Jetzt, pünktlich im Juni sind die Temperaturen erstmals über 30 Grad geklettert. Da hilft nur Entspannung im heimischen Garten. Statt schwerem Essen wollen wir jetzt höchstens ein paar Früchte. Am besten Erdbeeren, denn die sind gerade jetzt endlich richtig reif. Und jetzt schmecken sie auch wirklich. Am besten natürlich die deutschen Exemplare direkt vom Feld – oder aus einer dieser roten Verkaufsboxen.
Wer in anderen Monaten nicht auf Erdbeeren verzichten kann, der kauft die Früchte ganzjährig im Supermarkt. Sie kommen aus Chile, Spanien oder sonst woher. Und schmecken wirklich langweilig. Eigentlich muss man bei Erdbeeren stramm saisonal kaufen. Und das funktioniert eben nur jetzt im Frühsommer.

Im Gegensatz zu Himbeeren, Blaubeeren oder Brombeeren, die kommen fast immer von weit her. Und schmecken auch so. Vergleichen Sie mal eine Brombeere aus dem Supermarkt mit einer wild gepflückten (im August) aus dem Wald. Für Erdbeeren gilt fast das gleiche.
Bei Erdbeeren gilt: je hässlicher, desto schmackhafter
Am besten schmecken natürlich die kleinen wilden Walderdbeeren. Aber auch unsere heimischen Sorten können sich sehen lassen. Ein Erdbeerbauer in Sachsen-Anhalt sagte mir einmal, beim Kauf von Erdbeeren gälten zwei Regeln:
Erstens: Kleine Erdbeeren schmecken besser als große. Und zweitens, noch wichtiger: Je hässlicher die Erdbeere, desto besser der Geschmack. Leider werden die Erdbeeren heute zu Lasten des Geschmacks vor allem auf ihre Ansehnlichkeit hin gezüchtet. Schade, aber Sie kennen wahrscheinlich einen guten Gemüsehändler.
Und was macht man jetzt mit den Erdbeeren? In den aussterbenden Caféhäusern und Landgasthöfen und in altbackenen Traditionsbäckereien gibt es zu dieser Jahreszeit dann, na klar, Erdbeerkuchen. Der Klassiker mit Biskuitteig, Pudding und Gelatine. Biskuitrolle mit Erdbeeren ist schon edler, aber irgendwie haben wir das ein bisschen satt.

Vergessen Sie den billigen Biskuitboden von Dr. Oetker
Erinnert es uns doch an unsere Kindheit: Orangefarbene Sonnenschirme, Musik von Manfred Krug, Langeweile mit quasselnden Omas und die Sonne, die einem sehr heiß im Nacken brennt. Alles ganz geil, aber irgendwie auch nervig. Und diese Erdbeerkuchen waren immer öde. Viel zu dicker, billiger Biskuit, langweilige Erdbeeren und dieses Gelee. Das hab ich bis heute nicht verstanden. Wenn es denn nur nach was schmecken würde!
Und Biskuitrolle war immer viel zu süß. Stichwort: Buttercreme. Es fehlt stets an der fruchtigen Säure. Grundsätzlich passen die Verhältnisse zwischen Frucht und Teig einfach nie. Ganz anders beispielsweise bei Mascarponecreme mit Erdbeeren. Als Kinder wussten wir natürlich, dass es irgendwo im italienischen Restaurant „Amarettini“ gab, diese knackig süßen Mandelkekse, die immer beim Espresso dabei waren.

