Heizungen

Habecks Wärmewende für 600 Euro? – „Die Wärmepumpe wird teurer und büßt an Effizienz ein“

Split-Klimaanlagen, oder Luft-Luft-Wärmepumpen, bekommt man schon ab 600 Euro, und sie werden von Habecks Ministerium als Heizungen begrüßt. Was müssen die Verbraucher aber wissen?

Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz 
Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Soeren Stache /dpa

Sie sind relativ günstig in der Anschaffung, retten uns im Sommer vor Hitze und können im Winter heizen, wie das Wirtschaftsministerium von Robert Habeck betont. Könnten Split-Klimaanlagen, die nichts anderes als Luft-Luft-Wärmepumpen sind, uns einen schmerzlosen Heizungstausch in privaten Haushalten ermöglichen?

Der zweitgrößte deutsche Vermieter, die LEG Immobilien aus Düsseldorf, geht bewusst diesen Weg und baut ab 2027 in seinen Bestandswohnungen die Luft-Luft-Wärmepumpen von Mitsubishi Electric ein, um Habecks 65-EE-Vorgabe beim Heizen gerecht zu werden. Es kann eine Erfolgsgeschichte werden oder nicht, preiswert ist die Alternative mit rund 750 Euro für ein einfaches Gerät und ca. 1300 Euro für ein Klimaanlagen-Set des japanischen Konzerns alleemal. Was müssen die Interessenten aber darüber hinaus berücksichtigen?

Kann eine Luft-Luft-Wärmepumpe eine Gasheizung komplett ersetzen?

Die LEG Immobilien ist ganz zuversichtlich, dass Luft-Luft-Wärmepumpen dezentrale Gasetagenheizungen in jeder einzelnen Wohnung gut ersetzen können, gibt jedoch zu, dass man für die Warmwasserbereitung extra Geräte wie Elektrodurchlauferhitzer oder Warmwasserspeicher braucht.

Der Bundesverband Wärmepumpe, der die Interessen der Hersteller in Deutschland vertritt, warnt jedoch vor der pauschalen Einschätzung, mit einer Luft-Luft-Wärmepumpe könne man im Winter nicht „ordentlich“ heizen. Doch, man könne damit sehr „ordentlich“ heizen und auch Warmwasser zubereiten, kontert der Geschäftsführer Martin Sabel. Es komme darauf an, für welchen Zweck die Anlage geplant und ausgelegt worden sei. „Falls es sich um eine Anlage handelt, die zur Kühlung einzelner Räume an wenigen besonders heißen Tagen konzipiert wurde, wird man damit nicht unbedingt das gesamte Gebäude auch beheizen können, auch wenn das Gerät eine Heizfunktion hat.“ Das heiße aber nicht, dass man Luft-Luft-Wärmepumpen grundsätzlich nicht auch für Beheizung und Warmwasserbereitung einsetzen könne, betont Sabel.

Denn mit sogenannten Multisplitlösungen könne man eine Außeneinheit über einen Kältemittelkreislauf sowohl für die Klimatisierung als auch für die Warmwasserbereitung bedienen. Das gelte eben für Geräte in mehreren Räumen, legt Sabel nach.

Der deutsche Marktführer Viessmann, dessen wichtigste Klimasparte kürzlich an den US-Konzern Carrier Global verkauft wurde, schreibt auf Anfrage, dass sich in Mitteleuropa am ehesten Passivhäuser auf diese Art beheizen ließen, also neue bzw. gut sanierte und gedämmte Häuser mit einem geringen Energieverbrauch. Ansonsten seien im Winter bei Außentemperaturen von bis zu -20 Grad große Luftmassen erforderlich, um ein durchschnittliches Haus zu beheizen. Daher seien die Luft-Wasser-Wärmepumpen, oft mit Fußbodenheizungen kombiniert, hierzulande populärer.

Die Bosch-Thermotechnik als Hersteller der Marke Buderus macht ihrerseits kein Geheimnis aus den Nachteilen der eigenen Luft-Luft-Geräte als Heizungen. Die Leistung einer Luft-Luft-Wärmepumpe reiche lediglich für Passiv- oder Niedrigenergiehäuser aus, steht auf der Website, und eine höhere Heizlast lasse sich im Altbau mit einem größeren Luftvolumenstrom bewältigen. „Die Pumpe wird teurer, benötigt deutlich mehr Energie und büßt an Effizienz ein.“ Meist würden die Stromkosten die Einsparungen übersteigen, die sich durch den Ersatz einer Gas- oder Ölheizung ergäben, heißt es.

