Eine Zeitenwende kommt auf den deutschen Fußball zu. Ein Investor wird in die Bundesliga einsteigen und Anteile an den nationalen und internationalen Medienrechten aufkaufen. Das soll der Deutschen Fußball-Liga (DFL) zwei bis drei Milliarden Euro bringen. Verkauft sie damit aber auch ihre Seele, wie von der Mehrheit der aktiven Fußballfans befürchtet wird?
Die DFL meint, sie brauche frisches Geld, um im internationalen Vergleich nicht abgehängt zu werden. Nur ein Team wird auch im Mai noch international vertreten sein: Bayer 04 Leverkusen trifft im Halbfinale der Europa League auf die AS Rom. Besonders in der Auslandsvermarktung hinkt die DFL anderen großen europäischen Ligen hinterher.
„Für die Weiterentwicklung von Unternehmen gibt es praktisch zwei Wege, um an Geld für Investitionen zu kommen“, sagt Sportökonom Christoph Breuer der Berliner Zeitung. „Entweder sie leihen sich das Geld bei der Bank oder sie verkaufen einen Teil des Unternehmens an einen Investor.“ Breuer ist Professor an der renommierten Deutschen Sporthochschule in Köln und vermutet, dass sich der Investor im Gegenzug für die Milliardensummen Mitspracherechte erkauft. Sechs Bewerber werden derzeit für den Deal gehandelt.
Bei den Unternehmen handelt es sich ausschließlich um Private-Equity-Firmen. Dabei geht es um die amerikanischen Player Advent, Blackstone – die weltweit größte Investmentfirma – und KKR, ein Fonds, der mehrere Jahre Investor bei Hertha BSC war und 35 Prozent der Anteile vom Axel-Springer-Verlag innehat. Zudem gesellen sich das britische Unternehmen Bridgepoint, CVC aus Luxemburg und EQT aus Schweden in den Bewerberkreis. Am Montag sollen die sogenannten indikativen Angebote der sechs Wettbewerber bei der DFL eingehen.
Bundesliga: Die Gefahren eines Investors
Doch der Investoren-Einstieg birgt auch Gefahren. „Die größte Gefahr ist, dass je nach Ausgestaltung des Vertrags ein Teil der Erlöse eben nicht an die Liga selbst gehen, sondern an den Investor“, sagt Breuer. Der Fachmann sieht jedoch keine Manchester Citys oder Paris Saint-Germains aus dem deutschen Fußballboden schießen. „Dafür ist die Höhe der Beteiligung für den Investor ein relativ kleiner Betrag“, sagt er. Je nach Ausgestaltung des Vertrages wird damit gerechnet, dass der Investor 12,5 Prozent für eine Laufzeit von 20 bis 30 Jahren erwerben wird.
Vehemente Kritik am Investorenprojekt wächst derweil in den Fankurven Deutschlands, dort wo die treuesten und aktivsten Fans Woche für Woche ihren Verein anfeuern. Mehrere Dutzend Banner mit Aufschriften „Nein zu Investoren in der DFL!“ oder „Schluss mit dem Vermarktungswahn“ wurden in den vergangenen Wochen – ligaübergreifend – präsentiert. Die Fanszenen Deutschlands, ein Zusammenschluss vieler Ultragruppen hierzulande hat Anfang April in einer Stellungnahme sich eindeutig gegen den Investoren-Einstieg positioniert.

„Mit dem Plan die Liga durch den Einstieg eines Investors attraktiver und zukunftsfähiger zu gestalten, befindet sich die DFL erneut auf dem Irrweg der Kommerzialisierung“, schreibt der Zusammenschluss der aktiven Fans. Laut den Fans werde damit deutlich, dass wenige Funktionäre im Hinterzimmer Entscheidungen treffen und Weichen stellen, die über Jahrzehnte hinaus Fußballfans betreffen werden. Besondere Ängste gelten dem Einflussgewinn eines Investors auf die Spieltagsgestaltung der Bundesliga.
Breuer habe in den vergangenen Wochen beobachtet, dass es im europäischen Ausland weniger Berührungsängste gegenüber Investoren gebe als in Deutschland. „Die aktiven Fanszenen scheinen eben noch stärker am romantischen Bild des Fußballs festhalten zu wollen, obwohl er natürlich auch in Deutschland ein extrem kommerzialisiertes Unterhaltungsprodukt geworden ist“, sagt der Sportökonom der Berliner Zeitung.
Was fordern die aktiven Fußballszenen?
Mitunter fordern die Fanszenen einen transparenten Umgang mit den Medienrechten, eine Offenlegung der Bedingungen der Zusammenarbeit als auch ein Einstimmigkeitsprinzip der 36 Bundesligavereine aus der Ersten und Zweiten Liga. Bisher braucht es nur eine Zweidrittelmehrheit der 36 Klubs. Derweil hält der Geschäftsführer des VfL Bochum, Ilja Kaenzig, die Suche nach einem Investor für sinnvoll und wichtig. „Im Ausland finanzieren die Clubbesitzer neue Trainingszentren, Akademien und attraktive Spieler“, sagte er der Sport-Bild. Das müsse laut des Bochumers in der Bundesliga durch einen Investor kompensiert werden.