Die bestellten wir uns stets dazu, schon hatten wir das perfekte Dessert. Tja, wer nun nicht auf den Kopf gefallen ist, der führt diese beiden Welten zusammen, also Kuchenzeit und perfektes Dessert. Und das ist nicht nur kinderleicht, sondern auch einfach köstlich. Und hat nichts mit der Langweile von Oma zu tun.
Wer also ein wenig Zeit hat und Zugriff auf gute, am besten natürlich heimische Erdbeeren hat, dem schlagen wir folgendes Rezept vor:
Erdbeer-Mascarpone Schnitte mit Amarettini
Den Biskuit backen wir selber, auf einem Backblech. Sie erschrecken? Müssen Sie nicht, denn diese fertigen Biskuitböden aus dem Supermarkt schmecken wirklich nach Asbest- oder Spanplatte, und ein fertiger Bode spart kaum Zeit. Ich versichere Ihnen, nachher werden Sie so stolz sein und den fertigen Boden von Dr. Oetker (Westen) und Kathi (Osten) nie wieder kaufen.
Der selbstgebackene Boden wird am Ende halbiert und wir haben unsere zwei Schichten. Das Rezept (in drei Schritten) finden Sie hier. Es ist kinderleicht und Sie bekommen davon sechs bis acht Gäste satt:
1. Der Biskuitboden
Zutaten (für ein Backblech): 80 g Mehl (gesiebt), 50 g Speisestärke (bspw. Maizena, gesiebt), 4 Eier, 130 g Zucker, 1 EL Vanillezucker, 1 TL Backpulver, 1 Prise Salz.
Zubereitung: Trennen Sie Eiweiß und Eigelb. Das Eiweiß mit der Prise Salz und einem Esslöffel von dem Zucker sehr steif schlagen. Dabei muss die Schüssel ganz fettfrei und es darf kein Eigelb dabei sein. Das Eigelb dann separat mit dem restlichen Zucker und Vanillezucker schaumig schlagen, der Zucker sollte ganz aufgelöst sein und die Masse ein helle gelbliche Farbe haben.
Nun das Mehl mit dem Backpulver mischen und alles in die Eigelbmasse sieben. Gut vermischen und anschließend das steif geschlagene Eiweiß unter die Masse heben. Der fertige Teig wird dann auf Backpapier auf einem Backblech gestrichen und bei 180 Grad für zehn bis zwölf Minuten gebacken.
Der Ofen muss unbedingt vorgeheizt sein. Nach dem Backen leicht auskühlen lassen und dann längs halbieren, schon haben wir beiden Hälften für unsere Schnitte. Sie werden sehen, ein Biskuit ist wirklich easy.
2. Marcarpone-Creme
Zutaten: 500 g Mascarpone, 200 g Sahne, 150 g Zucker, 1 Vanilleschote.
Zubereitung: Die Vanilleschote auskratzen, gemeinsam mit 100 Gramm Zucker zur Mascarpone geben und glatt rühren. Die Sahne mit dem restlichen Zucker steif schlagen und anschließend unter die Mascarpone heben. Fertig ist die Creme.
3. Marinierte Erdbeeren
Zutaten: 1 Schale Erdbeeren, Abrieb und Saft von 2 Limetten, 1 EL Zucker oder 1 EL flüssiger Honig.
Zubereitung: Die Erdbeeren nicht halbieren oder vierteln, sondern vom Kopf zur Spitze horizontal herunterschneiden, sodass kleine Rädchen entstehen. Dann mit dem Abrieb und Saft der Limette und dem Zucker oder Honig etwa 15 Minuten marinieren. Wer mag, gibt noch etwas fein geschnittene Minze hinzu.
Jetzt kommt der Moment, wo der Affe aufs Fahrrad springt. Wir bauen die Schnitte zusammen, es ist fast schon wie ein Tiramisu:
Wir streichen die Hälfte der Mascarpone-Creme auf eine Schicht Biskuit. Dann die Hälfte der Erdbeerscheiben darauf ausbreiten. Die nächste Schicht Biskuit, wieder Creme und Erdbeeren. Und obendrauf kommen die klein gebröselten Amarettini!
Nix da mit Gelee, welches wie Bauschaum irgendwas fixiert. Das darf alles etwas luftig und wackelig sein. Soll ja keinen Architekturwettbewerb gewinnen, sondern Ihnen und Ihren Gästen und der Oma schmecken. Dazu empfehle ich übrigens Espresso-Martini, den kann man eigentlich auch schon um 16 Uhr zur Kaffee-und-Kuchen-Zeit trinken.
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