Kristoffer Cornils ist freier Kulturjournalist, der in drei vorigen Leben Redakteur bei Groove, Spex und Field Notes war. Er arbeitet in Berlin und lebt dort manchmal auch.

Clubs bieten sich ihrem Publikum als Gegenentwürfe zum gesamtgesellschaftlichen Alltag an, im schlechtesten Falle aber spiegeln sie genau diesen wider. Dies gilt vor allem für Menschen mit Behinderung, denn durch Hürden bleibt ihnen der Zugang zum Nachtleben oft verwehrt. Das Statistische Bundesamt zählt 7,9 Millionen Menschen mit Behinderung in Deutschland. Viele Formen von Beeinträchtigung sind unsichtbar. Es gibt deshalb nicht nur physische Barrieren wie fehlende Rollstuhlrampen oder der Mangel an barrierefreien Toiletten.

Die Clubszene Berlins legt Wert auf Inklusivität, das Thema Behinderung aber bleibt ein blinder Fleck. Die Partyreihe Spaceship sowie das Workshop-Programm „IckMachWelle“ sorgen für Abhilfe.

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Clubszene und Inklusion: Wer behindert hier wen?

Berlin

In <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/clubszene">Clubs</a> lässt sich weitaus mehr lernen als nur, wie leistungsfähig der eigene Körper ist oder welche Pülverchen sich besonders gut oder schlecht mit anderen Substanzen vertragen. Niemand weiß das besser als Katja Ruge. Die Fotografin, DJ, Produzentin und Kuratorin ist seit fast vier Jahrzehnten in der Szene unterwegs, seitdem sie als damals 17-Jährige den legendären Hamburger Club Front besuchte.

Auch die Hauptstadt-Clubs zelebrieren den 8. März. Aber ist der Feiertag nur ein Feigenblatt? Wie es um die Gleichberechtigung auf dem Dancefloor und hinter den DJ-Kanzeln wirklich steht.

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Berlins Clubs feiern den Frauentag: Gleichberechtigung herrscht trotzdem nicht

Die Figur des Türstehers wird in Berlin geradezu mythisch überhöht. Türsteherin Steffi Lotta von der im Jahr 2010 geschlossenen Bar 25 sowie natürlich <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/sven-marquardt">Sven Marquardt</a> und sein Protegé Mischa Fanghaenel, beide Fotografen und doch in erster Linie wegen ihrer Beschäftigung beim <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/berghain">Berghain</a> bekannt, haben über die Stadt hinaus Berühmtheit erlangt. Warum aber gelten solche Figuren als dermaßen wichtig? Warum gelten sie für Tausende von Menschen als Gesichter der Clubs, über deren Eingang sie wachen? Was machen sie eigentlich die ganze Nacht über, und was außerhalb ihrer Arbeitszeiten?

Die zweiteilige ZDF-Dokumentation „Türsteher – Wächter der Nacht“ will einen mythisch überhöhten Job erklären und macht deshalb auch vorm Berghain Halt. Neue Erkenntnisse bietet das allerdings nicht.

ZDF-Doku „Türsteher – Wächter der Nacht“: Auch in Trier kennen sie das Berghain – Kritik

TikTok

Köln

Rave und Rausch, das gehört angeblich untrennbar zusammen. Infrage gestellt wurde diese Engführung von <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/clubkultur">Clubkultur</a> und Konsum im zurückliegenden Monat – dem „Dry January“. Die Initiative Sober Nightlife, die im Rahmen einer Umfrage die Erfahrungswerte und Änderungswünsche von Szenemitgliedern abfragt, die <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/alkohol">Alkohol</a> und anderen Substanzen abgeschworen haben oder es zumindest wollen, erhielten während dieser Zeit ebenso viel Aufmerksamkeit wie keineswegs feuchte, allemal aber fröhliche Veranstaltungsreihen wie „Sober Sensation“, „Lemonade Queers“ im SchwuZ oder die substanzbefreite Ecstatic-Dance-Reihe „Tanzen3000“ im Beate Uwe. Sie alle beweisen hinlänglich, dass das Publikum auch ohne Alkohol und andere Neurotoxine Spaß haben kann. Wäre das also geklärt. Und nun?

