mit Ariadne ins Multiversum

Das Kino krankt seit geraumer Zeit: Die Besucherzahlen sinken, und die Qualität der Filme sinkt mit ihnen. Um kein finanzielles Risiko einzugehen, setzen Filmstudios auf bewährte Formeln und produzieren immer mehr vom Gleichen: seelenlose Superhelden-Streifen, Fließband-Franchises, redundante Remakes und Reboots von einstigen Publikumslieblingen. Für Fans von Filmen, die sich noch zuerst als Kunst verstehen und nicht als Konsumprodukt, ist diese Entwicklung ein Trauerspiel. „The Studio“ erzählt genau davon: Die Serie beleuchtet die Strukturen, die Filme weiter zur Ware degradieren, und die Entscheider, die finanzielles Kalkül über kreatives Potenzial stellen. Trotz des tristen Themas ist die Serie dabei überaus lustig.

Martin Scorsese, Olivia Wilde, Zoë Kravitz: „The Studio“ entlarvt mit scharfem Witz und prominenten Gästen den Ausverkauf der Filmindustrie – und feiert gleichzeitig die Liebe zum Kino.

„The Studio“ auf Apple TV+: Hollywoods höchstamüsante Selbstparodie als Serie

Mitarbeiter der Berliner Zeitung haben das Jahr 2024 Revue passieren lassen und die jeweils drei besten Filme, Serien, Bücher und Platten gekürt.

Jahresrückblick: Filme, Serien, Bücher, Musik: Das Beste aus dem Jahr 2024

Ein unwürdiges Ende erschwert den Verbliebenen die Trauer. Das gilt auch für die Beziehung zwischen Serien und ihrer Zuschauerschaft. Nach vielen Jahren des Mitfieberns weiß die treue Fangemeinde nach einem furchtbaren Finale oft nicht, wie sie mit dem Verlust der geliebten fiktionalen Welt umgehen soll. Die zwischen 2006 und 2013 ausgestrahlte Serie „Dexter“ bewies bereits vor der allgemein als Fiasko betrachteten achten Staffel von <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/game-of-thrones">„Game of Thrones“</a>, wie viel Schaden ein schlecht geschriebener Schluss einer beliebten Serie zufügen kann.

Das Prequel will davon erzählen, wie Dexter zum Mörder mit Moral wurde. Tatsächlich wirft „Dexter: Original Sin“ aber erneut einen Schatten auf das Vermächtnis der Serie. Wieso nur?

„Dexter: Original Sin“ auf Paramount+: Der Serienkiller, der nicht sterben darf

Zunächst einmal ist da reichlich Irritation. Alfonso Cuarón, der sich spätestens mit seinem Kunstfilm „Roma“ als ambitionierter Arthouse-Regisseur einen Namen machte, eröffnet seine erste Serie, „Disclaimer“, ausgerechnet mit einer peinlichen Sexszene zwischen zwei Teenagern. Die sanft agierende Kamera fängt erst die malerische Szenerie eines ländlichen <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/italien">Italiens</a> ein, ehe sie in das Innere eines altmodischen Schlafwagenabteils gleitet. Er solle sich noch etwas Zeit lassen, wird der 19-jährige Jonathan (Louis Partridge) unaufhörlich von seiner Freundin aufgefordert. Als wäre das alles noch nicht unangenehm genug mitanzusehen, platzt im nächsten Augenblick der Schaffner herein und fragt unbeeindruckt nach den Fahrkarten. „Disclaimer“ steckt voller solcher Momente, in denen anfangs unklar ist, worauf der mexikanische Filmemacher eigentlich hinauswill.

Der oscarprämierte Regisseur Alfonso Cuarón beweist Mut: Lange scheint „Disclaimer“ ein Thriller voller misogyner Botschaften zu sein – erst das Finale offenbart die Wahrheit.

