Die Ziele von Wirtschaftsminister Robert Habeck sind klar: sechs Millionen Wärmepumpen bis 2030. Schaffen wir das? Ja, sagen Hersteller, Installateure und Politik und sind sich damit zumindest in einem Punkt einig. In Sachen verbraucherorientierter Lösungen und Förderungen geraten sie jedoch aneinander.
Noch vor zwei Wochen plädierten Wärmepumpenhersteller wie die Bosch Home Comfort Group für eine hybride Lösung, um die gewünschte 65-Prozent-Marke zu erreichen. Sprich eine Kombination aus einem fossilen Öl- oder Gaskessel und einer Wärmepumpe, sodass bei Minustemperaturen die fossile Quelle greifen kann. Die Hybridheizung wäre demnach vor allem für den unsanierten und noch nicht gut gedämmten Gebäudebestand eine Lösung.
Auch im neuen Gesetzesentwurf zum bestehenden Gebäudeenergiegesetz des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) werden Hybridheizungen als eine Übergangslösung im Bestand schon fest vorgesehen. Solche Hybridheizungen könnten im Bestand also uneingeschränkt bis zum geplanten Gasausstieg 2045 eingesetzt werden. Für den Referatsleiter im BMWK, Alexander Renner, und auch für Deutschlands größten Heizungsinstallateur Thermondo ist die Hybridlösung dauerhaft aber Quatsch.
Hybridheizungen: „Ein Zwischenschritt, den die Welt nicht braucht“
„Ich kann nur empfehlen, diese beiden Systeme dauerhaft nicht parallel laufen zu lassen“, sagt Alexander Renner, Referatsleiter in der Abteilung II – Wärme, Wasserstoff und Effizienz im BMWK, während einer Diskussion im Thermondo-Hauptquartier in Berlin. Mit einer hybriden Heizung hätte man doppelte Kosten, weil man sowohl den Gas- als auch den Stromanschluss benötige. „Da lohnt es sich eher, auch mal in den zwei, drei kältesten Tagen den Heizstab anzuwerfen“, sagt er. Die dann geringer höheren Stromkosten für die wenigen kalten Tage seien allemal besser als ein Parallelbetrieb.
Thermondo-Gründer Philipp Pausder ist auch, anders als die Wärmepumpenhersteller, kein Fan von Hybridlösungen. „Das ist für mich so ein typisch deutsches Ding“, sagt er während der Diskussion mit Renner. Damit wolle man so lange wie möglich an der Vergangenheit der Gasheizung festhalten. Das sei der Grund, warum es in diesem Land Hybridautos gebe, deren Kabel nie eingesetzt worden seien. „Die Hybridautos dienen als Steuervorteil und damit als Vermögenswert, sind aber wie die Hybridheizung nur ein Zwischenschritt, den die Welt nicht braucht“, so Pausder.
Förderung für Heizungen: „Vielleicht reichen da 35 Prozent nicht“
Unternehmer und Politik sind sich auch bei der Förderung uneins. „Bei älteren Menschen sagen Banken oft nein zur Kreditvergabe“, bemängelt der Ministeriumsmitarbeiter Renner. Sein Vorschlag: Die Zuschussförderung müsse sozial gestaffelt sein, damit sich auch die ältere Generation die Wärmepumpe noch leisten könne. „Vielleicht reichen da die 35 Prozent nicht.“
Die derzeitigen Unsicherheiten im Markt würden bleiben, bemängelt Renner. Dadurch würden Fragen seitens der Menschen aufkommen, wie: Ist sich die Politik selbst unsicher mit der Wärmepumpe? Werden die Wärmepumpen später wirklich günstiger? Ist sie wirklich die richtige Technologie, in die ich investieren sollte, oder gibt es vielleicht perspektivisch noch was Besseres?
Falsches Signal der Politik? Mehrwertsteuer: Gas sieben, Strom 19 Prozent
Insgesamt hat die Heizungsbranche im letzten Jahr 236.000 Wärmepumpen verkauft. Laut Gründer Philipp Pausder haben hier zwar einige Menschen aus ökologischen Gründen gehandelt, jedoch sind für den Großteil der Menschen die Kosten entscheidend. Wolle man jährlich aber einen Absatz von über 500.000 Wärmepumpen erreichen, müsse vor allem beim Strompreis etwas passieren, beharrt der Thermondo-Gründer.
„Wir müssen einfach anerkennen, dass die Länder mit der höchsten Zahl an Wärmepumpeninstallationen äußerst günstige Stromtarife haben“, sagt Pausder. In Europa ist Norwegen Spitzenreiter, gefolgt von Schweden. Dort habe man durch Wasser- und Atomkraft aber auch andere Grundbedingungen. In Deutschland sei der Strom bis heute deutlich abgabenintensiver als Heizöl. Damit setze die Politik schon Signale, jedoch in die falsche Richtung, denn die aktuelle Mehrwertsteuer liegt beim Gas bei sieben Prozent, beim Strom jedoch noch bei 19 Prozent, kritisiert Pausder. „Wenn die Regierung ernst meinen würde, dass sowohl die Mobilität als auch die Wärme über den Strom laufen, dann macht es keinen Sinn, dass dieser weiterhin so teuer ist.“
Auf die Frage, ob die Gespräche über eine höhere Mehrwertsteuer bei Gas schon laufen, antwortet der Ministeriumsmitarbeiter Renner diplomatisch: „Davon gehe ich aus.“
Umrüstung auf Wärmepumpe: Kosten in Ein- und Zweifamilienhäusern
Bei der Kostengestaltung komme es immer auf die Leistungsklasse an, wie Pausder erklärt. Allein die Investitionskosten beginnen bei Thermondo bei 209 Euro im Monat – und das über 15 Jahre. In Summe liegt das günstigste Ratenzahlungsangebot demnach bei 37.620 Euro. Beim direkten Barkauf liege der Preis zwischen 25.000 und 26.000 Euro pro Wärmepumpe mit Einbau (ohne Dämmung), gehe aber je nach Größe und Komplexität des Hauses hoch bis auf 30.000 Euro.
Diese Angaben gelten für Ein- und Zweifamilienhäuser, da Deutschlands größter Heizungsinstallateur sich nicht auf Mehrfamilienhäuser fokussiert. „Das ist in der Tat noch ein Segment, wo sich viel tun muss“, so Pausder zur Berliner Zeitung. Eine noch größere Herausforderung seien in Deutschland aber die Reihenhäuser, da aufgrund von Abstandsregeln dort keine Wärmepumpen verbaut werden dürfen.
Große Ambitionen, aber woher sollen die Fachkräfte kommen?
Perspektivisch will das Unternehmen die Kosten um 15 Prozent senken. Erreicht werden soll dies durch einen effektiveren Einsatz der Heizungsinstallateure. Im Status quo installiert ein SHK-Handwerker 0,8 Wärmepumpen im Monat, das geht aus dem Thermondo-Gutachten hervor. Diese Zahl wollen sie verzehnfachen: Monatlich 8,2 installierte Wärmepumpen pro Fachkraft.





