Mobilität

Bahn sperrt Strecke Berlin–Dresden: Was Fahrgäste jetzt wissen müssen

Bald wird die Trasse zur Großbaustelle. Viele Züge werden monatelang aus dem Fahrplan gestrichen. Doch es gibt auch Bahnkunden, die profitieren.

Ein Intercity aus Rostock unterwegs nach Dresden. Bald werden die Doppelstockzüge monatelang nicht mehr zwischen Berlin, Doberlug-Kirchhain, Elsterwerda und Dresden verkehren.
Ein Intercity aus Rostock unterwegs nach Dresden. Bald werden die Doppelstockzüge monatelang nicht mehr zwischen Berlin, Doberlug-Kirchhain, Elsterwerda und Dresden verkehren.dpa-Zentralbild

Erst die gute Nachricht: Wer mit der Bahn zwischen Berlin und Chemnitz unterwegs ist, kommt in den kommenden Monaten schneller ans Ziel. Jetzt die nicht so gute Nachricht: Zwischen Berlin und Dresden wird dagegen das Zugangebot ausgedünnt, und die Fahrt dauert länger. Noch unangenehmer wird es für Pendler aus Zossen, Rangsdorf und anderen Orten südlich von Berlin. Mit Berlin–Dresden wird eine weitere Bahnstrecke Schauplatz umfangreicher Baumaßnahmen. Das hat Folgen für die Fahrgäste.

Nicht mehr lange, dann ist es so weit. Am 21. April gegen 21 Uhr wird die direkte Bahnverbindung zwischen Berlin und Dresden unterbrochen. Das hat zur Folge, dass Züge ausfallen oder umgeleitet werden. Der Großteil der Änderungen wird bis zum 10. November gelten, andere bis zum 9. Dezember. Ein Blick bei www.bahn.de lohnt sich.

Fernverkehr Berlin–Dresden: Das Zugangebot wird ausgedünnt, die verbleibenden Fernzüge sind länger unterwegs. Kann man derzeit noch bis zu 13 Mal täglich ohne Umsteigen von Berlin nach Dresden reisen, ist dies künftig nur noch bis zu acht Mal täglich möglich. Die Eurocity-Züge nach Prag und Budapest sowie die anderen verbleibenden Fernzüge werden über Jüterbog und Falkenberg (jeweils ohne Halt) umgeleitet. Die Fahrzeit zwischen Berlin und Dresden verlängert sich um rund 20 Minuten auf im Schnitt zwei Stunden und sechs Minuten pro Weg. Die Intercity-Züge der Linie 17, die das Angebot momentan noch auf einen Stundentakt verdichten, beginnen und enden unter dem Flughafen BER. Die Fahrten von und nach Dresden entfallen.

Fernverkehr Berlin–Chemnitz: Die durchgehenden Verbindungen bleiben erhalten. Weiterhin werden täglich zwei Intercity-Züge zwischen Berlin und Chemnitz verkehren. Allerdings fahren sie vom 22. April an nicht mehr über Dresden, sondern auf direktem Weg über Riesa – wie zu DDR-Zeiten und bis 2006, als der letzte Interregio eingestellt wurde. Südlich von Berlin halten die weißen Doppelstockzüge in Riesa und Döbeln, wodurch die beiden sächsischen Städte wieder Direktverbindungen in die Hauptstadt bekommen. Weil auf die heutige Umwegfahrt verzichtet wird, sinkt die Fahrzeit zwischen Berlin und Chemnitz um 31 Minuten – auf zwei Stunden und 34 Minuten.

Regionalexpresslinie RE8 Süd: Dahlewitz, Rangsdorf, Zossen, Wünsdorf-Waldstadt, Baruth – wer diese und andere Orte südlich von Berlin ansteuert, muss vom Abend des 21. April an mit erheblichen Fahrzeitverlängerungen rechnen. Der Regionalverkehr entfällt bis zum 4. Juni zwischen Berlin und Baruth, ab 5. Juni zwischen Berlin und Rangsdorf. Zwischen Berlin und Blankenfelde können die Fahrgäste die S-Bahn-Linie S2 nutzen, südlich davon verkehren Busse im Schienenersatzverkehr (SEV). Pendler und andere Fahrgäste sind monatelang erheblich länger unterwegs. Zwischen dem Berliner Hauptbahnhof und Rangsdorf verdoppelt sich die Fahrzeit auf rund 80 Minuten pro Weg. Die Fahrt nach Zossen dauert statt rund 45 künftig 100 Minuten. Nach Baruth sind die Reisenden statt 68 Minuten rund zwei Stunden unterwegs – wenn alles klappt.