Das Finale auf Apple TV+ unterstreicht: „Disclaimer“ ist die bemerkenswerteste Serie des Jahres

Als „Rosemaries Baby“ im Juni 1968 in die Kinos kam, war noch nicht abzusehen, welche tiefe Bedeutung für das Horrorgenre der Film entwickeln würde. Mit seiner Adaption des gleichnamigen Romans von Ira Levin holte <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/roman-polanski">Roman Polański</a> den Schrecken in das traute Heim und prägte mit seiner packenden Inszenierung von Alltagsparanoia nachhaltig, was wir heute unter psychologischem Horror verstehen. Die unheimliche Geschichte um die titelgebende junge Rosemarie (Mia Farrow), die gemeinsam mit ihrem Ehemann Guy Woodhouse (John Cassavetes) in ein schlossähnliches Apartmenthaus an <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/new-york">New York</a>s&nbsp;Upper West Side zieht, wenig später schwanger wird und sich schnell von unheilvollen Kräften umzingelt sieht, gilt heute als Klassiker. Darüber hinaus dient „Rosemaries Baby“ bis in die Gegenwart als Inspiration für die aufregendsten Genrevertreter unserer Zeit: Ari Aster bezieht sich in seinem gefeierten Horror-Mystery „Hereditary“ (2018) ebenso auf das Werk wie Jordan Peeles bahnbrechendes Psychodrama „Get Out“ (2017) und Darren Aronofskys Thriller „Mother!“ (2017).

Nach einem halben Jahrhundert folgt die Vorgeschichte zu Roman Polańskis Meisterwerk – doch „Apartment 7A“ ist mehr schamlose Wiederholung denn würdige Hommage. Die Kritik.

„Apartment 7A“ auf Paramount+: Die Vorgeschichte zu „Rosemaries Baby“ – Streaming-Kritik

Zeus herrscht als Choleriker, Hades verwaltet die Bürokratiehölle: „Kaos“ mit Jeff Goldblum versetzt die griechische Mythologie mit groteskem Witz in unsere Gegenwart. Gut so?

„Kaos“ bei Netflix bringt die Götter zu Fall: Auf dem Olymp ist die Hölle los

Wie ein sozialistisch-satirischer Donnerschlag rüttelte „Kleo“ 2022 die deutsche Serienlandschaft auf: So etwas wie diese knallbunte Agentenkomödie, die mit cooler Lässigkeit von einer desillusionierten Ex-Auftragskillerin der <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/ddr">DDR</a> auf Rachefeldzug erzählte, hatte es hierzulande bislang noch nicht gegeben. Die „<a href="https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/kida-khodr-ramadan-berlin-4-blocks-star-in-therapie-statt-auf-der-anklagebank-li.2235988">4 Blocks</a>“-Showrunner Hanno Hackfort, Richard Kropf und Bob Konrad erdachten gemeinsam mit Autorin Elena Senft eine schrille Story in der nervös-kribbeligen Nachwendezeit, die sich wenig um historische Genauigkeiten scherte.

Die schrille Agentenkomödie „Kleo“ um eine DDR-Auftragskillerin brachte frischen Wind in die deutsche Serienlandschaft. Und Staffel 2? Einzig Jella Haase bleibt ein Ereignis.

„Kleo“, Staffel 2 auf Netflix: Müde Grüße aus Moskau

Im Wesentlichen sind es zwei Dinge, die vom römischen Kaiser Vespasian überdauern: Einerseits das Kolosseum, dessen Bau er veranlasste, um die Massen nach der Schreckensherrschaft Neros mit dem Reich zu versöhnen. Und andererseits eine fragwürdige Redewendung, die bis heute gerne genutzt wird, um dubiose Deals zu rechtfertigen: „Pecunia non olet“, denn Geld stinkt bekanntlich nicht.

Roland Emmerich und Marco Kreuzpaintner inszenieren das antike Rom als Hort des Lasters, der Intrigen und der Gewalt – ohne Feingefühl, dafür mit Anthony Hopkins.

„Those About to Die“ auf Amazon Prime Video: Blut, Bordell und Spiele, aber wenig Substanz

„Anfang des 21. Jahrhunderts“, setzt eine Stimme das Publikum zum Funkeln der Sterne in Kenntnis, „drohte das Universum aus dem Gleichgewicht zu geraten“. Ja, beinahe hätte sich die Menschheit gar als größte Enttäuschung der vergangenen 13 Milliarden Jahre herausgestellt: <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/klimawandel">Klimawandel</a>, Überbevölkerung und, natürlich, die <a href="https://www.berliner-zeitung.de/gesundheit-oekologie/tiktok-co-social-media-nutzer-werden-feinfuehliger-fuer-soziale-belohnung-und-bestrafung-li.2168021">sozialen Medien</a>. Aber, betont sie, die Sterblichen tragen immerhin nicht allein Schuld an der Misere. Denn eigentlich seien es ganz andere Mächte, die über den Lauf des Schicksals bestimmten.