Der „Dry January“ ist längst vorbei und mit ihm die Debatte über den Alkoholkonsum in Berliner Clubs. Doch das Nachtleben hängt am Tropf der Bier- und Schnapsindustrie.

Rave und Rausch: Warum Berliner Clubs alkoholabhängig sind

Dana Ruh heißt eigentlich anders. Den Nachnamen wählte sie vor gut zwanzig Jahren, als sie am Anfang ihrer DJ-Karriere stand und sich Anonymität sichern wollte. Heute mag er sie hin und wieder daran erinnern, die Sachen langsamer anzugehen. Tatsächlich hat die Wahlberlinerin zuletzt ihr Leben umgekrempelt: „Einfach, um mehr Ruhe zu finden – und mich kreativ noch mehr austoben zu können.“ Das tut sie allerdings. Zum Zeitpunkt des Gesprächs steht sie vor einer großen <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/suedamerika">Südamerika</a>-Tour. Und da ist ja auch die Veröffentlichung von „This Journey So Far“, eine Zusammenstellung von acht bisher ungehörten Tracks. Die titelgebende Reise von Dana Ruh ging in <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/ddr">DDR</a>-Zeiten los. „Meine Mutti hatte eine wahnsinnig große Plattensammlung, jede Woche kamen neue hinzu – das war damals im <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/ostdeutschland">Osten</a> gar nicht so einfach!“, sagt Ruh und lacht. Kontakte zu einem Plattenladen in der Heimatstadt <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/gera">Gera</a> und Urlaubsreisen nach Bulgarien kamen der musikalischen Früherziehung der Tochter zugute: Mit vier Jahren zog sie erstmals eine <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/the-beatles">Beatles</a>-LP aus dem Plattenregal. Ihr Interesse an Musik vertiefte sie im Teenageralter als Background-Sängerin einer Rockband und mit einem Praktikum bei einem Musikalienhändler.

Gera, Dresden, Berlin: Aufgewachsen mit Ost-Plattensammlung, macht sich die House-Produzentin Dana Ruh international einen Namen und bleibt doch dem Underground treu. Wieso?

Berliner House-DJ Dana Ruh: „Berlin inspiriert mich gerade nicht mehr“

Kultur

The Beatles

Schwere Zeiten für die Festival- und Clublandschaft: Obwohl Event-Giganten wie CTS Eventim Rekordumsätze melden und die Schlangen vor dem Berghain ungebrochen lang sind, befindet sich der Mittelstand seit 2022 in einer wirtschaftlichen Abwärtsspirale. Das veränderte Ausgehverhalten des Publikums, dessen Budget selbst geschrumpft ist, spült weniger Geld in die Kassen, während die Ausgaben wegen der Inflation und anderer Faktoren weiter ansteigen. Laut jüngeren Umfragen des Bundesverbands Livekomm und der Berliner Clubcommission sehen sich immer mehr Live-Spielstätten und Clubs existenziell bedroht.

Festivals und Clubs sind in Berlin ein maßgeblicher Wirtschaftsfaktor. Doch sinkende Besucherzahlen und höhere Ausgaben machen ihnen zu schaffen. Was tut die Politik dagegen?

Wie das Berliner Nachtleben im neuen Jahr der Krise trotzen will

Politik

„FearAngerLove“ (2017), „Transformation“ (2021), „Sustain“ (2024): Die Mottos früherer <a href="https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/musik/ctm-festival-2024-im-berliner-berghain-co-oscar-preistraegerin-hildur-gunadottir-kommt-li.2179607">CTM-Festival</a>-Ausgaben spiegelten die gesellschaftliche und politischen Konflikte der Zeit wider. Zwischen dem 24. Januar und 2. Februar 2025 aber prangt zum ersten Mal seit der Auftaktausgabe des ursprünglich als Geschwisterprogramm der Transmediale gestarteten Festivals im Jahr 1999 kein vergleichbarer Slogan. Laut Mitbegründer Jan Rohlf kann diese Abwesenheit allerdings durchaus als eigentliche Klammer verstanden werden: „Das hat auch mit der Gesamtsituation zu tun, mit der wir uns konfrontiert sehen.“

Zwischen dem Hip-Hop der Zukunft, schepperndem Black Metal und KI am DJ-Pult geht es beim CTM Festival wieder um eins: produktive Überforderung. Was sollte man nicht verpassen?

