Heizperiode

Schimmel in der Wohnung trotz Heizung? Energieberater gibt Tipps

Auf unter 16 Grad sollte man die Heizung nicht runterdrehen, wenn man keine Probleme mit Schimmel will, heißt es. Doch warum entsteht das hartnäckige Zeug trotzdem und was kann man tun?

Regelmäßiges Lüften der Wohnung ist der erste Rat gegen Schimmel.
Regelmäßiges Lüften der Wohnung ist der erste Rat gegen Schimmel.imago

Ist Ihnen das auch schon passiert? Sie heizen die Wohnung an diesen frostigen Tagen schon ordentlich, ohne zu übertreiben, weil man ja sparen muss, aber auch nicht mehr auf Stufe zwei, weil es einfach zu kalt ist. Und trotzdem entsteht in mancher Ecke, ob im Badezimmer, in der Küche oder an der Wand zum Balkon, am Fensterbrett oder an den Fensterscheiben der blaue Schimmel. Mist, denken Sie, ich habe doch alles richtig gemacht. Pauschal unter 16 Grad sollte es nicht sein, sagen all die Experten. Bei Ihnen zu Hause sind es aber längst 20 Grad. Liegt es am Temperaturunterschied zwischen drinnen und draußen?

„Es liegt aber vor allen Dingen an der Luftfeuchtigkeit“

Der Projektleiter für Energieberatung bei der Verbraucherzentrale Brandenburg, Joshua Jahn, bestätigt die These. „Es liegt aber vor allen Dingen an der Luftfeuchtigkeit“, sagt Jahn der Berliner Zeitung. Dieser Faktor sei sogar viel wichtiger als der Richtwert von 16 Grad bei den Temperaturen. Deswegen empfiehlt Jahn den Verbrauchern, sich im beliebigen Baumarkt ein Hygrometer, also einen Feuchtigkeitsmesser, zu kaufen und darauf zu achten, dass die Luftfeuchtigkeit in Zimmern nicht dauerhaft über 60 Prozent beträgt. Sonst bestehe Schimmelgefahr. „Leider ist das Nutzerverhalten oft problematisch, weil die Fenster nicht aufgemacht werden“, so Jahn.

Regelmäßiges Lüften ist also das Gebot Nummer eins gegen den Schimmel, auch wenn es schade ist, die gut durchgeheizte Wohnung mal auszukühlen. Es sei auch nicht nur die Feuchtigkeit, die sich drinnen an den Fensterscheiben sammele, erinnert Jahn, sondern jede Person gebe über den Körper immer auch Feuchtigkeit ab. Diese Feuchtigkeit sollte man von Fensterscheiben abwischen, der Rest müsse über die Lüftung rausgehen.

Unter regelmäßigem Lüften versteht die Verbraucherzentrale das Stoß- oder Querlüften mit dem Luftzug zweimal bis dreimal am Tag, am besten gleich nach dem Aufstehen und vor dem Schlafengehen etwa fünf Minuten lang, nicht länger, weil die Luft draußen im Winter wenig Feuchtigkeit hat. Wer im Büro arbeitet, kann also ruhig zweimal am Tag lüften. „Wenn ich aber im Homeoffice bin, dann muss ich auch öfter lüften, weil ich dann eben die Feuchtigkeit abgebe“, sagt Jahn. Die Heizung sollte man für die Dauer der Lüftung selbstverständlich ausschalten.

Wann empfiehlt sich ein Schimmelgutachten?

Sollte etwas Schimmel schon da sein, kann man zuerst mit Schimmel-Entfernungsmitteln aus der Drogerie oder dem Baumarkt sowie dem regelmäßigen Lüften versuchen, ihn zu entfernen. Manchmal sind die Orte, wo der Schimmel auftaucht, aber so verdächtig, dass man sich fragt, ob das Nutzerverhalten wirklich schuld ist. Sollte es zum Beispiel nur eine konkrete Wand zum Balkon sein, handele es sich wahrscheinlich um einen Baufehler, sagt der Energieberater, weil an dem Ort eine Wärmebrücke entstehe. „Vielleicht ist etwas mit der Dämmung nicht richtig, wenn da solch ein großer Temperaturunterschied und infolgedessen Schimmel entsteht.“ Bei den Fenstern muss man zudem wissen, dass die Fenster mit Holzrahmen mehr Feuchtigkeit aufnehmen und für Schimmel anfälliger sind als die aus Kunststoff.

Wenn der Schimmel immer wieder auftaucht, rät Joshua Jahn dazu, einen Energieberater für ein Schimmelgutachten einzuladen. Die Verbraucherzentralen stellen sie leider nicht zur Verfügung, der freie Markt und Google aber schon. Die Kosten für solch ein Gutachten, das in einer Stunde gemacht wird: zwischen 120 und 200 Euro.

„Wenn das Gutachten feststellt, dass das Nutzerverhalten zum Schimmel führt, dann muss der Mieter die Kosten für dessen professionelle Entfernung übernehmen. Sollte es aber am Baufehler liegen, dann trägt auch der Vermieter die Kosten“, erklärt der Energieberater den Vorteil. Das Schimmelproblem ließe sich am besten professionell angehen, mahnt Joshua Jahn, also man müsse dessen Grund beseitigen. Denn die Mittel aus dem Baumarkt würden den Schimmel nur von der Wand entfernen, aber nicht aus der Wand.