Heizwende

Habecks Pläne vor dem Aus? Wärmepumpe scheitert in Berlin an zwei Zentimetern Abstand

Habecks Wärmewende hat auch eine bürokratische Hürde: Laut einem Bericht scheiterte ein Berliner beim Bezirksamt am Abstand zum Nachbarn. Was der Berliner Senat dazu sagt.

Wenn jeweils ein Zentimeter der Wärmepumpe zum Verhängnis wird. 
Wenn jeweils ein Zentimeter der Wärmepumpe zum Verhängnis wird. Robert Poorten/imago

Dass Wärmepumpen nicht für jede Wohnung oder jedes Haus geeignet sind, ist bekannt. Gerade in Berlin kann die Abstandsregelung beim Einbau zum Problem werden. Ein Berliner hat das jetzt zu spüren bekommen. 

Der Wille war da – aber an der Umsetzung scheiterte es. Der Berliner Augenarzt Michael Moritz hatte vor, seiner Schwiegermutter eine Wärmepumpe einzubauen und damit der alten Ölheizung ein Ende zu setzen. Das Bezirksamt machte ihm aber einen Strich durch die Rechnung, wie der Spiegel berichtet. Warum?

Wärmewende: Scheitert das Vorhaben an zwei Zentimetern?

Der 62-Jährige hatte bereits die Luftwärmepumpe und einen Monteur für den Einbau in dem Berliner Reihenmittelhaus organisiert. Die Genehmigung für den Einbau blieb aber aus. Der Grund laut dem zuständigen Bezirksamt: zwei Zentimeter. 

Drei Meter – dieser Abstand zum Nachbarn muss in Berlin bei Reihenhäusern eingehalten werden. Mit der Abstandsregelung soll sichergestellt werden, dass die Wärmepumpe nicht zur Lärmbelastung wird. Distanz hin oder her, Moritz konnte laut dem Spiegel-Bericht zu beiden Nachbarn nur einen Abstand von 2,99 Metern garantieren, links und rechts fehlte demnach ein Zentimeter. 

Das Beispiel zeigt, dass die Wärmewende also nicht nur finanziell, sondern auch bürokratisch eine Herausforderung für die Eigentümer darstellen kann. „Man glaubt es kaum, am Ende sind wir an zwei Zentimetern gescheitert“, sagte Moritz zum Spiegel. Und so gab der Berliner den Einbau der Wärmepumpe und damit seinen Beitrag zur Wärmewende vorerst auf. Doch welche Lösungen gibt es? 

Heizungsbauer: „Vorgabe in einigen Fällen nicht einzuhalten“

Installationsbetriebe seien beim Einbau von Wärmepumpen an die im jeweiligen Bundesland geltenden Regeln für Abstände und zum Lärmschutz gebunden, teilt der Heizungsbauer Thermondo auf Anfrage der Berliner Zeitung mit. „Bei Reihenmittelhäusern in Berlin ist die Vorgabe von drei Metern Mindestabstand bis zu den Nachbargrundstücken in einigen Fällen nicht einzuhalten“, sagt uns ein Sprecher des Unternehmens.

Deshalb müsse der Heizungsinstallateur den Einbau von Wärmepumpen in solchen Objekten ablehnen. Eine Lösung für das Problem gebe es derzeit nicht. So seien die betroffenen Hausbesitzer gezwungen, auf alternative Heizsysteme auszuweichen. „Begrüßenswert wäre eine bundesweite Vereinheitlichung oder praktikable Anpassung von Abstandsregelungen unter Einhaltung der Lärmschutzvorgaben“, so der Sprecher. Erst dann könnten auch Besitzer von Reihenmittelhäusern mit der Wärmepumpe klimafreundlich heizen. 

Welche Lösungen der Berliner Senat für Reihenhäuser hat

Laut der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen kann die Bauaufsichtsbehörde des Landes Berlin Abweichungen zulassen, wenn sie unter Berücksichtigung des Zwecks der jeweiligen bauordnungsrechtlichen Anforderung und unter Würdigung der rechtlich geschützten nachbarlichen Belange mit den öffentlichen Belangen vereinbar sind. Dafür bedürfe es eines gesonderten Antrags. 

„Im Falle einer Unterschreitung der Abstandsfläche um 1 cm erscheint, ohne den konkreten Fall zu kennen, eine Abweichung möglich“, teilt die Pressestelle der Senatsverwaltung auf Anfrage der Berliner Zeitung mit. Es könne sich gegebenenfalls aber auch um andere Rechtsbereiche wie das Immissionsschutzrecht handeln – und das sei keine Problematik des Abstandsflächenrechtes.

Weitere Regelungen zugunsten des klimagerechten Bauens werden laut der Pressestelle in der geplanten Novelle der Berliner Bauordnung berücksichtigt. Einige Bundesländer wie Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Hessen oder Rheinland-Pfalz haben die Abstandsregelungen bereits gelockert. Es bleibt offen, inwiefern das auch in Berlin der Fall sein wird. 

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