Neue Regeln zum Energiesparen in den Innenräumen ab dem 1. September betreffen private Haushalte bisher nur gering und gelten vor allem für öffentliche Gebäude – bundesweit. Durchgangsbereiche sollen da etwa in der Regel nicht mehr geheizt werden – und andere Räume nur noch bis 19 Grad.
In Berlin, wo laut der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) pro Kopf im bundesweiten Vergleich bereits am wenigsten Energie verbraucht wird, sind auch die Vorschriften freundlicher. Die Verwaltungsbüros im Sitz Giffeys und der Senatskanzlei, dem Rothen Rathaus, werden bis 20 Grad geheizt und die Flure bis 16 Grad, erzählte Giffey am Montag während der Unterzeichnung der Charta „Wirtschaft spart Energie“. Und leitete einen Tipp der sozialen Hilfsorganisation Caritas an die Haushalte weiter: Bei wem der Kühlschrank nicht so prall gefüllt ist, der sollte diesen mit Wasserflaschen füllen. So spare man Energie.
Tipp 1: Je voller der Kühlschrank, desto weniger der Energieverbrauch?
Sollte man dem Rat von Franziska Giffey folgen? „Ich kenne keine Studien dazu“, kommentiert der Projektleiter für Energieberatung bei der Verbraucherzentrale Brandenburg, Joshua Jahn, im Gespräch mit der Berliner Zeitung. „Bekannt ist mir jedoch, dass rund 20 Prozent der Energie aus dem Kühlschrank verloren gehen, wenn man die Tür aufmacht. Wenn der Kühlschrank mit Wasserflaschen gefüllt ist, wird logischerweise weniger Energie verloren gehen, weil die Flaschen als Kältespeicher fungieren.“
Die Folge: Es dürfte am Ende nicht so viel Energie entweichen, wie bei einem leeren Kühlschrank, wenn man die Tür auf- und zumacht. „Langfristig führt das zu einem geringeren Stromverbrauch“, sagt der Energieberater Jahn. Es müssten zwar nicht unbedingt die Wasserflaschen sein, auch Geschirr würde gehen. Das Wasser gilt allerdings als besonders guter Kältespeicher. Aber es kostet auch Geld und muss verbraucht werden, sonst wird es verschwendet.

Fazit: Der Tipp hat zwar was an sich, beeinflusst den Energieverbrauch jedoch nicht stark, wie Joshua Jahn weiter sagt. „Ich würde niemandem empfehlen, wenn der Kühlschrank halbleer ist, diesen immer voll zu packen. Der Aufstellort des Kühlschranks ist viel wichtiger. Wenn der Umgebungsort zu warm ist, wie der Backofen, oder direkt unter dem Fenster in der Sonne, da braucht der Kühlschrank auch mehr Strom, um die warme Umgebungsluft runterzukühlen. Das hat weitaus größeren Einfluss auf den Energieverbrauch.“
Tipp 2: Muss der Kühlschrank nach zehn Jahren gewechselt werden?
Der Fall zeigt: Nicht jeden Tipp muss man für bare Münze nehmen. Im Internet kursieren weiter Behauptungen, nämlich dass der Kühlschrank am besten nach etwa zehn Jahren durch einen neuen ersetzt werden müsste. Oft stammen die Vorschläge von Produzenten, doch wie haltbar sind diese Vorschläge aus der Perspektive der Energiekosten?
„Pauschal kann man das schwer einschätzen“, sagt der Energieberater der Verbraucherzentrale Brandenburg. Nach 15 Jahren mache es allerdings durchaus Sinn, aber man müsse sich erstens am Stromverbrauch des Geräts und zweitens am eigenen Verbrauch von Lebensmitteln orientieren. Es lohne sich, nach dem Energieverbrauch des neuen Geräts zu googeln und diesen mit dem Verbrauch des alten zu checken, sagt der Energieberater weiter. Die Verbraucherzentralen bieten einen Kühlschrank-Rechner, mit denen man die Kaufoptionen vergleichen kann. „Und man braucht in einem Single-Haushalt allerdings keinen riesigen Kühlschrank, der nur halb voll bleibt und sehr viel Strom frisst“, so der Energieberater Joshua Jahn.
Fazit: Energieverbrauch vergleichen, nicht gleich wechseln.

Tipp 3: Abwasch mit der Hand verbraucht mehr Energie als die Spülmaschine?
Eine Vergleichsstudie der Universität Bonn mit 200 Haushalten wird von allen Medien wie ein Mantra verbreitet. Demnach soll eine Spülmaschine im Durchschnitt zu 50 Prozent sparsamer mit Wasser umgehen und zu 28 Prozent mit Strom als das Waschen per Hand. Und was ist, wenn ich alleine lebe und nur mit kaltem Wasser und Spülmittel das Geschirr abwasche? Spare ich angesichts der Kosten für die Beschaffung einer Spülmaschine und der steigenden Kosten für Warmwasser und Strom nicht mehr Geld?
„Die Studie wurde nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern durchgeführt und zeigt Durchschnittswerte“, sagt der Energieberater dazu. „Sie haben recht: Wenn man jetzt wirklich nur kaltes Wasser nimmt und das Wasser nicht austauscht, sondern das Spülbecken voll oder halbvoll macht und damit abwäscht, dann ist es effizienter als eine Spülmaschine. Jeden Teller sofort abwaschen und das Geschirr nicht sammeln, hilft nicht beim Sparen. Allerdings muss man das Wasser bei viel Geschirr mehrfach auswechseln. Mit Warmwasser ist der Abwasch allerdings hygienischer, auch wenn Spülmittel Fett lösen.“
Fazit: Eine Spülmaschine kann zwar beim Sparen helfen, doch in einigen Fällen ist der Handabwasch effizienter.

Tipp 4: Der Eco-Modus bei Waschmaschinen spart Wasser und Strom. Trotz drei Stunden Laufzeit?
Die meisten Waschmaschinen (und die Spülmaschinen auch) bekommen aus der Leitung kaltes Wasser und müssen es erhitzen. Beim Aufheizen des Wassers werde auch der meiste Strom verbraucht, sagt der Vertreter der Verbraucherzentrale weiter.
„Wenn man mit 40 statt 60 Grad wäscht, dann hat man 50 Prozent weniger Energieverbrauch. Deswegen sollte man eben auf die Kurzprogramme verzichten und das Öko-Programm nutzen. Es dauert zwar länger, aber das Wasser wird nicht so doll aufgeheizt und Energie dadurch eingespart.“ Die allgemeine Laufzeit der Öko-Programme müsse dabei nicht täuschen.



