Wirtschaft

Wärmepumpen? Robert Habecks Ministerium begrüßt Klimaanlagen als Heizungen

Schießt Habeck mit Klimaanlagen ein Eigentor? Unsere Nachfrage zeigt: Sein Wirtschaftsministerium sieht darin wohl eine gleichwertige Alternative zu Öl- und Gasheizungen.

Wirtschaftsminister Robert Habeck (r.) und Staatssekretär Patrick Graichen in der Bundespressekonferenz
Wirtschaftsminister Robert Habeck (r.) und Staatssekretär Patrick Graichen in der BundespressekonferenzChris Emil Janflen/imago

Deutschlands zweitgrößter Vermieter, die LEG Immobilien aus Düsseldorf, will künftig mit Split-Klimaanlagen Habecks Wärmewende gerecht werden.

Die meisten von rund 167.000 Wohnungen des Immobilienkonzerns sollten ab 2027 auf die Geräte umgestellt werden, deren eigentliche Funktion Kühlung ist. Warum so? Diese Klimaanlagen sind nichts anderes als Luft-Luft-Wärmepumpen, die man schon für circa 700 Euro kaufen kann. So will die LEG die Kosten für den Heizungstausch sparen, vor allem bei den Wohnungen mit dezentralen Gasetagenheizungen. Schießt Habeck damit ein „bizarres“ Eigentor, wenn der Energieverbrauch der Deutschen damit explodiert, wie die Welt schreibt?

Kritik an den Luft-Luft-Wärmepumpen gibt es reichlich, wenn man mit ihnen heizen und nicht kühlen will. Der Grundtenor: Sie sind im Winter weniger energieeffizient, fressen einfach zu viel Strom. 

Mit Klimaanlagen heizen? Was Habecks Ministerium dazu sagt

Und wie sieht es das Wirtschaftsministerium von Robert Habeck? Es sieht darin kein Problem, im Winter mit Luft-Luft-Wärmepumpen allein zu heizen. „Das Gebäudeenergiegesetz ist technologieoffen ausgestaltet und lässt daher alle EE-Technologien (EE: erneuerbare Energien, Anm. d. Red.), die die 65-Prozent-EE-Vorgabe einhalten, zu“, teilt die Energiesprecherin des Ministeriums, Susanne Ungrad, auf Anfrage mit.

Dazu würden alle Formen von Wärmepumpen, also Luft-Luft-Wärmepumpen, Luft-Wasser-Wärmepumpen, Sole-Wärmepumpen und so weiter sowie Biomasseheizungen, Gasheizungen mit Biomethan oder Wasserstoff, Fernwärme, Geothermie, Solarthermieanlagen gehören, betont Ungrad mit Blick auf die Novelle des Ministeriums zum Gebäudeenergiegesetz. „Der Markt wird letztlich entscheiden, welche EE-Technologien sich durchsetzen.“

Doch eignen sich solche Luft-Luft-Wärmepumpen als eigenständige Heizungen, oder funktionieren sie besser als Bestandteil einer Hybrid-Heizung? Das Ministerium zeigt sich zuversichtlich: Alle Formen von Wärmepumpen, auch die Luft-Luft-Wärmepumpen, hätten allgemein den Vorteil, dass man mit ihnen im Winter heizen und in der Regel auch im Sommer „sehr energieeffizient“ kühlen kann.

Klimaanlagen als Heizungen wohl nicht „sehr energieeffizient“

Doch darüber gibt es in der Heizindustrie keine Einigkeit. Während die LEG Immobilien und ihr künftiger Lieferant Mitsubishi Electric begeistert über den Beitrag zur Energie- und Wärmewende in der Wohnungswirtschaft schwadronieren, weisen die Hersteller wie die japanische Daikin auf den wesentlichen Nachteil der Luft-Luft-Wärmepumpen hin: Sie können kein Warmwasser zubereiten, wie ein Sprecher betont, also braucht man dafür extra Elektrodurchlauferhitzer oder elektrisch betriebene Warmwasserspeicher.

Die südkoreanische LG, in Südeuropa besonders populär, sieht die Klimaanlagen besser für die Übergangsperioden geeignet, „wenn man etwa morgens schnell einen Raum auf Temperatur bringen möchte, aber die Zentralheizung noch bzw. schon ausgeschaltet ist“ – also als Teil einer Hybrid-Heizung, ohne Verzicht auf die Zentralheizung.

Auch der deutsche Hersteller Viessmann, dessen Klimageschäft bald von den Amerikanern übernommen wird, weist auf Anfrage darauf hin, dass es problematisch sei, im Winter in Deutschland bei den Außentemperaturen von -5, -10 oder auch -20 Grad ein Haus mit durchschnittlicher Wärmedämmung mit erwärmter Luft zu beheizen. Das gilt wohl auch für die einzelnen Wohnungen, weil auch in diesem Fall große Luftmassen erforderlich seien, um die gewünschte Raumtemperatur zu erreichen. Das bedeute permanente Zugluft, verbunden mit Strömungsgeräuschen, so ein Viessmann-Pressesprecher, weswegen Luft-Wasser-Wärmepumpen in Deutschland gefragter seien.

Der Bundesverband der deutschen Heizungsindustrie, der alle Heizungshersteller und -installateure hierzulande vertritt, ist seinerseits der Meinung, dass die Effizienz der Klimaanlagen im Winter sinke. „In diesem Fall benötigen die Geräte viel Energie für den Betrieb von Kältekreis und Nacherhitzer, dies schlägt sich in höheren Betriebskosten nieder“, so der Verbandssprecher Ralf Kiryk. Sprich: Die Stromrechnungen der Mieter werden explodieren.

Warum ist das Bundeswirtschaftsministerium nur so schlecht informiert?