Dämonen, Sekten, Romantasy: Diese neue deutsche Serie auf Disney+ will mit einer modernen Coming-of-Age-Erzählung auf Hochglanz punkten. Gelingt das? Die Streaming-Kritik.

„Pauline“ auf Disney+: Die neue Mystery-Serie in der Streaming-Kritik

Die Welt, wie wir sie kennen, gibt es nicht mehr. Nur unter der Erde scheint sie, zweihundert Jahre nach der atomaren Katastrophe, noch recht in Ordnung. In gut organisierten Bunkern ist einer Schar an Überlebenden der Fortbestand der Zivilisation gelungen. In blaue Overalls gekleidet und mit einer Art überdimensionalen Smart Watch samt integriertem Geigerzähler am Arm leben sie in pittoresken Wohnparzellen zusammen; aus den Lautsprechern tönt lebhafter Swing. Der Look lässt sich als „retrofuturistisch“ beschreiben: Moderne Maschinen und Roboter treffen auf das bieder-brave Design der 1950er.

Grüße aus dem Atomschutzbunker: „Fallout“ inszeniert die nukleare Postapokalypse als skurriles Serienspektakel – samt scharfen Gegenwartsbeobachtungen.

„Fallout“ auf Amazon Prime Video: Gut gelaunt in den Weltuntergang

Prime Video

Die Goldmünze wurde wahrscheinlich bereits zerteilt, eingeschmolzen, und wieder in Umlauf gebracht. Vergessen ist der <a href="https://www.berliner-zeitung.de/news/polizeibericht-berlin/diebstahl-von-100-kilogramm-goldmuenze-in-berlin-urteile-rechtskraeftig-li.170817">spektakuläre Raub, bei dem das über 100 Kilogramm schwere Geldstück aus dem Bode-Museum gestohlen wurde</a>, deswegen aber noch lange nicht. Serienschöpfer Marvin Kren dient der Kriminalfall, der 2017 auch über die Grenzen Berlins hinaus für großes Aufsehen sorgte, nun sogar als Inspiration für eine Gangster-Saga.

In „Crooks“ wird der Münzraub aus dem Bode-Museum zum Auftakt einer rasanten Gangster-Saga zwischen Berlin, Wien und Marseille. Die Streaming-Kritik.

Die Netflix-Serie „Crooks“ mit Frederick Lau ist das bessere „4 Blocks“

Wie erzählt man von einem wie <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/franz-kafka">Franz Kafka</a>? Von einem, der in seinem Werk das Abseitige und Groteske beschwört, dessen eigener Alltag allerdings nicht allzu abwechslungsreich war?&nbsp;Das scheint sich die Miniserie „Kafka“ immer wieder aufs neue zu fragen. Zu Beginn jeder der sechs Folgen verwirft der Erzähler (Michael Maertens) den zuvor gefundenen Ansatz und wagt einen weiteren Versuch.

Mit Motiven aus Werk und Leben: David Schalko und Daniel Kehlmann porträtieren Franz Kafka in einer aufwendigen und stark besetzten ARD-Serie. Die TV-Kritik.

„Kafka“ mit Liv Lisa Fries und Joel Basman in der ARD: Zum 100. Todestag des Schriftstellers – die TV-Kritik

Es gibt Persönlichkeiten in der britischen Adelsgeschichte, derer Historiendramen einfach nicht langweilig werden: Maria Stuart etwa, die im Laufe der Zeit sowohl von Katharine Hepburn und Zarah Leander als auch von Vanessa Redgrave sowie – in der jüngeren Vergangenheit – von Saoirse Ronan verkörpert wurde. Persönlichkeiten, deren Wirken bis in den letzten Winkel ergründet wurde und dem wahrlich nichts Neues mehr hinzuzufügen ist.

