Mobilität

Wasserrohrbrüche unter Stralauer Allee und Kaiserdamm: Böse Überraschungen

Nach der Havarie in Friedrichshain stehen weitere Arbeiten an. Auch in Charlottenburg sind die Probleme größer als gedacht. Wann enden die Sperrungen?

Für Kraftfahrzeuge gesperrt: Mit der Stralauer Allee ist eine wichtige Straßenverbindung zwischen dem Südosten Berlins und der Innenstadt seit dem 10. Juli unterbrochen.
Für Kraftfahrzeuge gesperrt: Mit der Stralauer Allee ist eine wichtige Straßenverbindung zwischen dem Südosten Berlins und der Innenstadt seit dem 10. Juli unterbrochen.Volkmar Otto

Für viele Autofahrer in Berlin sind es keine guten Nachrichten. Die Schäden, die nach dem Wasserrohrbruch in der Stralauer Allee entdeckt wurden, sind größer als erwartet. Und nach der Havarie unter dem Kaiserdamm ist mehr zu tun als bisher angenommen wurde. Das teilten die Berliner Wasserbetriebe der Berliner Zeitung mit. Damit stehen weitere Arbeiten an, bis die beiden Hauptverkehrsstraßen wieder für den Verkehr freigegeben werden können. Was wurde im Untergrund gefunden? Und wann werden die Straßen wieder freigegeben? Jetzt haben die Wasserbetriebe einen Überblick gegeben.

Wo Tag für Tag viele Tausend Autos unterwegs waren, ist es ruhig geworden. Unter der Stralauer Allee in Friedrichshain hat sich der jüngste große Wasserrohrbruch in Berlin ereignet. Zwischen der Ehrenbergstraße und dem Knotenpunkt Warschauer Straße/Oberbaumbrücke ist die Fahrbahn in beide Richtungen gesperrt. Damit ist eine der wichtigsten Verbindungen zwischen dem Südosten und der Innenstadt Berlins unterbrochen. Autofahrer müssen auf andere Strecken ausweichen – mit der Folge, dass es zum Beispiel auf der Köpenicker Straße in Kreuzberg voller als gewöhnlich ist.

Leer ist es auf dem gesperrten Abschnitt der Stralauer Allee aber nicht. Immer wieder tauchen Männer in Warnwesten auf, um sich den Bereich anzuschauen. Bauarbeiter und Bagger sind ebenfalls zu sehen. „Wir sind dabei, das Ausmaß der Unterspülung einzugrenzen“, sagte Astrid Hackenesch-Rump, Sprecherin der Berliner Wasserbetriebe. Mit ihren Bohrungen tauchen die Bauleute auch in die Vergangenheit dieser Straße ein, sie stießen auf Straßenbahnschienen und Kopfsteinpflaster. Geschichtsträchtig ist die Gegend unweit der Spree auch für die Wasserbetriebe: Nicht weit entfernt, am damaligen Stralauer Tor, nahm 1856 das erste Berliner Wasserwerk den Betrieb auf.

„Zerstörung der Fahrspuren auf circa 130 Metern“

Es geschah am 10. Juli frühmorgens. In der Stralauer Allee wurde es plötzlich feucht. Um 5.33 Uhr wurde der Wasserrohrbruch gemeldet. Bald war klar: In Höhe der Hausnummer 39, zwischen den Einmündungen der Ehrenberg- und der Naglerstraße, war eine wichtige Trinkwasserleitung geborsten. Das 1904 verlegte Rohr, das unter dem zweiten stadteinwärts führenden Fahrstreifen verläuft, besteht aus Grauguss – einem schon lange nicht mehr modernen Eisenwerkstoff, der hart, aber auch spröde ist. Die Hauptleitung hat in diesem Bereich verschiedene Durchmesser: 30,5 und 38 Zentimeter.

Der Schalenbruch führte dazu, dass die Fahrbahn unterspült wurde. „Zerstörung der Fahrspuren auf circa 130 Metern sowie Schädigung der angrenzenden Geh- und Radwege“: So lautete die Diagnose, die Experten der Wasserbetriebe stellten.

„Die Trinkwasserleitung muss auf 205 Meter Länge ausgetauscht werden“, sagte Hackenesch-Rump. Das neue Rohr wird aus duktilem Gusseisen bestehen, das stahlähnliche mechanische Eigenschaften besitzt. Allerdings steht nach weiteren Prüfungen fest, dass nicht nur diese Leitung betroffen ist, teilte das Unternehmen jetzt mit. Zwei Mischwasserkanäle, fünf Kanaleinstiegsschächte sowie drei Regenabläufe, auch Gullys genannt, müssen ebenfalls neu gebaut werden, so Hackenesch-Rump.

