Steigende Energiepreise

„Würde ich nicht empfehlen“: Energie-Experte bewertet zwei Alternativen zur Gasheizung

Ölradiatoren, Heizlüfter, Pelletöfen – die meistgesuchten Heizgeräte sind nur eine kurzfristige Ergänzung zur Gasheizung. Ein Experte empfiehlt was Besseres.

Propangas, früher vor allem für Grill und Co. benutzt, wird auch als Wärmequelle begehrter.
Propangas, früher vor allem für Grill und Co. benutzt, wird auch als Wärmequelle begehrter.dpa

Es wird nicht nur für Gasgrills benutzt, dieses Propangas, sondern vor allem auch für die Heizung. Die Nachfrage danach kommt von Gastronomen und Baufirmen, aber auch aus Kleingartenanlagen und von Privathaushalten. Propangas kommt im Wohnwagen in mobilen Heizkörpern, in Katalytöfen oder als Gas für den Durchlauferhitzer im Swimmingpool zum Einsatz. Und diese Nachfrage ist in den letzten Monaten deutlich gestiegen.

„Viele steigen vom Erdgas auf Propangas um“, erzählte ein Gashändler aus Falkensee bei Berlin kürzlich der Berliner Zeitung. „Man kann die Heizgeräte ja umrüsten. Erdgas war früher etwas günstiger als Propangas. Jetzt ist es umgekehrt.“

So günstig ist Propangas allerdings nicht, denn die Gasfüllung einer etwa 11-Kilo-Flasche ist im Vergleich zum letzten Jahr um 60–70 Prozent gestiegen und kostet zwischen 26 und 35 Euro. Die Gaspreise steigen aber um das Mehrfache und könnten inklusive der Gasumlage und wegen weiterer Turbulenzen auch genauso umgelegt werden. Wäre der Umstieg auf Propangas eine Alternative – und wenn ja, für wen?

„Wenn Erdgas dann wieder günstiger wird …“

„Ob das Heizgerät sich relativ leicht auf Propangas umstellen lässt, entscheidet der Hersteller des Geräts“, sagt der Energieberater Harald Lacher von der Verbraucherzentrale Brandenburg der Berliner Zeitung. Man brauche nicht unbedingt eine Brennwerttherme dafür. „Beim Gasherd oder Gaskessel werden dann die Düsen ausgetauscht. Die Möglichkeit einer Umrüstung sollte aber im Gerät vorprogrammiert sein. Es kann auch ein altes Gerät sein, das etwa 20 Jahre alt ist.“

Aber macht es überhaupt Sinn, auf Propangas umzusteigen? Für die Heizung in einem größeren Gebäude wäre das vielleicht eine Idee, aber nicht mit den 11-Kilo-Flaschen. Lacher dazu: „Das heißt, ich muss bei mir einen Tank hinstellen, wenn ich umrüste. Ich brauche dafür einen Aufstellort im Außenbereich. Ich kann ihn natürlich auch verbuddeln, aber dadurch hätte ich höhere Kosten.“ Man könne den Gastank von einem Lieferanten bestellt bekommen, mit etwa 2000 Kilo Propangas. So viel Propangas würde allerdings mindestens 4700 Euro kosten.

Propangas
PropangasVolkmar Otto

Propangas sei im ländlichen Bereich, wo es keine Gasheizung gibt, vielleicht eine bessere Alternative als Öl und Holz, sagt der Energieberater. „Ob Propangas aber preislich gesehen eine günstigere Alternative zum Erdgas sein kann, entscheiden zwei Fragen: Wie lange haben wir die teuren Preise beim Erdgas und wie lange ist Propangas noch günstiger als Erdgas? Wenn ich einen Liefervertrag schon abgeschlossen habe und Erdgas in zwei Monaten wieder günstiger wird, kann niemand sagen, ob ein Umstieg auf Propangas sich dann noch lohnt.“

Erdgas wird in den nächsten Monaten allerdings mit aller Wahrscheinlichkeit nicht günstiger. Der russische Staatskonzern Gazprom drohte in diesem Zusammenhang etwa mit einer weiteren Preissteigerung auf 4000 Dollar pro 1000 Kubikmeter oder rund 400 Dollar pro Megawattstunde. Schon jetzt liegt der Erdgaspreis an der Börse bei 300 Euro pro Megawattstunde.

Was man darüber hinaus nicht vergessen darf: Propangas ist ein Endprodukt aus der Erdölherstellung und kommt in Berlin und Brandenburg meistens aus der PCK-Raffinerie in Schwedt. Werden für russisches Öl mit dem Ölembargo ab Ende des Jahres keine ausreichenden Alternativen gefunden, könnten Lieferprobleme entstehen.

Eine Wärmepumpe
Eine Wärmepumpedpa/Andrea Warnecke

„Luft-Wasser-Wärmepumpe ist die Zukunft“

„Dazu kommen die Sicherheitsrisiken. Wenn ich meinen Gasherd in der Wohnung doch auf Propangas umstelle, brauche ich einen Druckbehälter und bei Brand habe ich Explosionsgefahr. Privaten Verbrauchern würde ich also nicht empfehlen, auf Propangas umzusteigen, ob fürs Kochen oder für die Heizung. Die meisten haben ja fürs Kochen auch keinen Gas-, sondern einen Elektroherd.“

Wenn jemand schon aus der Gasheizung aussteigt, sagt der Energieexperte weiter, sollte er sich lieber nicht für einen anderen fossilen Energieträger entscheiden. „Denn wir haben bei der Energiewende keinen Fortschritt gemacht. Es würde etwa für ein Einfamilienhaus viel mehr Sinn machen, auf eine Luft-Wasser-Wärmepumpe bei gut gedämmten Gebäuden oder eine hybride Heizung aus Gaskessel plus Luft-Wasser Wärmepumpe bei Bestandsgebäuden mit Heizkörper umzusteigen.“

Diese Wärmepumpen sind allerdings sehr kostenintensiv. Die Preise liegen zwischen 10.000 und 20.000 Euro, laut dem Portal Energieheld im Durchschnitt bei circa 18.750 Euro. Hinzu kämen noch die Montagekosten von bis zu 4000 Euro. „Ich würde allerdings nicht behaupten, dass man mit solch einer Pumpe im laufenden Betrieb viel Geld sparen kann, denn auch Strom ist viel teurer geworden. Aber es wird vielleicht schon einen Tick günstiger – und auf jeden Fall umweltfreundlicher.“

Im Moment werden solche Pumpen allerdings nur in wenigen Bestandshäusern eingesetzt – die Hälfte der Haushalte ist nach wie vor auf die Gasheizung angewiesen und etwa 15 Prozent auf die Fernwärme, deren Produktion ebenfalls Gas braucht. „Im Neubau sind sie allerdings die Zukunft“, so Harald Lacher.