Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) plant mit dem neuen Gebäudeenergiegesetz eine Wärmewende, die ein großes Loch in die Kasse reißt. Gleichzeitig ermöglicht sie den Wohnungsgesellschaften kreative Lösungen.
So will die Düsseldorfer LEG Immobilien, eines der größten Wohnungsunternehmen und Vermieter von rund 167.000 Wohnungen in Deutschland, ab 2027 jährlich bis zu 9000 Wohnungen auf sogenannte Split-Klimaanlagen umstellen, deren eigentliche Funktion Kühlung ist. Einen entsprechenden Deal hatte die Firma zuletzt mit dem Hersteller Mitsubishi Electric unterzeichnet. Die Japaner produzieren ihre Geräte seit einiger Zeit auch in Ratingen in Nordrhein-Westfalen.
Mit Luft-Luft-Wärmepumpen heizen? Das sind die Tücken
Nur will die LEG damit ihre Mieter nicht vor der Hitze retten, sondern dezentrale Gasetagenheizungen im Großteil ihrer Wohnungsbestände ersetzen. Denn diese Klimaanlagen sind nichts anderes als Luft-Luft-Wärmepumpen, und zwar die günstigste Art – in Süd- und Osteuropa gibt es sie fast in jedem Haushalt, in Deutschland bisher eher wenig. Mit der Vorstellung, solch eine Pumpe könnte ein universelles Mittel für Sommer und Winter sein, kriegt Habecks Wärmegesetz jetzt einen eigenen unverfrorenen Dreh.
Jedoch geht es der LEG bisher vor allem um den Beitrag zur Energie- und Wärmewende in der Wohnungswirtschaft und nicht um die Kühlung. Mit Luft-Luft-Wärmepumpen werde man den CO2-Ausstoß beim Einsatz von grünem Strom um 100 Prozent reduzieren, warb der LEG-Operationsmanager Volker Wiegel bei der Unterzeichnung des Deals – obwohl der deutsche Strommix wegen der Kohle noch gar nicht so grün ist. Man biete mit Luft-Luft-Wärmepumpen ein Lösungskonzept in der Bestandssanierung, legte seinerseits der Vizepräsident der deutschen Mitsubishi-Electric-Niederlassung, Holger Thiesen, nach.
Auch die Kosten für die einfacheren Klimageräte beginnen schon ab 600 Euro, während eine ordentliche Wärmepumpe meistens erst ab 10.000 Euro zu bekommen ist: das spricht allerdings für die Split-Klimaanlage. Dabei heißt es von Kritikern, mit einer Luft-Luft-Wärmepumpe lasse sich im Winter nicht ordentlich heizen, weshalb sie eher als Bestandteil einer Hybridheizung zusätzlich zur Gasheizung funktionieren kann. Sind diese Mängel den LEG-Leuten bewusst?
Klimaanlagen: Elektrodurchlauferhitzer und Warmwasserspeicher extra für Warmwasser
Von der Kritik hält das Unternehmen nichts. „Die Luft-Luft-Wärmepumpen eignen sich zum Heizen und benötigen keine weiteren Hybrid-Komponenten“, erwidert der LEG-Sprecher Mischa Lenz entschlossen auf Anfrage der Berliner Zeitung. Doch wie kann eine Klimaanlage eine Gasheizung in Privathaushalten komplett ersetzen, wenn sie anders als eine Luft-Wasser-Wärmepumpe oder eine Erdwärmepumpe kein Warmwasser zubereitet? Auf diesen Mangel verweist auch der direkte Konkurrent von Mitsubishi Electric, der japanische Konzern Daikin.
„Situativ kann die Warmwasserversorgung eine Herausforderung sein“, gibt der LEG-Mann nun zu. Daher setze man auf den Elektrodurchlauferhitzer zusätzlich zu solch einer Luft-Luft-Wärmepumpe. Nur „steht leider nicht immer die erforderliche elektrische Leistung am Haus an“, also müsse man hier auf weitere Alternativen abhängig vom Ort setzen, wie etwa auf klassische, elektrisch betriebene Warmwasserspeicher je Wohnung.
Das klingt schön und gut, doch was werden diese Technologien die Mieter kosten? Die Bosch-Thermotechnik als Hersteller der Marke Buderus schreibt auf ihrer Webseite, dass die Leistung einer Luft-Luft-Wärmepumpe lediglich für Passiv- oder Niedrigenergiehäuser ausreiche. Eine höhere Heizlast lasse sich dagegen mit einem größeren Luftvolumenstrom bewältigen, also werde die Pumpe zum Stromfresser. „Meist übersteigen die Kosten dann die Einsparungen, die sich durch den Ersatz einer Gas- oder Ölheizung ergeben“, heißt es. Das gilt zumindest für die Luft-Luft-Wärmepumpen der Marke Buderus.
Deutsche Heizungsindustrie: In diesem Fall benötigen die Wärmepumpen viel Energie
Aber auch der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie sieht das Problem ähnlich. Bei hydraulischen, wassergeführten Wärmepumpen – also Luft-Wasser-Wärmepumpen – werde eine hohe Effizienz erreicht, und bei den Luft-Luft-Wärmepumpen dagegen sinke sie besonders im Winter, teilt der Verbandssprecher Ralf Kiryk auf Anfrage mit. „In diesem Fall benötigen die Geräte viel Energie für den Betrieb von Kältekreis und Nacherhitzer, dies schlägt sich in höheren Betriebskosten nieder.“
Spart die LEG bei den Investitionskosten also, damit die Mieter letztendlich die höheren Betriebskosten tragen? Und warum wird sich nicht für die Fernwärme entschieden, die nach Einschätzung der Energieexperten besser für die Mehrfamilienhäuser geeignet ist? „Es ist richtig, dass wir die Luft-Luft-Wärmepumpen in erster Linie dazu nutzen wollen, sukzessive alte Gasetagenheizungen zu ersetzen“, erklärt Mischa Lenz.
Wo es möglich sei, werde man je nach Ort auch grüne Fernwärme nutzen. Aber dort, wo dezentral beheizt werde, ist die Versorgung über Fernwärme „übrigens nicht günstiger als die über die Luft-Luft-Wärmepumpen und daher aus ökonomischer Sicht oftmals keine Option“, so der LEG-Sprecher. Was für sie eine Option ist: Das werden die Mieter später erst am eigenen Leib erfahren.





