Wärmewende

Wärmepumpen in den Nachbarländern: Was Polen und Frankreich besser als Deutschland machen

Im europaweiten Vergleich hinkt Deutschland beim Einbau von Wärmepumpen stark hinterher. Eine Statistik verdeutlicht die brisante Lage. Welche Lösungen gibt es?

Wirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) lässt sich beim Besuch eines Krankenhauses in Horenka nahe Kiew Anfang April den Tank einer Wärmepumpe zeigen.
Wirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) lässt sich beim Besuch eines Krankenhauses in Horenka nahe Kiew Anfang April den Tank einer Wärmepumpe zeigen.Christoph Soeder/dpa

Wärmepumpen soll die Zukunft gehören. Sie sind als klimafreundliche Alternative zu Öl- und Gasheizungen geplant. In Talkshows sind sie das Thema Nummer eins.

Das Ziel laut Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne): sechs Millionen Wärmepumpen bis 2030. Doch der Einbau der Geräte geht in Deutschland nur schleppend voran. Im vergangenen Jahr wurden erst rund 236.000 abgesetzt. Auch im europaweiten Vergleich hinkt Deutschland stark hinterher. Woran liegt das?

Die Bundesrepublik ist nach Angaben der European Heat Pump Association (EHPA) fast Schlusslicht in Europa. Demnach wurden im vergangenen Jahr nur 5,8 Wärmepumpen pro 1000 Einwohner in Deutschland eingebaut. Lediglich in Großbritannien wurden mit einem Wert von 2,1 noch weniger Wärmepumpen installiert. Bei unseren geografischen Nachbarn funktioniert der Umstieg dagegen wesentlich reibungsloser.

Deutschland fast Schlusslicht bei Wärmepumpen

Der Vergleich mit den Nachbarländern verdeutlicht den Nachholbedarf bei elektrischen Wärmepumpen. So liegen Belgien (6,5), Österreich (12,2), Tschechien (12,4), Polen (13,8), die Niederlande (14,8) und Frankreich (14,9) noch vor Deutschland. Unser nördlicher Nachbar Dänemark hat mit 29,8 einen fast sechsmal höheren Wärmepumpenanteil als Deutschland.

Allgemein sind die Skandinavier führend in Europa, was Wärmepumpen angeht: So haben die Finnen mit mehr als 69 Wärmepumpen pro 1000 Einwohner den deutlich höchsten Wert in Europa, gefolgt von Norwegen mit 62 und Schweden mit 39. Teilweise also mehr als zehnmal so viel wie in Deutschland. Auch in absoluten Zahlen liegt Deutschland hinter den Erwartungen zurück. Frankreich hat mit mehr als 462.000 fast doppelt so viele Wärmepumpen verbaut wie Deutschland. Spitzenreiter ist Italien mit über 502.000 Pumpen. Die Bundesregierung und das Heizungsbauhandwerk rechnen erst im Jahr 2025 mit einem Wert von über 500.000 Wärmepumpen hierzulande.

Viele Nachbarstaaten setzen auf eine erhebliche staatliche Unterstützung. Mithilfe verschiedener Förderprogramme sollen Wärmepumpen für Kunden so attraktiv wie möglich gemacht werden – auch für Menschen mit einem geringen Einkommen. In Frankreich wird beispielsweise der Einbau einer Wärmepumpe mit bis zu 5000 Euro subventioniert. So bestimmt dort beispielsweise das Haushaltseinkommen die Höhe der staatlichen Förderung. Auch in Italien oder Polen gibt es staatlich finanzierte Unterstützung für Haushalte, die von Öl und Gas auf die klimafreundliche Heizung umsteigen.

Was machen unsere Nachbarstaaten besser?

In Polen – einem traditionell kohlereichen Land – ist die Nachfrage nach Wärmepumpen größer als in Deutschland. Dort wuchs der Wärmepumpenmarkt innerhalb eines Jahres um mehr als 100 Prozent. Europaweit liegt Polen somit knapp hinter den Niederlanden und Frankreich. Um den Trend nicht abreißen zu lassen, beschloss die PiS-Regierung Förderprogramme für den Einbau von Wärmepumpen sowie lokal begrenzte Verbote von Kohleheizungen.

Dänemark hingegen hat sich mit dem Umstieg auf klimafreundliche Heizungstechnologien wesentlich früher als Deutschland beschäftigt. In Neubauten sind Öl- und Gasheizungen für die Dänen schon seit 2013 verboten. Zudem zahlt man dort eine sogenannte Versorgungssicherheitsgebühr für fossile Brennstoffe in Heizungen. Um sich von der empfindlichen Gebühr zu befreien, wechselten viele Dänen auf Wärmepumpen – die von der Steuer befreit sind.

Selbst die Niederlande – wo die Wärmeversorgung stark vom Erdgas geprägt ist – präsentieren bessere Zahlen als Deutschland. Zwar liegt der Anteil erneuerbarer Energien mit zehn Prozent noch deutlich unter dem EU-Durchschnitt, doch die Regierung in Den Haag fördert kräftig. Sie subventioniert bis zu 30 Prozent des Kaufpreises für neue Wärmepumpen. Öl- und Gasheizungen sind ab 2026 verboten.

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