Die Bundeswehr übt den Krieg. Im Juni findet in Europa eine große Militär-Übung statt –„Air Defender 23“. Mehr als 25 Staaten, Zehntausende Soldaten und Hunderte von Kampfflugzeugen proben das größte Kriegsszenario seit Bestehen der Nato 1949. Auch Berlin und Brandenburg sind vom gigantischen Kampfjet-Manöver betroffen. Die Berliner Zeitung beantwortet die wichtigsten Fragen rund um „Air Defender 23“.
Was genau ist „Air Defender 23“?
Die Übung soll darauf abzielen, kampftaugliche Truppen und Ausrüstung in Europa einzusetzen, die Sicherheit der westlichen Verbündeten zu gewährleisten und den Kontinent vor einem Aggressor zu schützen. Die Luftkriegsübung sei dem Artikel 5 der Nato nachempfunden – also der Beistandsklausel.
Demnach wird ein Angriff auf einen Verbündeten als Angriff auf alle Bündnispartner gewertet. „Es geht um eine glaubhafte Abschreckung von möglichen Aggressionen“, sagt ein Bundeswehr-Sprecher der Berliner Zeitung. Jedoch benennen weder US-Militärs noch die Bundeswehr einen konkreten Aggressor, der Europa und die USA angreifen könnte.
Welche Staaten nehmen an „Air Defender 23“ teil?
„Bei ‚Air Defender 23‘ handelt es sich ausdrücklich nicht um eine Nato-Übung“, sagt ein Pressesprecher des Bundesverteidigungsministeriums auf Anfrage der Berliner Zeitung. Trotzdem nehmen überwiegend Nato-Mitglieder an der Übung teil. Darunter Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Norwegen, Polen, Rumänien, Slowenien, Spanien, Tschechien, Türkei, Ungarn, die USA, Großbritannien und Griechenland. Die einzigen Teilnehmer, die nicht dem westlichen Militärbündnis angehören, sind Schweden und Japan.
Wann und wo findet „Air Defender 23“ in Deutschland statt?
Ein Teil der Militärübung wird auch unter deutscher Schirmherrschaft stattfinden. Vom 12. bis 24. Juni trainieren bis zu 10.000 Soldaten und über 200 Kampfflugzeuge den Ernstfall im Luftraum der Bundesrepublik. Während der zwei Wochen übernimmt Deutschland die Rolle eines Verteidigungsknotenpunkts innerhalb Europas. Vom Territorium der Bundesrepublik wird die Militärübung also geplant, geleitet und organisiert.
Zentrale Einsatzorte der Militärübung sind die Flugplätze Hohn und Jagel in Schleswig-Holstein, Wunstorf in Niedersachsen, Lechfeld in Bayern, Spangdahlem in Rheinland-Pfalz, Volkel in den Niederlanden und Caslav in Tschechien. Hauptsächlich werden die Übungen in drei Flugkorridoren über Deutschland durchgeführt. Betroffen sind Teile von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, die Nordseeküste wie auch große Teile Ostdeutschlands, darunter auch der Großraum Berlin-Brandenburg.

Welche Flugzeuge kommen zum Einsatz?
Insgesamt sind 220 Kampfflugzeuge involviert, fast die Hälfte wird extra für die Übung aus den USA nach Europa einfliegen. Dabei kommen fast zwei Dutzend verschiedene Militärflugzeuge zum Einsatz, darunter nicht nur klassische Kampfjets. Die Luftwaffe gab bekannt, dass Deutschland 30 Eurofighter, 16 Tornados, fünf große Transportflugzeuge A400M, drei Betankungsflugzeuge sowie zwei LJ35, zwei A-4 und vier leichte Unterstützungshubschrauber zur Verfügung stellen wird. Außerdem wird erstmals in Deutschland ein Transportflieger der japanischen Luftstreitkräfte an der Übung teilnehmen.
Welche Auswirkungen hat die Flugübung für Berliner?
Auch in der Metropolregion Berlin-Brandenburg wird der Ernstfall geübt – mit Ausnahme der Wochenenden. Deshalb warnt die Bundeswehr auf ihrer Homepage vor erhöhter Lärmbelästigung im Juni. „Die Luftwaffe will die Belastung durch Fluglärm so gering wie möglich halten, beispielsweise durch die Nutzung von Luftraumkorridoren über dünn besiedelten Gebieten“, sagt ein Pressesprecher der Bundeswehr der Berliner Zeitung.
Zudem sollen die Übungsgebiete weiträumig verteilt und die Übungen zeitlich gestaffelt werden, um Lärmbelastungen zu verringern. Bei Fragen zum Thema Fluglärm oder dem militärischen Flugbetrieb können sich Anwohner an den Bürgerservice des Luftfahrtsamtes der Bundeswehr wenden.

„Die Übung wird jedoch nicht schwerpunktmäßig über der Hauptstadt stattfinden“, teilt die Bundeswehr auf Anfrage der Berliner Zeitung mit. Die stärkste Belastung in Ostdeutschland werden Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern spüren, da dort – aufgrund der dünn besiedelten Gegenden – auch Tiefflüge von Kampfflugzeugen in Bodennähe geübt werden sollen.








