Food-Tipps

Berlin hat ein neues bestes Schnitzel: Jetzt jede Woche im Nobelhart & Schmutzig

Sie wissen, wo es das beste Kalbsschnitzel der Stadt gibt? Manche gehen dafür ins Borchardt. Wir raten ab und empfehlen in der Krise ein Schweineschnitzel.

Ist das das beste Schnitzel Berlins? Wir finden ja, zumindest bis zum 26. April 2023.
Ist das das beste Schnitzel Berlins? Wir finden ja, zumindest bis zum 26. April 2023.Nobelhart & Schmutzig

Wann waren Sie das letzte Mal in einem Berliner Restaurant? Viele von uns – gebeutelt durch die hohe Inflation und gestiegene Energiepreise – verkneifen sich jetzt ja viele Genüsse. Wir zum Beispiel merken die gestiegenen Preise ganz schön im Geldbeutel. Der Besuch im Supermarkt oder beim Metzger, alles kostet jetzt gefühlt doppelt so viel. Leider.

Darunter leidet auch das Ausgehen. Wir merken das wirklich. Haben wir uns vor einem Jahr auch mal regelmäßig einen Besuch in einem Sternerestaurant oder einem richtig guten Wirtshaus gegönnt, gehen wir jetzt kaum noch aus. Wenn wir gehen, dann schauen wir genau hin und bestellen nicht immer das teuerste Gericht. Ein Schnitzel in geselliger Runde allerdings, das muss ab und zu einfach drin sein.

Leider haben wir schon alle Schnitzel in der Hauptstadt gegessen. Das Kalbsschnitzel im Borchardt können wir nicht empfehlen, das bei Felix Austria in Kreuzberg ist gut, das im Alt Wien in Prenzlauer Berg richtig super. Die Sache ist nur, ein Kalbsschnitzel wird auf die Dauer langweilig. Und gerade jetzt in der Wirtschaftskrise möchte man ja überrascht werden, und wenn man schon eins isst, dann das beste Schnitzel der Stadt essen.

Seit Jahren eine Berliner Institution: Das Nobelhart & Schmutzig ist der Vorreiter der New German Cuisine und kocht mit regionalen und saisonalen Zutaten.
Seit Jahren eine Berliner Institution: Das Nobelhart & Schmutzig ist der Vorreiter der New German Cuisine und kocht mit regionalen und saisonalen Zutaten.Jens F. Kruse/Nobelhart & Schmutzig

Schweineschnitzel statt Kalbsschnitzel

Und warum eigentlich immer Kalbfleisch? Wer schon mal in Wien war, der kennt vielleicht diese richtig saftigen und fettig-knusprigen Schweineschnitzel von gesunden und zufriedenen Schweinen, die ihr ganzes Leben im Wald oder auf der Wiese herumtollten. Manchmal und wirklich gut zubereitet schmeckt nämlich ein Schweineschnitzel viel aromatischer als eins vom Kalb. Sie müssen so was mal probieren.

Im Sternerestaurant Nobelhart & Schmutzig in der Friedrichstraße – kürzlich wieder mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet – bekommen Sie jetzt immer mittwochs am „Fettschnitzel-Mittwoch“ so ein saftiges Schweineschnitzel.

Das Nobelhart & Schmutzig belegte den 17. Platz auf der Liste der 50 besten Restaurants der Welt, vergeben durch den Mineralwasserhersteller San Pellegrino.
Das Nobelhart & Schmutzig belegte den 17. Platz auf der Liste der 50 besten Restaurants der Welt, vergeben durch den Mineralwasserhersteller San Pellegrino.Jens F. Kruse/Nobelhart & Schmutzig

Jetzt denken Sie bestimmt, ein Schnitzel im Nobelhart & Schmutzig, das kostet bestimmt ein Vermögen. Sie irren, denn für 30 Euro bekommen Sie das Schnitzel auf den Teller. Das hört sich erst mal nach viel an, aber im Borchardt kostet das Schnitzel auch 29 Euro. Das von Billy Wagner ist allerdings viel besser. Dazu später mehr.

Gourmetküche für Einsteiger und Krisengeschädigte

Wir jedenfalls finden die Idee super, arrangieren alles, Billy freut sich, wir sind voller Vorfreude. Generell finden wir, dass genau so ein Konzept solchen Restaurants guttut. Viele denken ja: Michelin, das ist bestimmt alles total abgehoben. Aber nein, am „Fettschnitzel-Mittwoch“ können Sie Fine-Dining-Luft schnuppern, ohne am Ende mit einem Loch im Geldbeutel nach Hause zu gehen. Und wenn Sie doch noch Hunger auf was anderes haben, dann bestellen Sie noch was schönes anderes von der Karte. Kein Problem.

Jetzt also zu unserem Hauptdarsteller: Das Fettschnitzel ist kein normales Schnitzel, sondern ein frittiertes Kunstwerk aus Schweinefleisch. Vier Wochen abgehangen, von einem kleinen Hof in Brandenburg und alles andere als mager. Aber das ist gut. Ausgebacken wird es nicht in Butterschmalz, sondern im eigenen Schweinefett. Klingt schwer, ist es aber nicht, dafür aber nose-to-tail und voller Geschmack und saftiger Textur, so viel sei vorweg verraten.

