Geboren in Würzburg. Promotion in Philosophie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Publikation „Bewegung im Raum der Gründe“ im Westend Verlag. Filmbegeistert.

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„Harlan Coben’s Lazarus“: Opulentes Thriller-Vergnügen neu auf Amazon Prime

„Harlan Coben’s Lazarus“ ist ein stylischer Neo-Noir-Thriller neu auf Amazon Prime

„Harlan Coben’s Lazarus“ ist, wie die Betitelung schon andeutet, eine Schöpfung des US-amerikanischen Thrillerautors Harlan Coben, der auf <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/amazon">Amazon</a> schon mit einigen Romanadaptionen vertreten ist. „Lazarus“ liegt demgegenüber ein Original-Drehbuch zugrunde, das dabei mit Wendungsreichtum, brillantem Spannungsmanagement und bis in die Nebenrollen ausgezeichneter Besetzung überzeugt: am prominentesten hier gewiss Bill Nighy in seiner Paraderolle als Autoritätsperson mit Abgründen. Auch Sam Claflin gibt als forensischer Psychiater im Ausnahmezustand eine konzentrierte Vorstellung. Ein weiterer Hauptdarsteller ist sicherlich das Dekor der Serie selbst: unzeitgemäß liebevoll und stilversessen. Man fühlt sich in einen Neo-Noir-Thriller aus den Achtzigerjahren versetzt. Wie kann 2025 etwas so Schönes passieren?

Ein paar Klischees hin oder her: „Harlan Coben’s Lazarus“ erobert mit stylischem Dekor, Dialogwitz und inhaltlicher Tiefe derzeit die Streaming-Charts.

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Kino & Streaming

Detective Miller (Thomas Jane), Ermittler vom Asteroiden Ceres, sucht Juli Mao, die Tochter des interplanetaren Industriellen Jules-Pierre Mao. In Rebellion gegen den Vater hat sie sich dem Widerstand der Bewohner des Asteroidengürtels angeschlossen, die von Erde wie Mars als billige Rohstofflieferanten ausgenutzt werden. Auf der Suche nach Julie gerät Miller mit der Crew der „Rocinante“ aneinander, die unter ihrem Kapitän James Holden (Steven Strait) den dunklen Machenschaften von Julies Vater auf der Spur ist, die einer geheimnisvollen Substanz gelten: einem „Protomolekül“, dass alles, in das es eindringt, assimiliert – das heißt hier: auseinandernimmt, auf neuer molekularer Basis rekonstruiert und über Zeit und Raum hinweg verbindet.

Die Zukunftsvision „The Expanse“ verändert die Art, wie man über die politische Gegenwart nachdenkt: Der Vernünftige kämpft entschlossen gegen Windmühlen.

Parteilos im Weltraum: „The Expanse“ komplett auf Amazon Prime Video

Der diskrete Klassiker „So finster die Nacht" (2008) aus <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/schweden">Schweden</a> hat, wie viele europäische Erfolgsfilme, für den <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/usa">amerikanischen</a> Markt ein – hier mit Richard Jenkins und Chloe Grace Moretz starbesetztes – Remake erfahren. Dabei ergaben sich nicht nur deutliche Substanzverluste, auch der Geist des Filmes hat sich im Remake geradezu umgekehrt.

Die schwedische Produktion „So finster die Nacht" verbindet Vampirfilm und Sozialdrama. Das US-Remake offenbart hierbei eine deutlich andere moralische Haltung.

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„So finster die Nacht“ und „Let me in“ auf Amazon Prime Video: Vampirismus im Kulturvergleich

Schweden

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Linksliberale stutzen ihr Denken wie Hecken im Vorgarten, Libertäre halten frische Landluft für Klarheit. Im Kulturkampf drohen beide Seiten, die eigenen Abgründe zu übersehen.