Luft-Luft-Wärmepumpen im Betrieb teurer als Gasheizungen?

Mit Luft-Luft-Wärmepumpen heizen könnte also ein teurer Spaß werden, warnt die Bosch-Thermotechnik. Doch stimmt es, dass die Stromkosten explodieren würden? Der Bundesverband der deutschen Heizungsindustrie (BDH), der alle Heizungshersteller und -bauer in Deutschland vertritt und die Wärmepumpen daher mit den Gasheizungen vergleichen kann, teilt die Buderus-Einschätzung.

„Neben den richtig genannten Argumenten wird eine große Luftgeschwindigkeit sowohl beim Heizen als auch beim Kühlen eher als unangenehm empfunden und führt oft zu geringer Luftfeuchtigkeit und damit zu trockener Luft“, sagte der BDH-Abteilungsteiler für Wärmeübergabe, Ralf Kiryk, der Berliner Zeitung. Speziell bei älteren Bestandsgebäuden mit Steildach oder im Denkmalschutz sei die Aufstellung der erforderlichen Außengeräte oft gar nicht möglich. Allgemein gelte es, sich im Vorfeld einer Heizungsmodernisierung die baulichen Gegebenheiten und den Energiebedarf des Hauses sehr genau anzuschauen, empfiehlt Ralf Kiryk.

„Je optimaler die Gegebenheiten im Gebäude sind, umso besser kann die Wärmepumpe die gesamten Effizienzpotenziale ausspielen“, ließe sich dabei feststellen. Gerade in bestehenden Wohnhäusern mit einem existierenden hydraulischen Leitungssystem seien die Luft-Wasser- oder Erdreich-Wasser-Wärmepumpen aber grundsätzlich effizienter als einfachere Geräte wie die Luft-Luft-Wärmepumpen. „Immer mitgedacht werden muss die Lösung der Trinkwasserbereitung, denn hier werden hohe Temperaturen gefordert, die von der Luft-Luft-Wärmepumpe nicht erbracht werden können.“

Grundsätzlich werde bei hydraulischen, wassergeführten Wärmepumpen eine sehr hohe Effizienz erreicht, so Ralf Kiryk. Bei anderen Systemen sinke die Effizienz besonders im Winter, wenn die Außenluft deutliche Minusgrade aufweise. „In diesem Fall benötigen die Geräte viel Energie für den Betrieb von Kältekreis und Nacherhitzer, dies schlägt sich in höheren Betriebskosten nieder.“ Für die Nachrüstung einzelner Räume aber könne die Luft-Luft-Wärmepumpe in Kombination mit einer hydraulischen Heizung – also eine Hybridheizung – sinnvoll sein.

Eignen sich Luft-Luft-Wärmepumpen also mehr als Teil der Hybridheizung?

Das Beispiel der LEG Immobilien zeigt, dass man mit den Luft-Luft-Wärmepumpen in einzelnen Wohnungen eigenständig heizen kann. Viessmann schreibt allerdings in seiner Einschätzung für die Berliner Zeitung, dass die Luft-Luft-Wärmepumpen in Altbauten vor allem in der Übergangszeit auch zur Beheizung eingesetzt werden könnten, solange die Außentemperaturen nicht zu weit absinken.

In der Übergangszeit könne der herkömmliche Heizkessel dann ausgeschaltet bleiben, was den Verbrauch fossiler Brennstoffe verringere, so der Viessmann-Sprecher Jörg Schmidt. Auch der südkoreanische Konzern LG Electronics empfiehlt die Luft-Luft-Wärmepumpen im Altbau vor allem in den Übergangsperioden und als Ergänzung zu einer Zentralheizung.

Grundsätzlich können Luft-Luft-Wärmepumpen auch in einem System mit einer Solaranlage und einem Durchlauferhitzer einschließlich eines Speichers für die Warmwasserbereitung als Heizung funktionieren, wie die Erfahrungen in Berlin zeigen. Allerdings gilt das eher für kleinere und gut gedämmte Häuser.

Es gilt auch umgekehrt: Wer schon eine fortschrittlichere wasserbasierte Wärmepumpe zum Heizen zu Hause hat oder eine einbauen will, kann damit auch im Sommer kühlen. Allerdings muss bei einem wasserbasierten System laut Martin Sabel vom Bundesverband Wärmepumpe darauf geachtet werden, dass die Taupunkte nicht unterschritten werden, was die Kälteleistung beschränkt. Es sollte also kein Kondenswasser an den Heizflächen entstehen. Bei Luft-Luft-Systemen wird das Kondensat dagegen automatisch abgeführt, was höhere Kühlleistungen erlaubt.

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