Die Angst vor einem kalten Winter und hohen Energiekosten war groß. Nicht zuletzt hat die Bundesregierung mit ihren Aufrufen zum Strom- und Gassparen dazu beigetragen. Das Energiesparen war zwar wichtig, um eine Gasmangellage zu verhindern und etwas Geld zu sparen. Doch der Sparererfolg hat eine erhebliche Nebenwirkung.
„Ich bitte jeden und jede, jetzt schon einen Beitrag zum Energiesparen zu leisten“, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) vor circa einem Jahr. Er gab sogar Tipps, wie man die Heizkosten senken könnte. „Wenn man die Raumtemperatur um einen Grad senkt, spart man rund sechs Prozent Energie“, so der Wirtschaftsminister.
Das sei vielleicht nicht ganz so gemütlich, aber man friere noch nicht, erzählte Habeck weiter. Er war nicht der einzige; neben dem Wirtschaftsminister haben auch viele andere Politiker und Beamten der Bundesnetzagentur zum Gassparen aufgerufen. Das ist schön und gut. Aber: Haben viele Haushalte am Ende doch mit dem Sparen übertrieben? Laut der traditionsreichen Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 haben die Bemühungen beim Energiesparen vor allem eins hervorgerufen: Schimmel. „In diesem Winter hatten wir es leider mit unverhältnismäßig vielen Fällen einer Schimmelbildung in den Wohnungen zu tun“, heißt es in der letzten Frühjahrsausgabe der Mitgliederzeitschrift der Genossenschaft. Sie vermietet rund 7000 Wohnungen in Berlin.
Sollte die Heizung – entgegen der Wünsche Habecks – also doch nicht mehr heruntergedreht werden? Das Absenken um ein paar Grad stelle grundsätzlich kein Problem dar, so die Genossenschaft. Aber: „Gar nicht heizen in Kombination mit geschlossenen Fenstern, damit die Restwärme nicht entweicht, ist keine geeignete Sparmethode.“
Berlin: Nummer eins beim Energiesparen
Dass viele Mieter eifrig die Temperaturen in ihren Wohnungen herunterdrehten, zeigt eine Erhebung des Vergleichsportals Check24. Demnach sank der durchschnittliche Verbrauch pro Haushalt im Jahr 2022 auf knapp 15.400 Kilowattstunden (kWh), während es ein Jahr zuvor noch rund 4000 Kilowattstunden mehr waren. Verantwortlich für das sparsame Verhalten der Verbraucher, sind die stark gestiegenen Gaspreise im vergangenen Jahr, so Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie bei Check24.
Im Ländervergleich schneidet Berlin beim Sparen am besten ab, zumindest wenn es um den Energieverbrauch mit knapp 11.000 Kilowattstunden geht. Danach folgen die Stadtstaaten Hamburg und Bremen. Der Grund: Laut Vergleichsportal haben die Haushalte in den Städten im Vergleich zu anderen Bundesländern die geringsten Wohnflächen.
Die Folgen des geringen Verbrauchs in Berlin lassen sich jetzt sehen, nur leider negativ. „In der aktuellen Heizperiode 2022/2023 haben wir bisher 235 Schimmelpilzbeseitigungen beauftragt“, teilt die Genossenschaft der Berliner Zeitung mit. Ein Anstieg um 57 Prozent, denn in der vergangenen Heizperiode 2021/2022 seien es noch 150 Aufträge gewesen.
Jede 30. Wohnung im Bestand hat Schimmel
Damit ist etwa auf jede 30. Wohnung im Bestand ein solcher Auftrag entfallen. Für die Schimmelbeseitigung sind der Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 nach eigenen Angaben in diesem Winter bisher Kosten von rund 63.000 Euro entstanden, oder rund 270 Euro pro betroffene Wohnung. Ob das aber garantiert, dass der Schimmel und weitere Kosten fernbleiben, ist offen.
„Bei allem Verständnis für energiesparende Maßnahmen, müssen diese mit Bedacht durchgeführt werden und dürfen nicht so weit gehen, dass sie bestandsschädigend für unsere Gebäude und auch gefährlich für die eigene Gesundheit sind“, schreibt die Genossenschaft in ihrer Mitgliederzeitschrift. Dort gibt sie auch Tipps, wie man falsches Energiesparen vermeiden kann. Nicht ausgeschlossen ist außerdem, dass die Mieter zum Zweck des Energiesparens auch unzureichend gelüftet haben.
Zwölf Liter – so viel Luftfeuchtigkeit produziert nach Angaben der Genossenschaft ein Vier-Personen-Haushalt pro Tag, etwa durch Duschen, Waschen oder Kochen. Diese Feuchtigkeit müsse „durch regelmäßiges und ausreichendes Lüften abgeführt werden“, sonst bilde sie einen Nährboden für Schimmel, heißt es in der Zeitschrift.
Schimmel bekämpfen: Dosiertes Heizen und regelmäßiges Lüften sind ein Muss
Generell solle immer dann gelüftet werden, wenn die Außenluft trockener als die Innenluft sei. Mit anderen Worten: Wenn es in der Wohnung zu feucht ist. Dennoch sei ein komplettes Weglüften der Luftfeuchtigkeit nicht möglich. „Auch ist es ein Irrglaube, dass durch Stoßlüften die Räume auskühlen“, so die Genossenschaft. Und da kommt die Heizung ins Spiel.




