Erneuerbare Energien

Wie die Solaranlage den Sommerurlaub einer Berliner Familie finanzieren kann

Kann eine Photovoltaik-Dachanlage nicht nur den Türkei-Urlaub, sondern auch noch Aperol und Co finanzieren? Ein Berliner Start-up hat für uns gerechnet. Das Ergebnis überrascht.

Solaranlage: Nicht nur auf dem Dach schön – wenn jetzt auch noch Urlaub und Trendgetränke damit finanziert werden können, kann der Sommer kommen. 
Solaranlage: Nicht nur auf dem Dach schön – wenn jetzt auch noch Urlaub und Trendgetränke damit finanziert werden können, kann der Sommer kommen. Roshanak Amini für Berliner Zeitung am Wochenende. Bilder: imago

Wenn aus erneuerbaren Energien ein rentables Geschäft wird: Ein Berliner Start-up macht die grüne Alternative – die Solaranlage – mal auf andere Art und Weise schmackhaft. Kann Photovoltaik in privaten Haushalten sogar den kommenden Sommerurlaub finanzieren?

Zolar bietet deutschlandweit schlüsselfertige Solaranlagen für Einfamilienhäuser an und ist exklusiver Toyota-Partner. Mit einer neuen Berechnung will das Climate-Tech-Start-up, das seinen Firmensitz im hippen Kreuzberg hat, die Vorteile von Dach-Solaranlagen verdeutlichen. Was das Ganze mit dem Urlaub zu tun hat, erklärt Dr. Sarah Müller, kaufmännische Leiterin bei Zolar, im Gespräch mit der Berliner Zeitung.

Photovoltaik: Mit 25 Modulen zum Traumurlaub – wie geht das?

Hat eine Familie in Solaranlage und Speicher investiert, profitiert sie nach Berechnungen des Solar-Onlineanbieters im Jahr von einer Ersparnis in Höhe von 2000 Euro. Hier seien die Kosten der Anlage, der Eigenverbrauch des Solarstroms und der Gewinn der Einspeisevergütung vom Staat mit berücksichtigt. So weit so gut, wir wollen die Rechnung sehen. 

„Eine vierköpfige Familie in einem Einfamilienhaus mit E-Auto hat einen Jahresstromverbrauch von rund 7500 Kilowattstunden (kWh)“, sagt Müller. Mit einer üppigen Solaranlage auf dem Dach eines Ein- oder Zweifamilienhauses – etwa einer Solaranlage mit einer Leistung von zehn Kilowattpeak (kWp) – könne man inklusive Speicher jährlich hingegen rund 10.000 kWh Elektroenergie erzeugen. Klingt schon mal gut, aber sparen die Haushalte damit wirklich Geld? Immerhin kosten solche Anlagen mit circa 25 Modulen bei Zolar 26.000 Euro und mehr.

Kostenersparnis von 2000 Euro – im Berliner Einfamilienhaus sogar noch mehr

Das im Jahr 2016 gegründete Unternehmen will bis 2030 mehr als zehn Millionen Haushalte in Europa mit erneuerbarer Energie versorgen. Mit der Kalkulation könnte das Start-up seinem Ziel einen Schritt näher kommen: Sie lässt die Dachanlage gut aussehen, denn auch die Anschaffungskosten werden bei der Rechnung berücksichtigt. So wirbt Zolar mit einer Ersparnis von 2000 Euro. Wie die Zahl konkret für eine Berliner Familie aussieht, hat das Unternehmen exklusiv für die Berliner Zeitung berechnet – und siehe da: In der Hauptstadt ist die Einsparung mit 2117 Euro sogar noch etwas höher. Lassen Sie uns genauer anschauen, woher die Kostenersparnis rührt.

Zieht man für den Strom den Verbrauchspreis von Vattenfall von rund 41,41 Cent pro kWh heran, zahlt eine vierköpfige Berliner Familie bei einem jährlichen Stromverbrauch von 7500 kWh bei Strombezug aus dem Stromnetz 3106 Euro im Jahr. Hat die Familie im Einfamilienhaus aber eine Solaranlage, einen Batteriespeicher sowie E-Auto und Wandladestation, sehen die Kosten laut Finanzprofi Müller besser aus. „Dann zahlt der Vier-Personen-Haushalt 945 Euro pro Jahr für Solarstrom.“

Stromkosten: Mehr als 3000 Euro – mit Photovoltaik viel günstiger

Dieser Wert ergibt sich bei einem Eigenverbrauch von 90 Prozent aus 6750 kWh multipliziert mit den Stromgestehungskosten von Solar. Diese umfassen alle Kosten, die für die Erzeugung von Strom durch erneuerbaren Energien anfallen. Dabei werden alle Ausgaben über die gesamte Laufzeit einer Anlage – von der Erstinvestition bis hin zu möglichen Brennstoff- und Entsorgungskosten – in die Berechnung einbezogen. So liegen die Stromgestehungskosten bei einer PV-Dachanlage von zehn kWp mit Batterie laut Fraunhofer-Institut durchschnittlich bei 0,14 Cent. 