Julianne Moore brilliert als niedere Landadlige, die die Schönheit ihres Sohnes ausnutzt, um gesellschaftlich aufzusteigen. Wortgewaltige Intrigenspiele und viel schwuler Sex.

„Mary & George“ auf Sky: Ein skrupelloses Mutter-Sohn-Gespann und deren Intrigen um den König

Juliette Binoche muss als französische Modeikone Coco Chanel ein akzentgetränktes Englisch sprechen; verkörpert durch Ben Mendelsohn ist ihr Design-Rivale Christian Dior plötzlich rank und schlank, und über allem liegt ein instagramtauglicher Blauschleier. Man wundert sich schnell, wie unelegant einige Lösungen in „The New Look“ für eine Serie wirken. Gerade für eine Serie, die von Schönheit erzählen will. Eine Schönheit immerhin so groß, dass sie denen, die sie schufen, während der deutschen Besetzung Frankreichs das Leben rettete – und denen, die sie später sahen, eine Hoffnung auf einen Neuanfang versprach.

Die Serie „The New Look“ erzählt von Coco Chanel (Juliette Binoche) und Christian Dior (Ben Mendelsohn) während des Zweiten Weltkriegs. Doch vieles sitzt nicht gut. Die Streaming-Kritik.

„The New Look“ auf Apple TV: Coco Chanel, Christian Dior und die Nazis in Paris – Streaming-Kritik

Stil

Frankreich

Man meint, sofort ein Gespür für diesen Film zu haben. „Saltburn“ eröffnet mit einer mitreißenden Montage aus Eindrücken, von stürmischen Studentenpartys und sonnendurchfluteten Sommertagen. Man wandelt rasant zwischen Ort und Zeit, eines aber ist allen Einstellungen gemein: Sie kreisen ausnahmslos um einen jungen Mann, seine braune Lockenmähne, sein strahlendes Lächeln, die kleinen Härchen in seinem Nacken.

In „Saltburn“ mischt sich ein Oxford-Stipendiat in die elitären Kreise des britischen Adels. Die bissige Sozialkritik wird aber bald zur Nihilismus-Orgie. Die Streaming-Kritik.

„Saltburn“ auf Amazon Prime Video: Ins kalte Herz der britischen Aristokratie – die Streaming-Kritik

„Das wichtigste Licht“, betont eine männliche Stimme bedeutungsschwer, „ist das Licht, das man nicht sehen kann.“ Sie klingt müde. Doch bei aller Melancholie schwingt auch Hoffnung in ihr mit. Es sind Worte, die genau aus diesem Grund über den Äther geschickt werden: um bei den Zuhörern das Vertrauen in die Zukunft am Leben zu halten. Denn, so fährt der hörbar alte Herr fort, selbst in vollkommener Dunkelheit sei es der eigene Geist, der weiterleuchtet.

Werner, gespielt vom Berliner Louis Hofmann, wächst als Waise in Nazi-Deutschland auf, die blinde Marie in Frankreich. Wieso verkommt die Netflix-Miniserie zum Kriegskitsch?

Lars Eidinger in der Netflix-Serie „Alles Licht, das wir nicht sehen“ – Die Streaming-Kritik

Europa

Hanna (Banafshe Hourmazdi) hat keine Ahnung, immer noch nicht. Auch nach fünf Jahren in der Hauptstadt gehört sie zu jenen Menschen, denen die Dinge in ihrem Leben einfach irgendwie passieren. So befasst sie sich hauptsächlich mit dem, was ihr gerade zufliegt. Und das sind meistens Frauen, immer noch. „Ein abgeschlossenes Studium, 600 Euro Kaltmiete – und zwölf gescheiterte Situationships“, lautet die Bilanz, die die mittlerweile 28-Jährige zu Beginn der zweiten Staffel der ZDF-Serie „Loving Her“ zieht. Glücklicherweise driften die neuen Folgen, die übrigens auch ohne jedes Vorwissen funktionieren, allerdings nicht erneut in ein zielloses Dating-Chaos ab.

Einen Plan hat Hanna immer noch nicht, aber gerade das macht die zweite Staffel um die lesbische Berlinerin so charmant. Funktioniert ganz ohne Vorkenntnisse.

