Den Wärmepumpen soll die Zukunft gehören, heißt es öfter. Für neue Gas- und Ölheizungen bedeutet es ein Ende. Darauf beschwört Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die Bevölkerung ein.
Dabei ist für nicht wenige Menschen die Idee einer klimafreundlichen Alternative gar nicht so neu. Von einer gelungenen Liebesbeziehung zur Wärmepumpe kann im Fall von Volker Kruse jedenfalls nicht gesprochen werden: Kruse wollte sie, doch die umworbene Wärmemaschine wollte ihn nicht.
Der 70-jährige pensionierte Maschinenbauingenieur ist Eigentümer eines Dreifamilienhauses im hessischen Dietzenbach nur zwölf Kilometer von Frankfurt am Main entfernt. Schon die vergangenen Jahrzehnte habe er sich mit der Wärmewende beschäftigt, erzählt Kruse in einem Gespräch. Er wollte wissen, wie er Energie einsparen kann, und suchte nach der effizientesten Heiztechnologie für sein Haus.
Der weite Weg vom Ölkessel zur Wärmepumpe
Angesichts der Energielage hat Kruse sein inzwischen über 40 Jahre altes Gebäude schon 2014 mit einem Vollwärmeschutz versehen: Für einen besseren Wärmeschutz und um Energie zu sparen, sagt er der Berliner Zeitung. Mit den Ergebnissen der Sanierung sei der Hesse vollauf zufrieden: Der Verbrauch seiner Ölheizung habe sich dadurch von 5000 auf 2500 Liter im Jahr halbiert.
Doch Kruse möchte sein Haus noch weiter optimieren. Sein Ölkessel habe zuletzt Schwierigkeiten gemacht. „Mal ist Wasser verloren gegangen, mal ist die Regelung kaputt“, sagt er. „Reparaturen waren aufgrund des fortgeschrittenen Alters des Ölkessels nicht sinnvoll.“ Schließlich war der Ölkessel fast 30 Jahre alt. Die Lösung fiel dem Ingenieur ein: die Wärmepumpe. Das war kurz nach dem russischen Angriff auf die Ukraine.
Er stellte schnell fest: Aufgrund von wasserrechtlichen Bestimmungen ist die Installation einer Erdwärmepumpe keine Option für ihn. Dementsprechend entschied er sich für eine Luft-Wasser-Wärmepumpe. So habe er ein Portfolio mit den groben Energiedaten von seinem Haus erstellt und mehrere Anfragen an Heizungsbauer aus dem Umland abgeschickt. Die beheizte Wohnfläche beträgt insgesamt 300 Quadratmeter.
Wärmepumpe bleibt ein Traum: Warum sagen Heizungsinstallateure ab?
Doch die Antworten der Heizungsbauer schockierten Kruse. „Sieben Firmen aus dem Umland haben meine Bitte, mir eine Wärmepumpe einzubauen, abgelehnt“, sagt er. Der Rest habe ihm nicht mal auf seine Anfragen geantwortet. Doch warum haben sich die Wärmepumpen-Installateure geweigert, Kruse mit der klimafreundlichen Heizalternative zu versorgen?
Die offizielle Antwort war nach Angaben des Rentners oft dieselbe: Die Heizungsbauer wollten Kruse keine Wärmepumpe liefern, da sein Gebäude lediglich 80 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr verbraucht. Doch der Hauseigentümer vermutet andere Gründe, warum niemand ihm eine Wärmepumpe installieren will. „Ich denke, es herrscht auch unter den Heizungsbauern große Unsicherheit“, resümiert er. „Auch für sie ist der Hype um die Wärmepumpen neu, und viele trauen sich nicht an die Technik ran, haben Angst, dass etwas schiefgeht.“
Zudem seien Kruse weitere Fälle aus seiner Kleinstadt bekannt, bei denen die Wärmepumpe versagt habe. „Bei einem Kollegen wurde es nie wirklich warm, in einem anderen Fall hat ein Heizungsbauer dringend davon abgeraten, die Wärmepumpe einzubauen“, sagt der pensionierte Ingenieur. Man sehe den Wirtschaftsminister von Talkshow zu Talkshow über die große Heizungswende sprechen, die Realität sehe jedoch anders aus.
Alternativen zur Wärmepumpe
Laut dem Bundesverband Wärmepumpe (BWP) wäre selbst bei einem Energieverbrauch von 80 kWh pro Quadratmeter pro Jahr eine Wärmepumpe gut einsetzbar. Das ist ein Gebäude der Effizienzklasse C, verweist der Geschäftsführer Martin Sabel auf Anfrage der Berliner Zeitung. Warum die Ablehnung? Mutmaßlich hätten die Handwerker keine Kapazität gehabt oder hätten schlicht noch gar keine Erfahrung mit Wärmepumpen.
Nachdem Kruse stets Wärmepumpen-Absagen bekam und auch das russische Öl-Embargo in Kraft trat, machte er Nägel mit Köpfen: Er modernisierte eigenständig seine marode Ölheizung. Seit über sieben Monaten läuft im Hause Kruse nun ein neuer Brennwertkessel mit solarthermischer Warmwassererzeugung, womit sich laut der Berechnungen des Ingenieurs der Energieverbrauch noch weiter reduzieren werde.

„Den Kessel habe ich im Internet eingekauft und später selbst montiert“, erzählt Kruse seine provisorische Lösung. Mithilfe einer Solaranlage auf seinem Dach wird seit Oktober vergangenen Jahres das Dreifamilienhaus geheizt und mit warmem Wasser versorgt. Es sei also zunächst eine fossile Zwischenlösung mit Öko-Anstrich. Doch langfristig wird auch Kruse ohne die Wärmepumpen nicht auskommen.
„Für die Zukunft ist eine Ergänzung alter Gas- und Ölheizungen mit kleinen Wärmepumpen, die nur bei milden Temperaturen arbeiten, sinnvoll“, schlägt Kruse vor. Sprich, eine Hybridheizung. In seiner Berechnung wären die Investitionen gering, während sich der Einbau der Geräte als praktikabel herausstellen würde. „Der Vorteil ist, dass die Wärmepumpen sehr klein wären und sich das allen voran für Eigentümer anbietet, die ihr Gebäude nicht umbauen können“, sagt der Ingenieur zum Schluss.