Hinzu kommen noch die Kosten für den Reststrombezug aus dem Stromnetz (750 kWh). Dafür würde die Familie beim genannten Vattenfall-Strompreis noch circa 311 Euro pro Jahr zahlen. Zusammengefasst ergeben sich demnach bei einer PV-Anlage jährliche Stromkosten von 1256 Euro. Aber aufgepasst: Die Einnahmen durch die Einspeisevergütung des Staates müssen hier noch abgezogen werden. 

Anlagen mit bis zu zehn kWp erhalten mit dem novellierten Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG 2023) 8,2 Cent pro kWh. Da die Anlage zehn kWp erzeugt und die beispielhafte Berliner Familie 6750 kWh davon selbst verbraucht, beträgt die Einspeisevergütung für die restlichen 3250 kWh somit rund 267 Euro. Summa summarum zahlt die Familie also nur noch 989 Euro für Strom im Jahr.

Und wie kommt Zolar nun auf die Kostenersparnis von mehr als 2000 Euro in Berlin? Ganz einfach: Ohne Solaranlage zahle der Haushalt 3106 Euro, mit 989 Euro – eine Ersparnis von 2117 Euro. Voilà. Aber da geht noch mehr, beteuert Müller.

Solaranlage auf dem Dach, E-Auto in der Garage und Gepäck in der Hand: Ab in den Urlaub!
Solaranlage auf dem Dach, E-Auto in der Garage und Gepäck in der Hand: Ab in den Urlaub!Jochen Eckel/imago

Dank Solarenergie: „Last-minute-Reise von Berlin in die Türkei“

„Die Solaranlage finanziert demnach den Sommerurlaub einer vierköpfigen Familie, denn: Die Ersparnis ist genauso hoch, wie die Kosten einer zweiwöchigen Last-minute-Reise von Berlin in die Türkei im Juli“, sagt Müller und macht damit nicht nur die Sonnenenergie auf dem Dach schmackhaft.

Dennoch muss bei der speziellen Angabe darauf hingewiesen werden, dass die Kostenersparnis bei einer Solaranlage davon abhängt, wie groß das Dach und wie hoch der Eigenverbrauch an Solarstrom ist. Für Letzteres gilt laut Müller: Je höher der Eigenverbrauch, desto höher ist auch die Kostenersparnis. Dennoch setzt die Solarexpertin gleich noch einen obendrauf. 

Aperol im Glas: 50-Euro-Geschenk durch Einspeisevergütung – clever genutzt

Da die Solaranlage auch arbeitet, wenn die Familie im Urlaub ist, kommen laut Müller für den ins Stromnetz eingespeisten Solarstrom noch einmal nahezu 50 Euro in den zwei Wochen an Geld hinzu – „genug für ein Abendessen oder auch zahlreiche Getränke an der Bar“. Als hätte die Zolar-Sprecherin nicht schon genug Lust auf Sonne und Urlaub gemacht, fügt sie noch hinzu: „Das sind neun Aperol Spritz, zehn Becks-Bier oder 14 Caramel Macchiato.“

Basis für die Berechnung des Urlaubstaschengeldes waren laut Müller PV-Anlagen-Durchschnittswerte von 1360 kWh für den Monat Juli. Daraus ergebe sich eine Einspeisung von rund 42 kWh pro Tag. Bei zwei Wochen Sommerurlaub kommt die Familie damit rein rechnerisch auf etwa 614 kWh Strom bzw. auf 672 kWh, wenn man noch den Grundstromverbrauch von drei kWh pro Tag berücksichtigt. „Im Ergebnis sind das rund 47 Euro Einspeisevergütung für den Sommerurlaub“, sagt die Expertin schließlich, sodass nach der Rechenarbeit der Urlaub und das Trendgetränk Aperol Spritz noch mal mehr rufen. 

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