Regionalbahnlinie RB24 Süd: Auch die Verbindung zwischen dem Flughafen BER und Wünsdorf-Waldstadt fällt aus. Bis Waßmannsdorf können Reisende die S-Bahn nutzen. Dort übernimmt dann der SEV. Bis zum 4. Juni fahren die Busse bis Wünsdorf-Waldstadt. Danach beschränken sie sich auf das Teilstück nach Rangsdorf, Weiterfahrt per Zug.

Was wird gebaut? Es geht um den Ausbau der Dresdner Bahn, die den Fahrgästen kürzere Fahrzeiten bescheren soll. So kündigt die Deutsche Bahn (DB) an, dass die Fahrt vom Berliner zum Dresdner Hauptbahnhof ab Dezember 2025 rund 92 Minuten betragen soll. Das sind knapp zehn Minuten weniger als heute. Der Neubau des Abschnitts im Berliner Süden, der 1952 den Reisezugverkehr verlor, trägt entscheidend dazu bei. Für die Sperrung südlich von Berlin, die demnächst beginnt, gibt es jedoch andere Gründe.

Auch Güterzüge werden umgeleitet

Welche Teilprojekte stehen an? Vom Abend des 21. April an werden zwischen Glasower Damm Süd und Rangsdorf beide Gleise sowie die Kurven zum Berliner Außenring gesperrt, damit im Bereich Blankenfelde gebaut werden kann. So beginnt der Bau der Eisenbahnüberführung Karl-Marx-Straße. Ebenfalls in Blankenfelde entsteht ein Bahnsteig neu. Die Strecke wird für Geschwindigkeiten von bis zu 200 Kilometer pro Stunde ausgebaut. Auch der Einbau von Weichen, der Neubau von Oberleitungs- und Signalanlagen sowie der Umbau des Bahnhofs Zossen fallen in die Sperrzeit, so die Bahn.

Ist auch der Güterzugverkehr betroffen? Die Sperrung unterbricht eine bedeutende internationale Verbindung, sagt Peter Westenberger, Geschäftsführer des Netzwerks „Die Güterbahnen“. „Die Strecke ist für den Verkehr zwischen den Nordseehäfen und Ländern wie Tschechien oder der Slowakei wichtig.“ Güterzüge müssen weiträumig umgeleitet werden – zum Beispiel von Hamburg über Lehrte und Helmstedt nach Falkenberg. Laut Plan sind die Züge mindestens rund zwei Stunden länger unterwegs. Dabei sind auch wichtige Verbindungen zwischen Deutschland und Polen lahmgelegt. So ist die Strecke nach Szczecin (Stettin) bis Ende 2025 gesperrt. Auch die Ostbahn nach Kostrzyn (Küstrin) ist wegen Bauarbeiten unterbrochen. Zudem wurde die Infrastruktur dort so sehr verschlankt, dass kaum Güterverkehr möglich ist. Bis 21. April steht die Verbindung zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) ebenfalls nicht zur Verfügung.

Bahnreisende nach Hamburg und Hannover sind ebenfalls betroffen

Auf welcher Trasse nach Berlin ist in den nächsten Jahren mit Bauarbeiten zu rechnen? Die Strecke zwischen Hamburg-Rothenburgsort und Berlin-Spandau gehört zum hochbelasteten Netz, das die DB bis 2030 zum Hochleistungsnetz ausbauen will, sagte ein Bahnsprecher. „Deshalb wird die 280 Kilometer lange Strecke im zweiten Halbjahr 2025 eine Generalsanierung durchlaufen. Für die gewerkeübergreifende, gebündelte Erneuerung ist eine Sperrung erforderlich, die voraussichtlich im Juni 2025 beginnt und zum Fahrplanwechsel im Dezember 2025 endet.“ Die DB packt rund 30 Prozent der Gleiskilometer, mehr als die Hälfte der Weichen sowie nahezu die komplette Leit- und Sicherungstechnik an. Außerdem werden Brücken und Durchlässe erneuert sowie Maßnahmen zum Lärm- und Erschütterungsschutz umgesetzt, teilte die DB weiter mit.

Was folgt danach? Auch zwischen Berlin und Hannover wird gebaut. In einem internen Dokument der DB ist davon die Rede, dass die Verbindung zwischen Februar und Juni 2027 ebenfalls einer Generalsanierung unterzogen wird. Grundsätzlich kämen dafür bis 2030 alle Streckenabschnitte mit besonders hoher Auslastung und besonders störanfälligen Anlagen infrage, erklärte der Bahnsprecher. „Dazu gehört auch die Strecke zwischen Berlin und Lehrte. Die finale Entscheidung über den Zeitplan und die Finanzierung aller geplanten Maßnahmen zum Ausbau des hochbelasteten Netzes zum Hochleistungsnetz obliegt dem Bund.“