Highlights beim CTM Festival 2025: Erst im Berghain tanzen, dann ab in die Volksbühne

Der Name Berghain für einen Club an der Grenze von <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/friedrichshain-kreuzberg">Kreuzberg</a> zu Friedrichshain ist schon ziemlich einfallslos. Und doch regt er die Vorstellungskraft der Menschen an, wann immer er fällt. Die harte Tür, die vielen Drogen, die offen ausgelebte Sexualität und außerdem noch die Musik: All das polarisiert weit über die Grenzen Berlins hinaus. Und was polarisiert, das lässt sich kräftig verwerten. Das gilt nicht nur für den Club als solchen, sondern ebenso für die Stadt, die ihn hervorbrachte und die immer wieder von ihm profitierte. An diesem Wochenende feiert das Berghain von Freitag bis Montag seinen 20. Geburtstag. Seine Geschichte lässt sich aber gut 30 Jahre in die Vergangenheit verfolgen und ist Teil des Berliner Nachwende-Narrativs: In einer Stadt voller Freiräume lebten die gesellschaftlich Geächteten die neuen Freiheiten in vollen Zügen aus. Alles begann mit der schwulen Partyreihe „Snax-Club“ im Reichsbahnbunker Friedrichstraße. Auf sie folgten im Jahr 1998 die Clubs Lab.Oratory und Ostgut in Lagerhallen in der Mühlenstraße, zu denen 2000 die Panorama Bar stieß.

Mythenmaschine und Gelddrucklizenz: Kein Club hat Berlin in den vergangenen 20 Jahren so geprägt und international so funkeln lassen wie der Techno-Tempel im Osten der Hauptstadt.

20 Jahre Berghain: Der Club, dem Berlin seinen Weltruhm verdankt

Panorama

Bezirke

Wenn Subkulturen altern, kommt es unweigerlich zu Generationenkonflikten. In der Berliner <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/clubszene">Clubszene</a> machte sich ein solcher mit nie da gewesener Intensität bemerkbar, als nach zwei Jahren Stillstand junge Menschen in die Clubs strömten, die die Kultur primär durch den Bildschirm kennengelernt hatten. Sie wollten einen anderen Sound, zogen einen anderen Look vor und verhielten sich anders als die Alteingesessenen, die dementsprechend kein gutes Haar an ihnen ließen. Nun aber scheint sich das Blatt zu wenden. Szenefiguren wie Tanith berichteten wiederholt von <a href="https://www.berliner-zeitung.de/open-source/altersdiskriminierung-in-deutschland-ist-unser-gleichbehandlungsgesetz-bedroht-li.2184229">altersbasierter Diskriminierung</a>, sogenanntem Ageism: Ältere DJs wie er müssten sich im Club negative Kommentare anhören, und viele ältere Gäste kämen gar nicht erst an der Tür vorbei.

Clubkultur kennt kein Alter, stimmt das noch? In Berlin kommt es immer wieder zu Spannungen zwischen solventen Älteren und feierwütigen Jungen. Verträgt Berlins Nachtleben noch mehr Probleme?

Altersdiskriminierung in Berliner Clubs: Alt gegen Jung im Nachtleben

Das Watergate <a href="https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/berliner-technoclub-watergate-schliesst-interview-mit-clubchef-wombacher-li.2254516">schließt zum Ende des Jahres</a> – und damit wäre auch ein Kapitel der Berliner Stadtgeschichte auserzählt. Angefangen hatte dieses einst der damalige Regierende Klaus Wowereit, als er die Stadt im Jahr 2003 <a href="https://www.berliner-zeitung.de/open-source/berlin-20-jahre-nach-klaus-wowereits-arm-aber-sexy-was-hat-die-hauptstadt-noch-zu-bieten-li.2167746">als „arm, aber sexy“ bezeichnet</a> hatte. Damals lief der Clubbetrieb an der Oberbaumbrücke bereits seit gut einem Jahr. Die Lage direkt an der Spree machte die Räumlichkeiten zu einem Filetstück, barg damals aber ein Risiko: In den Nullerjahren spielte sich das Clubgeschehen hauptsächlich in Mitte ab.