Der Schein trügt: Linksliberalismus ist noch nicht hirntot

Open Source

Berlin

Politik

Es gibt diese Fälle der durchaus nicht unvollendeten und dennoch – und gerade deshalb – unvollkommenen Meisterwerke. Werke, bei denen man bedauert, dass der Urheber versucht hat, sie fertigzustellen, obwohl nicht mehr genügend kreative Substanz übrig war. Ungefähr so ergeht es einem mit der Serie „Too Old To Die Young“ (2019) des mit „Drive“ zu Weltruhm gelangten&nbsp;<a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/daenemark">dänischen</a> Regisseurs Nicholas Winding Refn. Zunächst darf man sich natürlich fragen, warum es in Filmen und Serien so häufig um Psychopathen geht („Hannibal“) und insbesondere um deren Selbstfindung („Stoker“, „A Cure for Wellness“), wenn man ein ästhetisch wirklich bemerkenswertes Werk zu sehen bekommt. Aber bei „Too Old To Die Young“ liefert die erwähnte Problematik immerhin einen perfekten Hintergrund für einen – man möchte sagen fotografischen – Essay über Isolation und Sinnsuche unter Gegenwartsbedingungen.

Es ist ein bisschen so, als ließe man einen Film von David Lynch mit halber Geschwindigkeit ablaufen. Sobald man sich daran gewöhnt hat, eröffnet sich ein großes Kunstwerk.

Wie Strandurlaub in der Hölle: „Too Old To Die Young“ auf Amazon Prime Video

Die Eliminierung der Grauzone ist zum Leitbild rechten wie linken politischen Handelns und Sprechens geworden. Das ist brandgefährlich.

Dringende Warnung: Der neue Faschismus reift in humaner Larve heran

Kultur

Mit Produktionen wie der „Insidious“-Reihe hat Jason Blum das Horrorgenre vor Jahren auch für Erwachsene respektabel gemacht. Auf <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/prime-video">Amazon Prime Video</a> ist seine Horrorschmiede Blumhouse mit diversen Produktionen vertreten. Blumhouse hält die Produktionskosten unter anderem durch Konzentration auf wenige Drehorte wie auch durch eine Mindestlohnpolitik systematisch niedrig. Das ändert nichts daran, dass teilweise filmisch hervorragende Erzeugnisse präsentiert werden. Stellvertretend für das Sortiment seien hier einige neuere Produktionen vorgestellt: „Five Nights at Freddy’s“, „Madres“ und „House of Spoils“.

Auf Amazon Prime Video ist Jason Blums Horrorschmiede Blumhouse mit diversen Produktionen vertreten. Welche lohnen sich besonders? Eine Übersicht.

„Five Nights at Freddy’s“, „Madres“, „House of Spoils“: Drei Blumhouse-Produktionen auf Amazon Prime Video

Prime Video

Der Uhrenverkäufer Alphonse (Jean Dujardin) verliert seine Arbeit, nachdem er bei einem Geschäftstermin von kriminellen Kunden verprügelt und seiner Ware beraubt worden ist. Um den Jobverlust vor seiner dominanten Ehefrau geheimhalten zu können, geht er auf den Wunsch seines herzkranken Vaters ein, diesen bei der Arbeit zu vertreten. Das wäre nicht so problematisch, würde sein Vater - der ihn nach dem mysteriösen Weggang seiner Mutter großgezogen hatte, ihm aber mittlerweile komplett entfremdet ist - seinen Lebensunterhalt nicht als Gigolo für eine mit ihm zusammen gealterte Klientel wohlhabender Damen bestreiten. Nach einigen Bedenken und Startschwierigkeiten fügt sich Alphonse in die Rolle und wird zum Geheimtipp unter reichen Seniorinnen.

Auf Amazon Prime Video findet sich mit „Alphonse“ eine Serie, die durch ihr hervorragendes Ensemble und eine gewaltige inhaltliche Tiefe besticht. Die Streaming-Kritik.

„Alphonse“ auf Amazon Prime: Abgründe, die jeden Horrorfilm wie einen Spaziergang erscheinen lassen

Eine so zentrale wie wenig beachtete Episode von Bram Stokers Roman „Dracula“&nbsp;stellt die Schiffsfahrt des Grafen im Laderaum des Frachters „Demeter“ von <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/bulgarien">Bulgarien</a> nach <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/england">England</a> dar. Das Logbuch des Kapitäns der Demeter, in dem die Details dieser Überfahrt im Roman behandelt werden, macht der <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/norwegen">norwegische</a> Regisseur André Øvredal zur Grundlage einer neuen, dezidiert woken Adaption des Klassikers.

