Streaming-Kritik

Wie Strandurlaub in der Hölle: „Too Old To Die Young“ auf Amazon Prime Video

Es ist ein bisschen so, als ließe man einen Film von David Lynch mit halber Geschwindigkeit ablaufen. Sobald man sich daran gewöhnt hat, eröffnet sich ein großes Kunstwerk.

Nell Tiger Free spielt die viel zu junge Geliebte in „Too Old To Die Young“ auf Amazon Prime Video.
Nell Tiger Free spielt die viel zu junge Geliebte in „Too Old To Die Young“ auf Amazon Prime Video.Scott Garfield/Amazon

Es gibt diese Fälle der durchaus nicht unvollendeten und dennoch – und gerade deshalb – unvollkommenen Meisterwerke. Werke, bei denen man bedauert, dass der Urheber versucht hat, sie fertigzustellen, obwohl nicht mehr genügend kreative Substanz übrig war. Ungefähr so ergeht es einem mit der Serie „Too Old To Die Young“ (2019) des mit „Drive“ zu Weltruhm gelangten dänischen Regisseurs Nicholas Winding Refn.

Zunächst darf man sich natürlich fragen, warum es in Filmen und Serien so häufig um Psychopathen geht („Hannibal“) und insbesondere um deren Selbstfindung („Stoker“, „A Cure for Wellness“), wenn man ein ästhetisch wirklich bemerkenswertes Werk zu sehen bekommt. Aber bei „Too Old To Die Young“ liefert die erwähnte Problematik immerhin einen perfekten Hintergrund für einen – man möchte sagen fotografischen – Essay über Isolation und Sinnsuche unter Gegenwartsbedingungen.

Berliner Zeitung

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