Einst hat die Clubkultur das arme Berlin sexy gemacht, nun profitieren viele davon – nur die Clubs nicht. Was soll aus dieser Stadt und ihrem Nachtleben nur werden?

Dem Watergate werden noch viele folgen: Warum immer mehr Berliner Clubs schließen

London

An einem der letzten warmen Abende des Jahres steht <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/joe-chialo">Joe Chialo</a> auf der Bühne des Festsaals Kreuzberg und wird nicht ausgebuht. Das ist ein Fortschritt: Im Vorjahr noch hielt der CDU-Kultursenator zum selben Anlass eine Lobrede auf <a href="https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/a100-in-berlin-wird-immer-teurer-so-viel-soll-die-neue-autobahn-jetzt-kosten-li.2253785">den Ausbau der Autobahn A100</a>. Für nicht wenige der damals Anwesenden ist dieser potenziell existenzbedrohend, dementsprechend zornig fielen die Reaktionen aus. Heute aber redet er von der „Bassline der Vielfalt“, welche „das Alphabet der Berliner Clubkultur“, angefangen mit dem About Blank bis hin zum Watergate, darstelle. Das klingt gut, bedeutet wenig und stört deshalb niemanden. Im Rahmen der Preisverleihung zum <a target="_blank" rel="nofollow" href="https://tagderclubkultur.berlin/#:~:text=Alle%20ausgezeichneten%20sowie%20interessierten%20Clubs,eigenen%20Veranstaltungen%20in%20ganz%20Berlin.">Tag der Clubkultur</a> fallen insgesamt sehr viele blumige Worte mit sehr wenig Bedeutung, wie das auf solchen Veranstaltungen die Regel scheint.

Mit den Feierlichkeiten zum Tag der Clubkultur zelebriert sich die Hauptstadt vor allem selbst. Die Berliner Szene scheint zufrieden damit, auf einer Insel der Glückseligen zu leben.

Tag der Clubkultur in Berlin: „Eine Bassline allein hält keine Party am Laufen“

Europa

Brandenburg

Es ist ein sonniger und warmer Freitag um 18 Uhr. Aus einer großen Pforte direkt an der S-Bahn-Brücke stolpert eine Frau mit einem Paar im Schlepptau. Mit heiserer Stimme ruft sie den beiden auf Englisch zu: „Passt auf euch auf, habt Spaß miteinander, liebt euch!“ Nüchtern wirkt niemand von ihnen, glücklich schon. Wie das eben so ist in einer überlangen Nacht im Kater Blau. Vom Eingangstor des Clubs sind es nur ein paar Meter bis zum <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/holzmarkt">Holzmarkt</a> 25. Im ersten Stock des dortigen Bürogebäudes sitzt Jan Luft in einem Konferenzraum und erklärt, warum nebenan gerade übernächtigte Gestalten aus der Pforte quellen: Einer der Bar25-Mitbegründer habe gestern Abend seinen Geburtstag gefeiert. Das Motto: „Kommt so königlich wie möglich!“ Luft hatte sich als Fußbank verkleidet, mit einem auf den Rücken geschnallten Kissen.

Seit nunmehr einem Jahrzehnt wird im Berliner Club Kater Blau die Techno-Anarchie im Glitter-Look an der Spree weitergeführt. Am Wochenende feiert der Bar25-Nachfolger Geburtstag.

Zehn Jahre Club Kater Blau: Berliner Exzess, Exaltiertheit, Ekstase

Der Prozess der Gentrifizierung lässt sich stark vereinfacht und leicht zugespitzt so erklären: Die vergleichsweise günstigen <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/miete">Mieten</a> in den Wohngebieten der ärmeren Bevölkerung ziehen die Boheme an. Die bringt ihre alternative Kultur mit und lockt damit wiederum Touristen an. Dann investieren irgendwelche Investoren reichlich Geld und werten die Gegend auf. Das wiederum lockt wohlhabendere Menschen an, die sich allerdings nach ein paar Jahren von just genau jenem Treiben gestört fühlen, das sie einst anzog. Da zu ihren Lärmbeschwerden auch noch die steigenden Mietpreise kommen, macht das&nbsp;den Bars, Clubs und Musikspielstätten irgendwann den Garaus.

