Gaskrise

Gasnotstand: Muss ich jetzt meinen Gasgrill entsorgen?

Ein Gasgrill gehört bei vielen Berlinern zum perfekten Sommer. Sollen sie jetzt lieber auf einen Holzkohlegrill umsteigen? Was Verkäufer dazu sagen.

Ein Mann wendet mit einer Zange eine Grillwurst auf einem Gasgrill.
Ein Mann wendet mit einer Zange eine Grillwurst auf einem Gasgrill.dpa

Am Freitagabend mit einem Bierchen zurücklehnen, den Gasgrill langsam vorheizen, ein köstliches fettes Pfeffersteak drauf legen und es in Ruhe genießen – auch im woken Berlin lassen sich das viele nicht verbieten. Doch die Gaspreise steigen – und was wird aus dem Gasgrill?

„Viele Menschen denken sich wegen der Medienberichte: Aha, russisches Gas wird knapp, und das gilt auch für einen Gasgrill“, sagt der Besitzer von Grill-Shop-Berlin, Michael Schulz, der Berliner Zeitung. Solch eine „Fehlwahrnehmung“ senke nur die Nachfrage nach neuen Gasgrills und führe zum Hamstern von Gasflaschen bei üblichen Grillliebhabern, bemängelt der Verkäufer von Grills und betont: „Aber das Gas, was man fürs Grillen benutzt und mit dem man Pfandflaschen nachfüllt, ist kein Erdgas aus der Pipeline, sondern ist Propangas und ein Produkt der Erdölherstellung. Es kommt nicht von Putin und hat nichts mit Putin zu tun!“

Mit einem Gasgrill im Winter auf dem Balkon günstiger essen?

Deswegen könne Michael Schulz es nicht nachvollziehen, warum die Grillfans gerade auf einen Gasgrill verzichten müssten. Die Menschen müssten keine Angst vor Engpässen haben, beharrt Schulz, denn „es gibt keine Lieferengpässe mit dem Flüssiggas für Grills, und es gibt da auch keine eklatante Gas-Preiserhöhung“. Nach seiner Beobachtung haben sich die Preise für die Gasfüllung einer 11-Kilo-Flasche in zwei Jahren nur ca. von 21 auf 26 Euro erhöht – „kein großer Unterschied“.

Dafür könne man solch eine Flasche auch länger gebrauchen. „Wenn ich jeden Tag grille, reicht solch eine Flasche für vier Wochen aus“, sagt Schulz. „Ein Gasgrill ist auch viel umweltfreundlicher, nachhaltiger und angenehmer als ein Holzkohlegrill, weil man im Winter damit auf dem Balkon Essen günstiger zubereiten kann und Strom sparen, falls die Stromkosten weiter explodieren.“

Dagegen gebe es bei guter Holzkohle tatsächlich Lieferprobleme, weil sie oft aus Osteuropa oder Südamerika komme, wo der Regenwald dafür herhalten muss. „Dazu belästige ich mit dem Qualm noch meine Nachbarn und soll nach dem Anzünden der Kohle länger warten, bis ich meine drei Bratwürste fertig kriege. Sie wollen ja nicht einen Sack Holzkohle für drei Bratwürste benutzen. 10 Kilo gute Holzkohle kosten 30 Euro, und 11 Kilo Propangas 26 Euro“, erzählt Schulz.

Schöne Werbung für Gasgrills, aber was kostet das Vergnügen an sich? Bei Grill-Shop-Berlin koste „ein guter Gasgrill“ zwischen 1000 und 1500 Euro, und ein Holzkohlegrill allerdings nur rund 500 Euro. Es habe im letzten Jahr auch Preissteigerungen gegeben, gibt der Verkäufer zu, aber das liege nicht an Russland, sondern an gestiegenen Rohstoffpreisen durch die Corona-Pandemie und an Lieferengpässen in den Fabriken beim Edelstahl.

Propangas hat nichts mit Putin zu tun?

Doch so einfach ist die Lage mit dem Propangas nicht, wie einige Verkäufer von Gasgrills sie darstellen mögen. Denn sie verkaufen öfter nur die Grillgeräte, und Propangas holt man sich bei direkten Lieferanten oder in einem Baumarkt. Gefragt nach den angeblich nur leicht gestiegenen Preisen für Propangas, reagiert ein Verkäufer im Hellweg Baumarkt erstaunt. „Nein, die Preise steigen ordentlich“, sagt der Mann der Berliner Zeitung. „Sie sind in den letzten Wochen schon fast um 25 Prozent gestiegen. Eine 11-Kilo-Flasche zu füllen, kostet jetzt rund 34,99 Euro. Im Dezember waren es ja noch grob 25 Euro.“

Der direkte Lieferant von Propangas, der Berliner Händler Kraftgase.de, bestätigt seinerseits auch, dass die Nachfrage nach Gasflaschen hauptsächlich fürs Heizen steige, weil die Menschen sich schon auf den Winter vorbereiten. Aber auch fürs Grillen seien die Preise enorm gestiegen. Aber das habe auch ihre klaren Gründe, sagt der Geschäftsführer Aykan Kütük der Berliner Zeitung. Und hier widerspricht er entschlossen der Darstellung des Grillshop-Besitzers.

„Natürlich ist Propangas ein Produkt der Erdölherstellung, aber woher kommt dieses Öl, was denkt ihr? Aus Russland! Für Berlin und Brandenburg kaufe ich Propangas auf jeden Fall von der Ölraffinerie in Schwedt, die russisches Pipeline-Öl pumpt.“ Und wenn das Ölembargo gegen Russland bald eingesetzt werde, warnt Kütük, dann habe der gesamte deutsche Ostblock große Probleme.