Die unkontrollierten Waldbrände auf Rhodos sowie die Rekordhitze von weit über 40 Grad bestimmen immer noch die Schlagzeilen, samt Sondersendungen über die Lage auf der griechischen Urlaubsinsel. Trotzdem fliegen inmitten der außergewöhnlich heftigen Brände tagtäglich Tausende von Touristen auf die bei Deutschen sehr beliebte Insel.
Am Mittwochmorgen landeten Urlaubsflieger aus Frankfurt, Hannover, Leipzig und Köln auf Rhodos. Am Nachmittag dann aus Berlin, Düsseldorf, München und Nürnberg. Am Donnerstag und Freitag das gleiche Bild. Darüber hinaus erreichten Touristen aus ganz Europa – aus Finnland, Großbritannien oder Frankreich – die größte griechische Dodekanes-Insel. Die Tourismussaison geht an der Ägäis unverändert weiter.
In den sozialen Medien und in persönlichen Gesprächen echauffieren sich nun vermehrt Menschen darüber, dass die lang geplanten Urlaubsreisen trotz der Waldbrandgefahr weiter angetreten werden. „Egoistisch“ und „pietätlos“ sei das, hört man immer wieder. Der moralische Zeigefinger auf die Griechenland-Urlauber wird auch teilweise von denen gehoben, die in zwei, drei Wochen selbst in Fincas und Domaines auf Sardinien oder in Südfrankreich Urlaub machen.
Viel wichtiger wäre: Wie ist die konkrete Lage am Urlaubsort, beispielsweise im Norden von Rhodos, in Ialysos, im familienfreundlichen Ammoudes? Besteht durch die Waldbrände eine echte Lebensgefahr für alle Rhodos-Urlauber? Was sagen die griechischen Behörden?
Rhodos ist kein Inselchen
Die sonnenverwöhnte Urlaubsinsel in der Ägäis ist über 1400 Quadratkilometer groß – das gesamte Stadtgebiet Berlins hat zum Vergleich nur eine Größe von 891 Quadratkilometern. Rhodos ist also kein kleines Eiland im Meer. Zudem wüten die Waldbrände ungefähr 40 bis 50 Kilometer entfernt vom Flughafen in Rhodos-Stadt. Der Reiseveranstalter Tui stoppt nun aber Reisen für ganz Rhodos. Urlauber müssen ihren lang ersehnten Urlaub – immerhin kostenfrei – stornieren. Ein Ärgernis für die Betroffenen.

Doch drehen wir die geografische Situation der Waldbrände mal auf Berlin und Brandenburg. Sie können sich sicherlich noch an die verheerenden Waldbrände im Landkreis Potsdam-Mittelmark vom vergangenen Sommer erinnern. Auch dort mussten Ortschaften evakuiert werden. Menschen hatten Angst um ihr Hab und Gut, Existenzen waren bedroht. Aber warnte uns jemand vor einem Besuch von Potsdam und seiner Sehenswürdigkeiten? Immerhin waren die Brandenburger Brände von Potsdam ähnlich weit entfernt wie die Brände auf Rhodos von den Touristen-Hotspots, nämlich rund 40 Kilometer.