Neukölln gilt weiterhin als Epizentrum der alternativen Kultur und Treffpunkt der Berliner Musikszene. Doch der Bezirk ist auch Brennglas mannigfaltiger Probleme.

Gentrifizierung in Berlin: Droht die Prenzlbergisierung Neuköllns?

Neukölln

Prenzlauer Berg

Bauen & Wohnen

Reisen

Als 1989 knapp 150 Menschen erstmals zu lautem Techno über den Kudamm tanzten, hätte sich wohl niemand von ihnen träumen lassen, dass es zehn Jahre später schon 1,5 Millionen sein würden. Die <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/loveparade">Loveparade</a> begann unter dem Motto „Friede, Freude, Eierkuchen“ als unschuldige Kleinveranstaltung und hinterließ ein fragwürdiges Erbe. Ihr unbändiges Wachstum repräsentierte für viele Szenemitglieder den Ausverkauf von Techno und den damit verknüpften subkulturellen Werten. Nachdem ihr der Status als Demonstration aberkannt wurde, übernahm im Jahr 2006 eine private Firma die Leitung des Umzugs. Diese übersiedelte die Parade ins Ruhrgebiet, wo sie im Jahr 2010 ein tragisches Ende fand. Im Gedränge kamen 21 Menschen ums Leben, Hunderte wurden verletzt.

Die Tanzdemonstration ist eine sehr Berliner Form des Protests. Im August ziehen mit Rave the Planet und dem Zug der Liebe gleich zwei davon durch die Stadt. Braucht’s das wirklich noch?

Rave the Planet und Zug der Liebe: Braucht Berlin zwei Techno-Demos?

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Anja Schneider: „Techno war eine absolute No-Rock-’n’-Roll-Geschichte“

Anja Schneider: „Dass Techno tot sei, habe ich oft genug gehört“

Anja Schneider sitzt in einem Restaurant in <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/mitte">Mitte</a> und macht sich Sorgen um ihre Szene. Viele der Berliner Clubs erleben eine prekäre Zeit, in der nur wenig Geld reinkommt und zugleich viel ausgegeben werden muss. Die Perspektiven sehen nicht gut aus, manche setzen bereits existenzielle Notrufe ab.

Moderatorin, DJ, Musikerin, Label-Chefin, Veranstalterin: Anja Schneider vereint mehrere Leben in einem. Seit drei Jahrzehnten prägt sie so die Clubszene Berlins. Ein Porträt.

Festivals und Berliner Clubs in der Krise: Die letzte Saison vor der „Marktbereinigung“?

Das letzte Melt Festival und die Krise der Berliner Clubs – wie ernst ist die Lage?

Als Ende Mai das in Ferropolis, der Stadt aus Eisen in Gräfenhainichen, beheimatete Festival Melt ankündigte, mit der diesjährigen Ausgabe zum letzten Mal stattzufinden, löste das flächendeckende Bestürzung aus.

Das legendäre Melt Festival wirft das Handtuch, auch andere Berliner Festivals für Clubmusik stecken in der Krise. Die Problemlage ist komplex, die Perspektive düster.

Der Sommer ist da und das macht sich auch in der Berliner Luft bemerkbar. Lindenpollen mischen sich mit dem drückenden Sound von Bässen und dem süßlich-schweren Geruch von <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/marihuana">Marihuana</a>. Der Konsum von elektronischer Musik und der Konsum von Drogen – sie beide sind historisch eng miteinander verbunden und für viele Menschen geht das eine nicht ohne das andere. Insbesondere in der Techno- oder Houseszene wird auf härtere Stimulanzien zurückgegriffen, weil sich dadurch die Feiererfahrung in die Länge ziehen und intensivieren lässt. In der öffentlichen Wahrnehmung hat sich mithin das Bild einer drogenversumpften, verantwortungslosen Szene geformt.

