Zugverspätungen, verschwundenes Gepäck und lange Schlangen – trotz des Stresses, der zum Urlaub dazugehört, ist der Flughafen BER an diesem Montag wieder voller Menschen, die sich auf Sonne und Entspannung in Rom oder auf Ibiza freuen. Doch für Tausende Griechenlandreisende wird der Urlaub in diesem Sommer zu einem Albtraum.
Seit fast einer Woche wüten auf der Insel Rhodos massive Brände, die griechische Feuerwehr ist mit einem riesigen Aufgebot im Dauereinsatz. Während TUI und andere Anbieter versuchen, ihre Gäste von Rhodos und anderen betroffenen Inseln zu evakuieren, starten heute trotzdem noch einige Berliner am Terminal 1 des BER.
Dabei soll es für viele Reisende, die noch vor dem Antritt des Urlaubs stehen, mittlerweile Alternativen geben: Einige Reiseveranstalter wie TUI und DER Touristik bringen vorerst keine weiteren Urlauber nach Griechenland. Sie fokussieren sich auf die Rückreisen. Sechs zusätzliche Maschinen brachten Gäste aus Deutschland und dem Vereinigten Königreich am Montagmorgen nach Hause, wie Tui mitteilte. Für die Nacht auf Dienstag war ein weiterer Flug nach Dänemark angekündigt. Alle Reisenden, die bis Freitag dieser Woche einen Flug nach Rhodos gebucht haben, sollen diesen umbuchen oder kostenfrei stornieren können.
Normalerweise sei das nicht möglich, sagt der Reiserechtler Paul Degott. Wetter und Temperaturen seien nicht Grund genug für eine Mängelgewährleistung. Dabei wird die Hitze immer schlimmer. Schon jetzt werden in Südeuropa, zum Beispiel in Griechenland, Temperaturen bis 45 Grad erwartet, die Feuerwehr befürchtet weitere Waldbrände. Insgesamt rechnet man in Griechenland mit der längsten Hitzewelle seit den 1970ern. Damals starben mehr als 10.000 Menschen an den Folgen der Hitze.
Auch jetzt sei die Umwelt der Insel Rhodos stark beschädigt, sagt Efthymios Lekkas, ein Experte für Naturkatastrophen vor Ort. Dass die Hotels vor Ort dieses Jahr noch einmal öffnen werden, bezweifelt er. Die Natur der Umgebung sei zu stark geschädigt, um für Reisende ansehnlich zu sein. Für die griechische Wirtschaft, die stark von Tourismus abhängig ist, sind die Schäden noch nicht abzusehen.
Am BER landen nur wenige Reisende aus Rhodos
Am Berliner Flughafen BER landen an diesem Montag jedoch nur wenige Reisende aus Rhodos, trotz eiliger Rettungsmaßnahmen. Zuletzt seien Flüge am vergangenen Samstagabend eingetroffen, so die Auskunft einer Flughafenmitarbeiterin vor Ort. Und obwohl am Montagabend die nächsten Flieger aus Rhodos landen sollten, reisen immer noch einige Urlauber auf die griechische Insel. Um 14:35 Uhr ging der letzte Flug vom Terminal 1.
Doch bei Ankunft trifft man nur auf gähnende Leere. Die Flugbegleiterin am Check-in lacht auf die Nachfrage nach Rhodos-Gästen: Bisher habe sie 64 Gäste betreut, die doch den Antritt wagen wollen. Bei insgesamt 138 gebuchten Plätzen im Flieger ist das zwar weniger als die Hälfte, aber trotzdem überraschend. Viel mehr scheinen es nicht zu werden.
Bis wenige Minuten vor Abreise kommen an ihrem Schalter kaum noch Gäste vorbei: ein Amerikaner, der auf Nachfrage, ob er nach Rhodos reise, nur lacht und nickt, dann „Gotta catch my flight!“ ruft und weiterläuft, und eine kleine deutsche Familie, die es ebenfalls eilig hat. Sie hätten bereits ein Interview gegeben, meinen sie, und wollten nicht zu spät kommen. Ob sie die Reise trotz Feuer antreten wollen? Das stehe für sie außer Frage. Schließlich seien sie am anderen Ende der Insel untergebracht. Sollte es Probleme geben, hätte ihr Reiseanbieter sie doch längst informiert. „Es wird uns nicht betreffen“, meinen sie.




