Heizungen

Netze zu schwach für Wärmepumpen? Bundesnetzagentur erwidert Vonovia-Chef

Vonovia kann viele Wärmepumpen nicht in Betrieb nehmen, weil das deutsche Stromnetz angeblich zu schwach ist. Stimmt das? Was die Bundesnetzagentur dazu sagt.

Wird das deutsche Stromnetz der Wärmepumpe zum Verhängnis?
Wird das deutsche Stromnetz der Wärmepumpe zum Verhängnis?Jochen Tack/imago

Die Mitteilung von Deutschlands größtem Immobilienkonzern Vonovia über die angebliche Schwäche des deutschen Stromnetzes schlug hohe Wellen. Verhindert der fehlende Netzausbau tatsächlich den raschen Einbau von Wärmepumpen?

Vonovia besitzt in Deutschland, Schweden und Österreich über eine halbe Million Wohnungen. In vielen Fällen konnten bereits installierte Wärmepumpen nicht in Betrieb genommen werden, teilte der Konzern vergangene Woche mit. Ein Grund: Der bislang fehlende Anschluss ans Stromnetz – rund 70 installierte Geräte sind laut einer Firmensprecherin noch nicht angeschlossen.

Wegen des fehlenden Netzausbaus stehe nicht genügend Strom zur Verfügung, sagte Vonovia-Vorstandschef Rolf Buch dazu. Wie sieht das die Bundesnetzagentur, die neben dem Gasnetz auch für das deutsche Stromnetz zuständig ist?

Die Bundesnetzagentur sieht das etwas differenzierter. „Generell sind die deutschen Verteilernetze gut ausgebaut“, teilt die Pressestelle der Behörde auf Anfrage mit. Gleichzeitig gibt sie zu: Die Belastungen in den jeweiligen lokalen Netzen können sich trotzdem stark unterscheiden.

Bundesnetzagentur: „Wärmepumpe stellt Verteilernetze vor große Herausforderungen“

Zukünftig stelle der Hochlauf von steuerbaren Verbrauchseinrichtungen wie Wärmepumpen und Elektrofahrzeugen die Verteilernetze vor große Herausforderungen, so ein Sprecher der Bundesnetzagentur. Private Ladeeinrichtungen für Elektrofahrzeuge und Wärmepumpen würden teilweise „beträchtlich höhere Bezugsleistungen in der Niederspannung“ bedeuten.

Zudem sei mit einer deutlich höheren gleichzeitigen Netznutzung zu rechnen. „Lokale Leitungen und Transformatoren sind derzeit nicht überall auf eine solche Belastung ausgelegt“, bestätigt der Sprecher. Um den genannten Herausforderungen zu begegnen, sei eine zeitnahe und vorausschauende Verstärkung der Verteilernetze unerlässlich. 

Kann man die Wartezeiten beim Netzanschluss umgehen?

Das allein reiche aber nicht aus. „Ertüchtigungsmaßnahmen allein werden jedoch eine schnelle Integration von steuerbaren Verbrauchseinrichtungen in Verteilernetze nicht gewährleisten können“, heißt es weiter von der Bundesnetzagentur. Damit es beim Anschluss von Wärmepumpen und Ladeeinrichtungen nicht zu Verzögerungen komme, brauche es zusätzlich eine temporäre Reduzierung der Bezugsleistung durch den jeweiligen Verteilernetzbetreiber.

Deshalb habe die Bundesnetzagentur zwei Festlegungsverfahren eingeleitet. Sie sollen sicherstellen, dass Wärmepumpen und Wallboxen ohne Verzögerung ans Netz angeschlossen werden können. Die Festlegungen sollen dazu beitragen, dass sich Verbraucher für die neuen Technologien entscheiden können, ohne Probleme oder Wartezeiten beim Netzanschluss zu erwarten. Auf etwaige Netzengpässe werde sich ein Netzbetreiber beim Anschluss nicht berufen können, heißt es. Ein Inkrafttreten der Festlegungen ist zum 1. Januar 2024 geplant.

E-Autos und Heizwende: Verdoppelung des Stromverbrauchs bis 2045 erwartet

Lokale Netzbetreiber sehen sich nicht von der Äußerung des Vonovia-Chefs angesprochen. Das Berliner Stromnetz werde künftig „sehr klug planen, investieren und rechtzeitig bauen müssen“, um den Anspruch der Kunden auf einen Netzanschluss zu erfüllen, sagte der Geschäftsführer des Stromnetzes Berlin, Dr. Erik Landeck, zuletzt auf dem Jahrespressegespräch.

50Hertz Transmission, der Berliner Übertragungsnetzbetreiber, geht seinerseits von mehr als einer Verdoppelung des Stromverbrauchs in Deutschland bis 2045 wegen der Elektrifizierung des Verkehrs- und Wärmesektors aus. Dieser steigende Verbrauch sei in den aktuellen Ausbauplanungen im Rahmen des Netzentwicklungsplans 2037/45 für das Übertragungsnetz berücksichtigt, teilte ein Sprecher auf Anfrage mit.

Haben Sie Feedback? Schreiben Sie uns! briefe@berliner-zeitung.de