Seit zwölf Monaten können Berliner die Reinheit ihrer Drogen anonym testen lassen. Wie wirkt sich das auf den Konsum und die Clubkultur aus?

Ein Jahr Drugchecking: Sind Berliner Clubs sicherer geworden?

Wer der Monokultur etwas entgegensetzen möchte, muss die Ärmel hochkrempeln. Nico Deuster erfuhr das am eigenen Leib, als er 2008 die wöchentliche Veranstaltungsreihe „KilleKill“ gründete. In der Kantine am <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/berghain">Berghain</a> brachte er Ambient-Musik, Punk-Konzerte, Ghetto-House-Partys und Label-Showcases auf die Bühne – Deuster erledigte das nach dem frühen Ausstieg zweier Wegbegleiter auf eigene Faust.

Das Stadtfestival Krake setzt seit Jahren Akzente gegen den Berliner Club-Einheitsbrei. Mittlerweile gehört auch das Einbeziehen von Menschen mit Behinderung dazu.

Beats ohne Barrieren: Berliner Stadtfestival Krake richtet sich an Gäste mit Behinderung

Frühling in Berlin. In einer Remise an der Pappelallee herrscht reges Treiben. Ständig klingelt es, weil irgendjemand etwas vorbeibringen oder einfach nur hallo sagen möchte. Einer der beiden Bürohunde begrüßt alle Kommenden mit lautem Gebell. Der andere liegt auf einem Sofa und lässt sich lieber entspannt den Bauch kraulen.

10.000 Menschen werden im Juli erneut ins brandenburgische Grünefeld pilgern: Das Techno-Festival Nation of Gondwana feiert seine 30. Ausgabe. Es gibt noch Karten.

Techno-Party Nation of Gondwana: Das Festival auf der Pferdewiese in Brandenburg

Im März wurde die Berliner Technokultur von der Unesco als Teil der „Vielfalt des kulturellen Lebens in Deutschland“ <a href="https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/berliner-techno-ist-kulturerbe-das-sagt-der-tresor-gruender-dimitri-hegemann-dazu-li.2196441">in die Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen</a>.

Endlich wird das Wetter stabil. Höchste Zeit also, es in der freien Natur krachen zu lassen. Wird der Sommer dem Berliner Nachtleben aus der Dauerkrise helfen?

Beats, Bäume und Bands – die Berliner Open-Air-Saison ist eröffnet

Erster Mai

Rund einhundert unabhängige Plattenläden verzeichnet die Website The Record Store Map in Berlin, die Dunkelziffer dürfte höher sein. Es ließe sich meinen, dass es ihnen allen blendend gehe. Das Geschäft mit der Schallplatte boomt – so lautet zumindest seit nunmehr gut anderthalb Jahrzehnten das Credo der Musikindustrie. Tatsächlich sind die Verkäufe in den vergangenen Jahren sukzessive gestiegen, wachsen aktuell aber kaum noch. Auch muss das nicht heißen, dass wirklich von allem mehr verkauft wird: Auf Platz 1 der deutschen Vinyl-Jahrescharts stand 2023 eine zugkräftige Band wie Rolling Stones, <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/taylor-swift">Taylor Swift</a> belegte gleich mehrere Plätze der Top 10. Sie treiben das Wachstum maßgeblich an.

Am 20. April feiern Berliner Plattenläden den Record Store Day, schon wenige Tage zuvor öffnet eine neue Filiale der Kette Rough Trade in Neukölln. Boom-Zeiten? Nicht wirklich.

Record Store Day der Berliner Plattenläden am 20. April den – Rough Trade eröffnet in Neukölln

Schöneberg

Wer in der Nacht von Samstag auf Sonntag von der Jannowitzbrücke kommend von der Brückenstraße in die Köpenicker Straße abbiegt, muss sich an Hunderten von Menschen vorbeidrängeln. Die meisten von ihnen tragen lange Mäntel und darunter wenig: Sie stehen am Fetischclub KitKat an. Etwas weiter, linker Hand der Köpenicker, lässt sich ein ähnlicher Auflauf beobachten. Auch in den Tresor wollen in der Regel mehr Menschen, als hineinpassen. Die Nachfrage überbietet das Angebot. Wer vor diesen beiden Clubs ansteht, braucht einen langen Atem.

