Gaskrise

Gasheizung, Ölradiator oder Schimmel? Energieberater klärt über Heizsaison auf

Allzu viele Haushalte in Deutschland werden noch mit Gas geheizt. Wie lässt sich da der finanzielle Schaden durch die Wucherpreise minimieren? Ein Energieberater antwortet auf die wichtigsten Fragen. 

Soll ich Schlaf- und Wohnzimmer unterschiedlich heizen?
Soll ich Schlaf- und Wohnzimmer unterschiedlich heizen?imago/Iordache Magdalena

Die Heizsaison beginnt zwar offiziell erst am 1. Oktober, doch die Nächte werden bereits kälter. Unter zwei Decken schlafen, morgens aufstehen und sich beim Gedanken ertappen: Soll ich schon die Heizung anmachen? Die Wucherpreise halten viele jedoch noch zurück.

Und nicht umsonst. Denn nicht der Strom oder das Warmwasser, sondern die Heizung frisst das meiste Geld in den Haushalten – mit einem durchschnittlichen Anteil am Energieverbrauch von bis zu 72 Prozent. Und Gas ist König. Durch das Gasnetz werden zum Beispiel rund 45 Prozent der Berliner Haushalte versorgt; ein weiteres Drittel entfällt auf die Fernwärme, die meist mit Gas produziert wird. Sparen, sparen, sparen – sagen die Politiker und schaffen neue Heizregeln vorerst für den öffentlichen Bereich: maximal 19 Grad in Büros und gar keine Heizung in Fluren. In Berlin sind die Vorgaben freundlicher: 20 Grad in Büros und 16 Grad in Fluren.

Wie ist es aber um die Wohnräume bestellt? Früher oder später werden auch sie nicht mehr auf die Heizung verzichten können. Und die Tipps im Internet fürs „richtige“ Heizen verwirren oft mehr, als dass sie aufklären. Gehört die Heizung abgeschaltet, wenn ich die Wohnung verlasse? Wie soll die Mindesttemperatur im Raum sein, damit langfristig kein Schimmel entsteht? Soll ich die Räume ohne Türen unterschiedlich heizen? Und wie gehe ich mit einem Ölradiator um: Lasse ich ihn über Nacht warm oder drehe ich lieber für ein paar Stunden voll auf?

Mindesttemperatur gegen Schimmel

Der Projektleiter für Energieberatung bei der Verbraucherzentrale Brandenburg, Joshua Jahn, wird ständig mit ähnlichen Fragen konfrontiert. „In den kalten Tagen ist es wichtig, die Heizung nicht komplett auszumachen, sondern sie auf die Mindesttemperatur herunterzudrehen“, sagt Jahn der Berliner Zeitung. „Pauschal unter 16 Grad sollte es nicht sein. Wichtig ist zudem, dass die Luftfeuchtigkeit nicht über 60 Prozent steigt.“

Hierdurch wird laut dem Energieexperten Joshua Jahn das Schimmelproblem vermieden. In einer Standardwohnung entspricht die Stufe 2 auf dem Thermostat in der Regel der Raumtemperatur von 16 Grad, und auf Stufe 3 heizt man schon auf 20 Grad. Die Striche zwischen den Stufen stehen für die Temperaturen dazwischen.

Was kann ich damit sparen?

Die Erkenntnisse der Forscher zeigen: Wenn man die Temperatur in der Wohnung um nur einen Grad senkt, spart man zwischen fünf und acht Prozent Wärmeenergie. Wie teuer es am Ende ist, hängt am Ende vom energetischen Zustand des Hauses und seiner Dämmung ab. „In der Dachgeschosswohnung oder in einem Einfamilienhaus, wo die Wände und das Dach direkt nach außen gehen, geht relativ viel Energie durch die Wände verloren“, so der Energieexperte der Verbraucherzentrale. „Einer Wohnung in der Mitte eines Mietshauses, wo alle rundherum heizen, bleibt auch mehr Energie erspart.“

Soll ich Schlaf- und Wohnzimmer unterschiedlich heizen? Und die Ein-Zimmer-Wohnung?

Die Empfehlungen der Internetportale wie Ökotest gelten oft für die Vorkrisenzeit und sind alle ähnlich. Im Schlafzimmer sollten es 18 Grad (Stufe 2,5), im Wohnzimmer 20 Grad (Stufe 3), in der Küche 18 Grad (Stufe 2,5) und im Bad mindestens 22 Grad (Stufe 3,5) sein. Doch in vielen Wohnungen geht das Wohnzimmer gleich ins Schlafzimmer ohne Tür über. Oder die Küche und das Wohnzimmer sind eins. Welche Rolle spielt der Luftaustausch?

„Wenn es keine Türen gibt und die Räume sich überschneiden, dann sollten es auf jeden Fall gleiche Kompromisstemperaturen sein. Ansonsten sollten die Türen zugemacht und die Räume unterschiedlich geheizt werden“, sagt der Energieberater Jahn. Und wer sich doch für einen großen Temperaturunterschied zwischen den Räumen von mehr als fünf Grad entscheidet, muss konsequent die Türen zumachen. „Sonst wird die feuchte Luft aus einem besser beheizten Raum in den Nebenraum gehen und für das Schimmelproblem sorgen. Und die Heizenergie wird verschwendet werden.“

Wie Ölradiator benutzen?

Die Nachfrage nach Ölradiatoren ist in den letzten Monaten auffällig gestiegen. Die einen wollen solch einen Heizkörper als Ergänzung zur Gasheizung benutzen, die anderen als Alternative. Wie nutzt man einen Ölradiator energieeffizient und wie lange? Die Antwort des Energieberaters fällt überraschend aus.

„Der Angstfaktor ist beim Kauf groß, aber man muss auf solch einen Ölradiator auf jeden Fall verzichten“, sagt der Vertreter der Verbraucherzentrale Brandenburg. „Sie verursachen dreimal höhere Kosten als eine normale Heizung, übertragen auf den Strom. Und man sollte sie gar nicht nutzen, wenn man eine normale Gasheizung hat. Immer die normale Heizung nutzen, ist viel effizienter und selbst bei den heutigen Preisen viel günstiger. Ölradiatoren sind dagegen eine Alternative nur für den Notfall, also wenn die Gasversorgung komplett ausfällt.“ Dass dies passiere, sei jedoch unwahrscheinlich, weil private Haushalte zu geschützten Kunden gehörten, so der Energieberater Jahn abschließend. 

Haben Sie Feedback? Schreiben Sie uns! briefe@berliner-zeitung.de