Die Amazon Prime Dracula-Adaption „Die letzte Fahrt der Demeter“, hebt zwar eine wichtige Episode des Dracula-Romans hervor, bleibt jedoch für einen Horror-Film ziemlich spannungsarm.

„Die letzte Fahrt der Demeter“ auf Amazon Prime Video: Ein Woker und blutleerer Dracula

Gus (Nick Frost) arbeitet für das aufstrebende Telekommunikationsunternehmen Smyle als Installateur und betreibt in seiner Freizeit einen YouTube-Kanal für paranormale Ermittlungen. Mit seinem neuen Kollegen Elton geht er im Auftrag des Unternehmens Empfangsstörungen auf den Grund, die er immer häufiger auf übernatürliche Ursachen zurückführen kann. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten kommen beide – mit Unterstützung der von Geistern heimgesuchten Astrid – einer okkulten Verschwörung auf die Spur.

„Truth Seekers“ (2020) von den Comedy-Größen Nick Frost und Simon Pegg („Shaun of the Dead“) spielt in der Welt der Geisterjäger, Okkultisten und Verschwörungstheoretiker. Die Kritik.

„Truth Seekers“ auf Amazon Prime Video: Heiter durch das Grauen schweben

Manchmal entdeckt man zwischen Blockbustern und anderer Massenware kleine Produktionen, die einen Weg aus der Statik des Mainstreams hinaus suchen - und dabei ein erhebliches Risiko eingehen. Ein interessantes Beispiel hierfür liefern die humanistischen Horrorfantasy-Filme „The Endless“ (2018) und „Spring – Love is a Monster“ (2015) von Aaron Moorhead und Justin Benson. In „The Endless“ kehren zwei Brüder (gespielt von den Autoren selbst), die vor Jahren aus einer sektenartigen Kommune geflohen sind, besuchsweise dorthin zurück und finden alles etwas anders vor als in ihrer Erinnerung. Die Kommunarden scheinen keineswegs bloß irgendeiner Ideologie zu frönen. Es scheint wirklich etwas Ungewöhnliches in der idyllischen Landschaft umzugehen: ein Wesen, das übernatürliche Kräfte hat und mit den Menschen zu kommunizieren versucht, indem es ihnen Fotografien und Videoaufnahmen zuspielt. Auf der anderen Seite finden sich in der Landschaft Zonen, die den Unvorsichtigen in ausweglosen Zeitschleifen fangen – und die Kommunarden, die selbst in einer solchen Schleife gefangen sind, bieten den Brüdern an, ein Teil ihrer Schicksalsgemeinschaft zu werden.

Die Ewigkeit als natürlicher Feind der Wirklichkeit: Zwei Filme von Aaron Moorhead und Justin Benson auf Amazon Prime Video. Warum lohnen sie sich so sehr?

Humanistische Horrorfantasy: „Spring – Love is a Monster“ und „The Endless“ auf Amazon Prime Video

Wenn der neugierige Serien-Konsument auf den Titel „Erzählung des Neunschwänzigen“ stößt, mag er sich zunächst fragen, was um Himmels Willen denn ein Neunschwänziger sei. Dem verwirrten Zeitgenossen sei gesagt, dass es sich hierbei um eine Gestalt aus der ostasiatischen Folklore handelt, einen mythischen Fuchs mit neun buschigen Schwänzen, der tricksterhafte Züge trägt – und ab und an hochproblematische Beziehungen mit menschlichen Wesen eingeht. Natürlich kann ein solcher Fuchs auch Menschengestalt annehmen; in diesem Falle die des koreanischen Schauspielers Lee Dong-wook mit roten Haaren und David-Bowie-Frisur, der insbesondere dann, wenn er unter einem bestickten roten Schirm im Frühlingsregen steht, eine new definition of cool abgibt. Lees Mienenspiel ist durchweg so sparsam und unterschwellig überakzentuiert, dass man ihm jederzeit abnimmt, der Fuchs aus dem Märchen zu sein.

Ab der Hälfte der 16 mehr als einstündigen Folgen wird man zwar häufiger durch verschiedene Höllen des Kitsches, des Schmalzes und der Seichtigkeit getrieben, doch es lohnt sich.

