Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will ab 2024 mit einigen Ausnahmen keine neuen Öl- und Gasheizungen hierzulande mehr zulassen. Stattdessen würde nach einem Gesetzentwurf die 65-Prozent-EE-Vorgabe gelten, nach der mindestens 65 Prozent der Heizenergie aus erneuerbaren Energien stammen sollen.
Nur die Wärmepumpen erfüllen bereits diese Vorgabe. Für die Fernwärme, die zur Zeit zum Großteil aus fossilen Energieträgern wie Erdgas und Kohle erzeugt wird, wird es nach Habecks Plan jedoch eine Ausnahme geben, denn bis 2040 – dazu haben sich die Versorger verpflichtet – müsste sie komplett klimaneutral werden.
Habeck heizt mit Fernwärme, die fast nur aus Gas und Kohle stammt
Habeck selbst heizt zu Hause in Flensburg mit Fernwärme, wie er kürzlich der Berliner Zeitung mitteilte. Verbundene Lösungen hätten einen Vorteil vor der Individual-Heizungsanlage, sie könnten sich aus verschiedenen Quellen speisen, so Habeck. Viele Kommunen könnten diesen Vorteil für sich nutzen, schlägt der Wirtschaftsminister vor.
Rund 98 Prozent der Flensburger Haushalte heizen nach Angaben des Versorgers mit Fernwärme der Stadtwerke Flensburg. Noch Ende 2022 produzierten die Stadtwerke die Fernwärme allerdings fast ausschließlich mit Kohle und Gas, jetzt müssen sie bis nach einer Entscheidung der örtlichen Ratsversammlung schon bis 2035 komplett klimaneutral werden.

Das Wirtschaftsministerium wird von Vattenfall Wärme versorgt – mit nur acht Prozent EE-Anteil
Doch klappt das so schnell? Auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) heizt inzwischen mit Fernwärme, wie eine Sprecherin auf Nachfrage der Berliner Zeitung bestätigte. Die Liegenschaften des Ministeriums werden auf diese Weise durch die Entscheidung des Eigentümers, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, von Vattenfall Wärme versorgt. Vattenfall Wärme liefert aber als Grundversorger der Stadt Berlin Fernwärme mit einem aktuellen Anteil an erneuerbaren Energien (EE) von nur acht Prozent.
„Bereits 2021 wurde durch das BMWK um einen Wechsel in einen Öko-Tarif gebeten, das war seitens des Fernwärmnetzbetreibers aufgrund mangelnder Kapazität nicht möglich“, bemängelt die Ministeriumssprecherin. Diese Bitte habe man in diesem Jahr erneuert, denn man sei als BMWK nach wie vor an einer „klimaneutralen“ Fernwärmebelieferung interessiert, heißt es. Nichtsdestotrotz habe das Ministerium auch jetzt schon eine umweltfreundliche Wärmeversorgung, da der Emissionsfaktor der Liegenschaft nur 7,1 Gramm CO₂ pro kWh betrage, betont die Sprecherin. Klar ist trotzdem: So viel Öko-Fernwärme gibt es noch nicht im Angebot.

Diensträume von Olaf Scholz werden offenbar noch mit Heizöl beheizt
Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben hat noch nicht auf die Anfrage der Berliner Zeitung geantwortet, womit in anderen Bestandsgebäuden der Bundesregierung geheizt wird. Auch die Antworten der Ministerien auf die Fragen, womit andere Bundesministerinnen und Bundesminister zu Hause privat heizen und ob sie ab 2024 auf alternative Heizungen umsteigen werden, stehen noch aus. So „klimaneutral“ wie das Wirtschaftsministerium es sein will, sind aber längst noch nicht alle Ministerien.



