Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“ Das fragte sich Rudi Carrell 1975. Sein Lied war ein Riesenerfolg, konnte sich aber nicht wirklich als Evergreen etablieren. Früher wurde man braun auf Borkum und auf Sylt, sang er, die Freibäder hatten bereits im Mai auf und sogar Pulloverfabrikanten gingen ein, so heiß sei es gewesen.
Heutzutage kommt es in Freibädern zu Massenschlägereien, wenn es denn überhaupt ausreichend Geld gibt, um sie zu öffnen. Die Pulloverfabrikanten sind längst nach Fernost abgewandert, und auf Borkum oder Sylt hat man Angst zu verbrennen, so heiß ist es da.
Kindliche Freude: die ersten Wassermelonen in der Auslage
Als ich klein war und es noch so einen richtigen Sommer gab, da freute ich mich immer, wenn ich die ersten Wassermelonen in den Auslagen der Gemüsehändler entdeckte. In meiner kindlichen Sicht waren sie die einzig wahre Erfrischung. Sogar besser als Calippo Cola oder Capri Wassereis.

Weniger interessierte ich mich für Honigmelonen. Besonders schrecklich fand ich es, wenn es diese mit Parmaschinken gab. Meine Eltern hatten das aus Italien mitgebracht, und gemeinsam mit Spumante servierten sie das nun unseren Gästen. Das war damals so angesagt wie die Musik von Falco („Junge Roemer“ – absoluter Klassiker!) oder Karottenjeans und Stirnband. Mein Verständnis hielt sich in Grenzen; es hat noch einige Zeit gedauert, bis ich verstand.
Melonen sind übrigens seit vielen Jahrhunderten Teil der europäischen Esskultur. Die mit den Gurken und Kürbissen verwandten Früchte fanden ihren Weg aus Asien, vor allem dem heutigen Iran und Indien, nach Europa. Besonders beliebt waren sie im Weströmischen Reich, das bekanntlich gewaltige Ausmaße hatte.
Aber bereits im Bronzezeitalter wurden Melonen auch in Europa kultiviert, das belegen Funde aus Sardinien. Die Spanier exportierten die Früchte dann nach Südamerika, also in die entgegengesetzte Richtung von Tomaten und Kartoffeln. Und auch dort sind sie heute alltäglich.
Die auch als Panzerbeeren bekannten Früchte unterscheidet man grob in Zuckermelonen und Wassermelonen. Beide Sorten gibt es in unzähligen Varianten, die Sorten heißen dann Futuro, Giallo, Sugar Baby, Florida Giant, Dixie Queen, Cantaloupe, Charentais oder Galia, um nur ein paar zu nennen.

Wassermelonen sind nicht nur wunderbar erfrischend, sondern bestehen tatsächlich aus circa 95 Prozent Wasser. Dabei sind sie dennoch sehr gesund, beinhalten blutdrucksenkende Aminosäuren oder den Farbstoff Lycopin, der förderlich für unser Immunsystem ist. Die herrlich süßen Zuckermelonen haben zwar doppelt so viele Kalorien, aber es handelt sich hierbei immerhin um natürlichen Fruchtzucker. Zudem enthalten Sie viel Beta-Carotin, was gut für Augen und Haut ist. Und sie sind reich an abwehrstärkendem Vitamin C und verdauungsfördernden Ballaststoffen. Es gibt also keinen Grund, die eine oder andere Variante zu meiden, denn beide tun uns gut!
Als Snack ist die erfrischende Wassermelone bei Fitnessbegeisterten bereits beliebt, aber auch Gourmets laben sich an den Panzerbeeren. Fast schon ein Klassiker ist der sommerliche Feta-Wassermelonen-Salat, der so allgegenwärtig zu sein scheint, dass er die Sommervariante der Kürbissuppe werden könnte.
Aber auch die finden wir ja geil, wie Sie bereits wissen. Neben dem Italoklassiker Melone-Schinken haben sich bei Caterings vor allem Honigmelonen-Kaltschalen mit Garnelenspießen etabliert. In Golf- und Tennisclubs der Renner! Aber da geht noch mehr; hier jeweils ein einfaches Rezept für Wasser- und Honigmelone.
Wassermelonen-Gazpacho:
Zutaten für 4 Personen: 500 g Wassermelone, 3 Tomaten, 1 Stange Staudensellerie, 1 rote Paprika, 1/2 Salatgurke, 1 Zehe Knoblauch, Saft von 2 Limetten, 1-2 Zweige Minze, 1 TL Salz, 1 TL Tabasco (oder Alternative), 1/4 TL Pfeffer, 3 EL Olivenöl, 75 g Weißbrot (alte Brötchen, Toast, Baguette)
Zubereitung: Alle Zutaten vermengen und zu einer glatten Suppe pürieren. Das kann eine Weile dauern, aber es lohnt sich. Es funktioniert mit dem Pürierstab, mit altmodischen Küchenmaschinen oder mit einem Thermomix. Hinterher schmeckt es gleich. Dazu esse ich meistens geröstetes Brot, welches ich mit Knoblauch abreibe und auf das Olivenöl kommt. Manchmal etwas Schinken.

Gegrillter Schweinebauch mit Cantaloupe-Melonen-Salat:
Einkaufstipp: In der Grillsaison finden Sie Schweinebauch überall, am besten besorgen Sie bei einem Metzger Schweinebauch zum Grillen oder für die Grillpfanne in Bioqualität. Ich empfehle Ihnen, den Bauch selber zu marinieren. Alternativ benutzen Sie einfach Halloumi.
Zutaten für 4 Personen: 4 Stück Schweinebauch à ca. 120 g, 1 Cantaloupe-Melone, 1 Limette (Abrieb und Saft), 1 Schalotte, 4-5 EL Olivenöl, Chilipulver (mild oder scharf, je nach Lust), Salz & Pfeffer, frischer Koriander
Für die Marinade: 1 EL Chilipulver, 1 EL Koriandersaat, 1 EL Pfefferkörner, 1 Limette, 1 EL Honig, 3 EL Olivenöl, Salz
Zubereitung: Zuerst machen wir die Marinade, am besten natürlich bereits am Vortag, damit das Fleisch marinieren kann. Dazu mörsern wir die Pfefferkörner und die Koriandersaat. Das vermischen wir dann einfach mit all den anderen Zutaten und marinieren darin das Fleisch. Das Fleisch grillen wir dann auf einem Grill oder in der Grillpfanne, alternativ funktioniert auch eine normale Pfanne. Wie lange? Na, bis es fertig ist!
Für den Salat schneiden wir die Melone in mundgerechte Würfel, etwa drei bis vier Zentimeter Seitenlänge. Die Schalotte halbieren wir und schneiden dann daraus feine, dünne Streifen. Der Koriander wird fein gehackt. Dann vermischen wir alle Zutaten in einer Salatschüssel zu einer Marinade. Die Melonenwürfel dazugeben und am besten 20 bis 30 Minuten ziehen lassen. Fertig, ganz einfach.
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