Und weil es uns so gut geschmeckt hat, hier noch mal das Close-up auf das Fettschnitzel.
Und weil es uns so gut geschmeckt hat, hier noch mal das Close-up auf das Fettschnitzel.Nobelhart & Schmutzig

Wir kommen also an einem Mittwoch, 18.30 Uhr – verspäten uns natürlich um 20 Minuten. Alles kein Problem. Aber warum wir so gestresst an den Tisch eilen, werden wir gefragt. Vor allem da wir gar nicht genau wissen würden, wo wir denn sitzen. „Legen Sie doch erst mal die Jacken ab. Hier hat jede Jacke eine Nummer, da finden wir die auch wieder.“

Billy Wagner trotz Inflation und Krise

Soso, klingt erst mal irgendwie forsch, aber so ist es vielleicht einfach in Berlin. Wir können damit umgehen, werden am Bartisch nett begrüßt, kriegen schnell kaltes Bier und sind besänftigt. Wir bestellen ein wunderbares Schönramer Grünhopfenpils (7 Euro). Das wird schon zum Schnitzel passen. Wenn Sie ausgefalleneres Bier (etwa aus Belgien) trinken wollen, dann fragen Sie Billy Wagner.

Wir hatten Schnitzel gebucht, also bekommen wir dieses auch schnell und sind damit sehr zufrieden. Anfänglich wirkt alles sehr klein, doch der Schein trügt. Die Verjus-Mayo (auch aus Schweinefett gemacht) könnte etwas mehr Bumms haben, finden wir, aber ansonsten passt alles. Das Schnitzel ist heiß. Die Panade aus altem Brot ist kross. Das Fleisch (mit betörendem Fettrand) saftig und mit einem erstklassigen Schmelz. Ziel erreicht!

Dieses Safran-Eis schmeckt betörend: Und das Krasse ist, dass der Safran von Brandenburger Krokussen stammt. Nur 30 Gramm erntet man davon an einem Tag, wenn man Glück hat.
Dieses Safran-Eis schmeckt betörend: Und das Krasse ist, dass der Safran von Brandenburger Krokussen stammt. Nur 30 Gramm erntet man davon an einem Tag, wenn man Glück hat.Nobelhart & Schmutzig

Wir sind so begeistert, dass wir auch noch die anderen Sachen dazubestellen: ein wunderbarer Rahmwirsing mit Kümmel, ein Kartoffelbrei mit Deichkäse, ein kleiner Mohnkuchen mit Hagebuttensoße und das Beste: ein Brandenburger Safran-Eis mit Urhonig und Pollenbaiser. Letzteres schmeckt Kleinkindern genauso gut wie verwöhnten Sternefressern. Unbedingt probieren, wenn’s noch mal auf der Karte steht.

Wir sprechen noch mit Billy Wagner und fragen, warum eigentlich ein Schnitzel? Ganz einfach, sagt der Wirt, die Leute wollen trotz Inflationsdruck weiterhin ausgehen, ist doch klar. Aber schaut man sich bei den Mitstreitern die Reservierungen an, dann sieht es überall eher schwach aus. Man müsse auf die gesunkene Nachfrage irgendwie reagieren, vor allem, weil in der Gastronomie die meisten Angestellten immer noch vom Trinkgeld leben würden.

Ohne Trinkgeld läuft immer noch wenig in der Gastronomie

Billy Wagner wird ja nie müde, auf Missstände in der Branche aufmerksam zu machen, und überlegt sich seit Jahren allerlei Konzepte, damit seine Angestellten so viel verdienen wie möglich und gut über die Runden kommen. Daher hatten die Wirtsleute auch die Idee, am „Fettschnitzel-Mittwoch“ ein solches Schnitzel anzubieten.

Für uns klingt das logisch und vor allem wirklich schmackhaft. Und auch mutig, denn anstatt zu klagen, wird hier einfach sinnvoll gehandelt. Das gefällt uns, denn man könnte sagen, man bekommt hier nicht nur das derzeit beste Schnitzel der Hauptstadt, sondern auch das Nobelhart & Schmutzig für Einsteiger und Krisengeschädigte.

Das Menü vom 29. März 2023
Das Menü vom 29. März 2023Felix Hanika

Und wenn Sie doch richtig reinhauen wollen, können Sie trotzdem auch das Menü essen für 175 Euro pro Person. Oder Sie essen eben das Schnitzel und trinken statt kostengünstigem Bier eben eine richtig teure Flasche Wein. Alles kann, nichts muss am „Fettschnitzel-Mittwoch“.

Info: Das Schnitzel gibt es vorerst noch bis zum 26. April 2023. Ob die Aktion verlängert wird oder sich Billy danach etwas anderes ähnlich Schmackhaftes ausdenkt? Wir sind gespannt.


Bewertung: 5 von 5 Punkten!

Nobelhart & Schmutzig, Friedrichstraße 218, 10969 Berlin, Schnitzel immer mittwochs ab 18.30 Uhr.