Wie geht es weiter mit der Stralauer Allee? Der betroffene Abschnitt wird weiterhin untersucht.
Wie geht es weiter mit der Stralauer Allee? Der betroffene Abschnitt wird weiterhin untersucht.Volkmar Otto

Wann wird die Stralauer Allee wieder befahrbar sein? Auch weil der Schadensbereich in Richtung Oberbaumbrücke noch eingegrenzt werden muss und weitere Bohrungen anstehen, wollen die Wasserbetriebe keinen Termin nennen. „Ein paar Wochen wird es sicher noch dauern“, sagte die Sprecherin. Inzwischen zeichnet sich ab, dass zunächst die Mischwasserkanäle, die unter den stadtauswärts führenden Fahrstreifen verlaufen, als Erstes neu entstehen. „Schnellstmöglich“ soll diese Straßenhälfte wiederhergestellt werden, hieß es intern. Dann wäre es möglich, mit jeweils einem Fahrstreifen pro Richtung wieder Autoverkehr zuzulassen, sagte Hackenesch-Rump.

Plötzlich ein verkehrsberuhigter Bereich: Seit Ende April 2023 ist der Kaiserdamm in Charlottenburg gesperrt.
Plötzlich ein verkehrsberuhigter Bereich: Seit Ende April 2023 ist der Kaiserdamm in Charlottenburg gesperrt.Sabine Gudath

Für die zweite große Havarie in seinem Netz möchte das Unternehmen ebenfalls noch keinen Zeitplan nennen. Sie ereignete sich am 27. April unter dem Kaiserdamm in Charlottenburg, einer der am stärksten befahrenen Straßenverbindungen im Westen von Berlin. Dort trat der Schaden an einem Düker auf – einem Bauwerk, das mehrere Abwasserkanäle unter der Straße hindurchführt. Schon bald wurde die Sperrung von einer Seite auf die gesamte Fahrbahn ausgedehnt. Seitdem gibt es eine Vollsperrung.

Auch in diesem Fall gab es eine Überraschung. „Wir mussten die Sperrung deutlich ausweiten, denn beim Öffnen der Fahrbahndecke ist eine Gashochdruckleitung aufgetaucht, die dort nicht eingezeichnet war. Diese muss nun umverlegt werden“, erklärte Astrid Hackenesch-Rump. Fundort war das Dükeroberhaupt – die Mündung des Dükers Ecke Suarezstraße. Dort hat die Sanierung der Fahrbahndecke begonnen.

Abwasser bekommt provisorische Umleitung unter dem Kaiserdamm

Andere Bautrupps befassen sich damit, den Überpumpbetrieb einzurichten. „Das ist eine Art provisorische Umleitung für das Abwasser, die oberirdisch verlegt wird und uns ermöglicht, die letzten beiden unter der U-Bahn verlaufenden Röhren des Dükerbauwerks per Kamera zu inspizieren“, so die Sprecherin. „Dann haben wir uns auch vom letzten Teil dieses komplexen unterirdischen Gebäudes einen Eindruck verschafft und können Sanierungs- und Zeitplan nennen.“ Voraussichtlich werde es Mitte oder Ende August 2023 so weit sein, kündigte Hackenesch-Rump an.

Schon klar ist dagegen, dass eine weitere Baumaßnahme der Wasserbetriebe bis Dezember 2024 dauern wird. Schauplatz ist ab dem 31. Juli 2023 der für Autos gesperrte Kronprinzessinnenweg, eine bei Radfahrern und Inlineskatern beliebte Strecke am Rand des Grunewalds. Im Zentrum steht eine wichtige, 80 Zentimeter dicke Trinkwasserleitung aus dem Jahr 1900, die von Beelitzhof aus große Teile von Wilmersdorf versorgt. Parallel soll eine neue Leitung verlegt werden, dann wird die alte Anlage abgebaut.

Kronprinzessinnenweg im Grunewald wird bis Dezember 2024 zur Baustelle

Für so dicke Leitungen sind große Baugruben erforderlich. „Aus Gründen des Waldschutzes müssen wir uns für die Baustelle auf den Kronprinzessinnenweg beschränken“, sagte Hackenesch-Rump. Es wäre nicht möglich, den angrenzenden Grunewald in Anspruch zu nehmen. Wenn gearbeitet wird, gebe es für Fußgänger und Radfahrer keinen Platz mehr. Deshalb werde der Kronprinzessinnenweg zwischen Hüttenweg und Havelchaussee montags bis freitags von 7 bis 18 Uhr für beide Verkehrsarten gesperrt, hieß es.

Für die übrigen Zeiten werden die Baumaschinen zur Seite gefahren. Dann kann der Weg mit Einschränkungen genutzt werden. Bei den Radfahrern, von denen viele die „Krone“ entlang der Avus als schnelle Verbindung zur Arbeit nutzen, stößt die Sperrung auf Kritik. Die ausgeschilderte Umleitung über die Straße Am Schlachtensee, den Quermatenweg, die Onkel-Tom-Straße und den Hüttenweg sei ein großer Umweg. „Doch es ist leider nicht anders möglich“, bedauerte Hackenesch-Rump.