„Erzählung des Neunschwänzigen“ auf Amazon Prime Video: Chillen zwischen Mythos und Moderne

„Sticky“ ist der landläufige Name für einen kleinen <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/cannabis">Joint</a> – das, was The Big Lebowski in einer zum Klassiker gewordenen Szene des gleichnamigen Films in den Schoß seiner Jogginghose fällt. Als Serientitel „The Sticky“ spielt das Wort auf der anderen Seite auf das klebrige <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/kanada">kanadische</a> Nationalprodukt Ahornsirup an. In diesem Doppelsinn ist schon die Tonart der Serie gesetzt. Es handelt sich demnach um eine Provinzkifferkomödie auf Ahornsirup statt auf Gras. Und das funktioniert: Alte und korpulente Menschen tun ungesetzliche Dinge, sexfrei und doch sinnenfroh. Die Serie, deren sechs Folgen jeweils schmale 30 Minuten umfassen, liefert ganz in diesem Sinne kleine Light-Psychedelika für zwischendurch – also sechsmal einen zum Durchziehen, in der Arbeitspause oder vor dem Schlafengehen. Und das ganz ohne Bewusstseinstrübung oder Kater.

Kanadische Kifferkomödie auf Ahornsirup statt auf Gras gefällig? Es geht schief, was schiefgehen kann. Doch „The Sticky“ bringt unheimlich viel Spaß und Swing. Angucken!

„The Sticky – Rache ist süß“ auf Amazon Prime Video: Coolness gibt’s auch in XXL

Schon seit längerem geraten Werte, die Westeuropäern vormals selbstverständlich schienen, unter Druck durch politische wie <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/militaer">militärische</a> Akteure. Eine – auch symptomatisch – interessante Betrachtung der Frage, ob und wie sich <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/europa">europäische</a> Werte unter Gegenwartsbedingungen verteidigen lassen, stellt die <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/frankreich">französische</a> Militär-Serie „Dark Hearts“ von Ziad Doueiri dar, die auf Amazon Prime Video läuft. Zaid Osman, ein <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/is">IS</a>-Geheimdienstoberer französischer Nationalität, geht der Spezialeinheit Groupe 45 ins Netz und bietet der Nachrichtenoffizierin Adèle (Marie Dompnier) Informationen über <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/terroranschlag">Terroranschläge</a> an – im Tausch gegen die Extraktion seiner Tochter und ihres Sohnes aus dem vom IS beherrschten irakischen Mossul. Der Ehemann der Tochter kommt dem Vorhaben allerdings auf die Spur. Die Einheit versucht in verlustreichen Anläufen, die Tochter des Informanten dennoch aus den Fängen des IS zu befreien. Die Gefangennahme eines Teammitgliedes führt schließlich zur Entscheidung, Zaid für einen Aufklärungseinsatz in Mossul auf freien Fuß zu setzen.

Wie lassen sich europäische Werte verteidigen? Dieser Frage stellt sich die französische Militär-Serie „Dark Hearts“. Manches daran schwächelt, anderes ist exzellent. Die Kritik.

„Dark Hearts“ auf Amazon Prime Video: Humanität und Kriegsmaschinerie – die Streaming-Kritik

Nach „Citadel: Diana“, dem italienischen Spin-Off der „Citadel“-Mutterserie, setzt Amazon die Erzählung um den Krieg der Geheimdienste Citadel und Manticor nun mit dem indischen Ableger „Citadel: Honey Bunny“ der Regisseure Raj Nidimoru und Krishna DK fort. In „Citadel: Honey Bunny“ wird die erfolglose Schauspielerin Honey (Samantha) von Stuntman-Buddy Bunny (Varun Dhawan) für einen Spionagecoup rekrutiert, und nach erfolgreichem Abschluss in seine „Familie“ aufgenommen, misstrauisch beäugt von Familienoberhaupt „Baba“. Als Honey erfährt, dass sie schwanger ist und Zweifel an den Zielen ihrer Gruppe bekommt, sabotiert sie deren Pläne und verschwindet. Jahre später werden sie und ihre Tochter von der Organisation gejagt, was Bunny zu Ohren kommt, welcher ihr und der gemeinsamen Tochter zu Hilfe eilt.

Die Serie „Citadel: Honey Bunny“ ist ein Spin-Off der italienischen „Citadel“-Mutterserie. Nun kommt die indische Variante. Doch der Funke springt nicht über.

Dierk Streng