Der Winter war warm, für die Berliner Clubs aber nicht ertragreich. Nach einem schwierigen Jahr blicken sie einer prekären Zukunft entgegen. Die Politik verspricht viel und tut wenig.

Berliner Clubs in der Dauerkrise: „Die Dramatik der Situation wird nicht erkannt“

Bundespolitik

Wer die Klimakrise am eigenen Leib erfahren möchte, muss nicht nach Niedersachsen fahren und die dortigen Deiche auf Trittfestigkeit prüfen. Zwischen dem 26. Januar und 4. Februar wird das auch mit einem kurzen Besuch im Silent-Green-Kulturquartier im Wedding möglich sein.

Berghain, RSO, Silent Green, Radialsystem und Volksbühne: Das CTM-Festival steigt zum 25. Mal in Berlin. Nostalgie? Mitnichten. Aber eine Oscar-Preisträgerin kommt.

CTM-Festival 2024 im Berliner Berghain & Co.: Oscar-Preisträgerin Hildur Guðnadóttir kommt

Sport

Wedding

In <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/berlin">Berlin</a> wurde das Spaßhaben schon immer sehr ernst genommen. Insbesondere natürlich in der hiesigen Clubszene. „Rave ist kein Hobby“, lautete der Titel eines Songs von einer ursprünglich bajuwarischen und schon seit langem in der Hauptstadt ansässigen Band mit Clubbezug. Es ist ein Lied, das gleichermaßen als schonungsloses Selbstbekenntnis wie auch als kritischer Kommentar auf den stadtweiten Zwangshedonismus funktioniert.

Für viele Berliner ist das Ausgehen eine Art Beruf – außer an den Feiertagen, wo das Feiern endlich wieder zum Hobby wird. Ein Hohelied auf das Weihnachtsfest im Berghain.

Kristoffer Cornils

Clubszene und Inklusion: Wer behindert hier wen?

Berlins Clubs feiern den Frauentag: Gleichberechtigung herrscht trotzdem nicht

ZDF-Doku zur härtesten Tür Berlins: Auch in Trier kennen sie das Berghain

Rave und Rausch: Warum Berliner Clubs alkoholabhängig sind

Berliner House-DJ Dana Ruh: „Berlin inspiriert mich gerade nicht mehr“

Neues Jahr, endlich Glück? Wie das Berliner Nachtleben der Krise trotzen will

Highlights beim CTM Festival 2025: Erst im Berghain tanzen, dann ab in die Volksbühne

20 Jahre Berghain: Der Club, dem Berlin seinen Weltruhm verdankt

Generationgap im Berliner Nachtleben: Alt gegen Jung unter der Discokugel

Dem Watergate werden noch viele folgen: Warum immer mehr Berliner Clubs schließen

Tag der Clubkultur in Berlin: „Eine Bassline allein hält keine Party am Laufen“

Berliner Exzess, Exaltiertheit, Ekstase: Zehn Jahre Club Kater Blau

Droht die Prenzlbergisierung Neuköllns?

Rave the Planet und Zug der Liebe: Braucht Berlin zwei Techno-Demos?

Anja Schneider: „Techno war eine absolute No-Rock-’n’-Roll-Geschichte“

Festivals und Berliner Clubs in der Krise: Die letzte Saison vor der „Marktbereinigung“?

Ein Jahr Drugchecking: Sind Berliner Clubs sicherer geworden?

Beats ohne Barrieren: Dieses Berliner Festival richtet sich an Gäste mit Behinderung

Technoparty Nation of Gondwana: Die Party auf der Pferdewiese

Partystadt Berlin: Beats, Bäume, Bands – die Open-Air-Saison ist eröffnet

Record Store Day der Berliner Plattenläden: „Es werden keine leichten Zeiten“

Lange Nächte, kurzer Atem? Berliner Clubs in der Dauerkrise

CTM-Festival 2024: Die Ohren werden klingeln und der Kopf wird rauchen, geil!

Frohe Ravenachten! Warum es im Berghain zu den Feiertagen am schönsten ist