Anne Will

Jens Spahn attackiert Bundesregierung wegen Wärmepumpen: „Keine Frage der Vernunft“

Der CDU-Politiker Spahn hat bei „Anne Will“ die Ampel und die Letzte Generation verbal attackiert. Die Wärmepumpen-Debatte sieht er etwa zu eng geführt.

Jens Spahn schlägt bei „Anne Will“ vor, Ölheizungen mit Bioheizöl zu verwenden.
Jens Spahn schlägt bei „Anne Will“ vor, Ölheizungen mit Bioheizöl zu verwenden.Wolfgang Borrs/NDR

Der CDU-Bundestagsabgeordnete und Bundesgesundheitsminister a.D. Jens Spahn ist in der ARD auf Konfrontationsmodus mit der Ampel-Regierung gegangen. Das Thema bei „Anne Will“ an diesem Sonntagabend: die Wärmewende.

„Machen Sie ein Gesetz, in dem drinsteht, bei Ölheizungen müsse – beginnend mit fünf, dann zehn Prozent – Bioheizöl verwendet werden“, forderte Spahn unter anderem von der Bundesregierung. Demnach würde ein solches Verfahren Kohlenstoffdioxid einsparen und wäre für die Bevölkerung „handelbar“. Schließlich heizen noch 25 Prozent der Menschen in Deutschland mit Öl.

Es war eine heterogen zusammengesetzte Gruppe bei „Anne Will“. Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD), die Journalisten Hermann-Josef Tenhagen und Ann-Kathrin Büüsker sowie Kai H. Warnecke vom Zentralverband Haus & Grund stritten neben Spahn über Wärmepumpen und Co.

Jens Spahn kritisiert Letzte Generation und neues Gebäudeenergiegesetz

Jedoch sorgte vor allem Spahn für Aufsehen. Die Streitigkeiten innerhalb der Ampel führten in eine Chaoswende, kritisierte er, Bauministerin Geywitz nannte er eine „Baustoppministerin“. Zudem unterstellte er Geywitz, Teile der Bevölkerung in Fragen des Klimaschutzes verloren zu haben. „Was gerade passiert, und das besorgt mich echt, ist eine Reideologisierung der Klimaschutzpolitik“, so Spahn. Viele Menschen hätten den Klimaschutz für einen richtigen Weg gehalten, aber mit der Radikalisierung der Proteste, wie etwa in Berlin durch „einige Aktivisten“ (gemeint ist wohl die Letzte Generation – Anm. d. Red.), sowie durch die Bevormundung der Bevölkerung gehe die Akzeptanz für die Klimaschutzmaßnahmen verloren.

Das geplante neue Gebäudeenergiegesetz, das ab 2024 allmählich mit einigen Ausnahmen neue Gas- und Ölheizungen verbieten und den Fokus auf die Wärmepumpen legen will, verglich Spahn mit „einer Brechstange, die dazu führt, dass daraus eine politische Haltungsfrage wird und keine der Vernunft“. Diesen Vorwurf wolle er der Bundesregierung machen, so Spahn. Zahlreiche SPD-Politiker, darunter Florian von Brunn, nehmen Geywitz inzwischen auf Twitter in Schutz und kritisieren Scholz’ „komplette Inkompetenz“.

Auch die Deutschlandfunk-Journalistin Ann-Kathrin Büüsker zeigte sich in der Sendung augenscheinlich genervt vom Vorwurf der Brechstangen-Politik, sie empfahl Spahn ein Trinkspiel zur besten Sendezeit am Sonntagabend. „Jedes Mal, wenn Sie Brechstange sagen, trinken wir einen Schnaps“, schlug sie dem CDU-Politiker vor. 

Welche Rolle spielen Wärmepumpen-Lobbyisten beim neuen Heizungsgesetz?

Ebenfalls pikant: Bauministerin Klara Geywitz erzählte in der Sendung, wie Vertreter der deutschen Heizungsindustrie auf einer Messe in Frankfurt am Main vor deren Verdrängung durch asiatische Wärmepumpen-Hersteller gewarnt hätten. Demnach hätten Vertreter von Bosch, Viessmann und Co darauf gepocht, dass das überarbeitete Gebäudeenergiegesetz pünktlich zum 1. Januar 2024 in Kraft treten sollte. Sonst laufe die deutsche Heizungsindustrie Gefahr, Anschluss an Firmen aus den USA und China im internationalen Wettbewerb zu verlieren. Es blieb jedoch offen, welchen konkreten Einfluss die deutschen Heiztechnik-Unternehmen auf die Ausarbeitung des Gesetzes hatten.

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