„Loving Her“ in der ZDF-Mediathek: Lebenschaos auf lesbisch

Sie sind auffallend klein, gern kunterbunt und mit weniger Kunststoffgranulat gefüllt als andere Kuscheltiere. Wenn es nach dem Erfinder der „Beanie Babys“ geht, machte sie genau das bei Kindern so beliebt: Durch ihre Kompaktheit passten sie in Schultaschen, es gab sie in aufregender Vielfalt zu kaufen und durch den geringeren Anteil an Füllmaterial waren sie besonders beweglich.

Eine universale Geschichte über kapitalistische Funktionsweisen und toxischen Geniekult: „The Beanie Bubble“ erzählt vom erstaunlichen Erfolg von „Ty Inc.“. Die Kritik.

„The Beanie Bubble“ bei AppleTV+: Vom Stofftier zum Spekulationsobjekt – die Kritik

Luise von Kummerveldt (Milena Straube) muss schreiben, schreiben, schreiben. Die Literatur ist der einzige Ausweg aus einem Leben, in dem sich „all die Fremden“ dazu ermächtigt fühlen, ihr „in die Seele hinein“ zu reden und sich um ihr „Weibsein“ zu kümmern. Am Ende des 19. Jahrhunderts rebelliert die junge Adlige gegen die engen Grenzen, die ihr das strenge Patriarchat im Deutschen Kaiserreich als Frau auferlegt. Sie strebt nach einem Dasein als Schriftstellerin.

Furiose Inszenierung: In der Serie „Haus Kummerveldt“ rebelliert eine junge Adlige mit allen Mitteln gegen den patriarchalen Kleingeist des Wilhelminischen Zeitalters.

Arabella Wintermayr

„Call My Agent Berlin“ auf Disney+: Große Namen, große Eitelkeiten

„House of the Dragon“: So geht Diplomatie im Schatten des Weltuntergangs

„The Rehearsal“, Staffel 2 auf Sky: Generalprobe fürs Leben?

„The Narrow Road to the Deep North“ auf Sky: Wo Liebe war, blieb Krieg

„Murderbot“ auf Apple-TV+: Wenn Roboter vom Bingewatching träumen

„Parallel Me“ auf Paramount+: Mit Ariadne ins Multiversum

„The Studio“ auf Apple TV+: Hollywoods höchstamüsante Selbstparodie als Serie

Filme, Serien, Bücher, Musik: Das Beste aus dem Jahr 2024

„Dexter: Original Sin“ auf Paramount+: Der Serienkiller, der nicht sterben darf

Das Finale auf Apple TV+ unterstreicht: „Disclaimer“ ist die bemerkenswerteste Serie des Jahres

„Apartment 7A“ auf Paramount+: Im langen Schatten von „Rosemaries Baby“

„Kaos“ bei Netflix bringt die Götter zu Fall: Auf dem Olymp ist die Hölle los

„Kleo“, Staffel 2 auf Netflix: Müde Grüße aus Moskau

„Those About to Die“ auf Amazon Prime Video: Blut, Bordell und Spiele, aber wenig Substanz

Mystery-Serie „Pauline“: Der Sohn der Teufelin hat die Gen Z geschwängert

„Fallout“ auf Amazon Prime Video: Gut gelaunt in den Weltuntergang

Die Netflix-Serie „Crooks“ ist das bessere „4 Blocks“

„Kafka“ in der ARD: Zum 100. Todestag erstrahlt der Schriftsteller in neuem Licht

„Mary & George“ auf Sky: Ein skrupelloses Mutter-Sohn-Gespann und deren Intrigen um den König

„The New Look“ auf Apple TV: Coco Chanel, Christian Dior und die Nazis in Paris

„Saltburn“ auf Amazon Prime Video: Ins kalte Herz der britischen Aristokratie

„Alles Licht, das wir nicht sehen“ auf Netflix: Warum Lars Eidinger die Seriosität raubt

„Loving Her“ in der ZDF-Mediathek: Lebenschaos auf lesbisch

„The Beanie Bubble“ bei AppleTV+: Vom Stofftier zum Spekulationsobjekt

In des Vaterlands Fresse: So gut ist die Serie „Haus Kummerveldt“ auf Arte