Naturkatastrophe

Griechenland: Brände auf Rhodos, Korfu und Euböa – „Wir befinden uns im Krieg“

Auf den griechischen Ferieninseln wüten noch immer verheerende Waldbrände. Viele Touristen harren in Notunterkünften aus. Doch es könnte Hoffnung geben.

Touristen stehen an einem Strand, wohin sie wegen eines Waldbrandes auf der griechischen Insel Rhodos in Sicherheit gebracht worden sind. 
Touristen stehen an einem Strand, wohin sie wegen eines Waldbrandes auf der griechischen Insel Rhodos in Sicherheit gebracht worden sind. Argyris Mantikos/Eurokinissi/AP

Nach der Evakuierung Tausender Touristen und Einheimischer wüten die Feuer auf den griechischen Ferieninseln Rhodos und Korfu weiter. Schon seit gut einer Woche lodern die Waldbrände, am Wochenende gerieten sie vollends außer Kontrolle – Tausende Urlauber mussten überstürzt ihre Hotels verlassen. Am Montagmorgen wurden nach Angaben der örtlichen Feuerwehr abermals Löschflugzeuge und Hubschrauber eingesetzt. In der Nacht versuchten Hunderte Feuerwehrleute, ein Übergreifen der Flammen auf weitere Dörfer und Ortschaften zu verhindern.

Auf Rhodos waren insgesamt zehn Löschflugzeuge und acht Hubschrauber sowie mehr als 250 Feuerwehrleute im Einsatz. Unterstützt werden die Löscharbeiten auch durch Flugzeuge aus der EU, der Türkei und Ägypten. Extreme und anhaltende Trockenheit in Verbindung mit hohen Temperaturen und Wind sorgen dafür, dass sich das Feuer weiter ausbreitet. Akute Gefahr für Touristen bestehe derzeit aber nicht mehr.

Die Behörden meldeten zudem große Brände auf der zweitgrößten griechischen Insel Euböa bei Karystos. Mehrere Wohngebiete mussten evakuiert werden. Auf Euböa hatte es bereits 2021 schwere Waldbrände gegeben. Das BEYOND-Zentrum für Erdbeobachtungsforschung und Satellitenfernerkundung des Nationalen Observatoriums von Athen schätzte anhand hochauflösender Bilder des Sentinel-2-Satelliten die verbrannte Fläche im Norden Euböas auf etwa 46.582 Hektar.

Einheimische versorgen Touristen: „Können den Griechen nicht genug danken“

Schon in den vergangenen Tagen waren laut Behördenangaben bis zu 30.000 Menschen von der Insel in Sicherheit gebracht worden, darunter auch viele deutsche Urlauber. Polizeisprecherin Konstantia Dimoglidou sprach von der „größten Brand-Evakuierung“, die es je in Griechenland gegeben habe. Das Auswärtige Amt in Berlin teilte mit, „in engem Austausch mit den griechischen Behörden und den Reiseveranstaltern“ zu stehen. Auch ein Team der deutschen Botschaft sei vor Ort, um deutschen Staatsangehörigen zur Seite zu stehen.

Handyaufnahmen von der Insel zeigen eine Karawane Hunderter Urlauber, die sich – teils mit Atemschutzmasken gegen die dicken Rauchschwaden ausgestattet – in Richtung der Evakuierungsfahrzeuge bewegt. Nachdem am Wochenende mehrere Hotels den Flammen zum Opfer gefallen waren, verbrachten erneut viele Touristen die Nacht in Sporthallen und Schulen. Viele mussten Koffer und Wertgegenstände zurücklassen. Obwohl die Gefahr laut dem Zivilschutz sehr hoch bleibt, konnten die ersten Menschen am Montag wieder in ihre Hotels zurückkehren.

Inmitten der katastrophalen Situation drückten zahlreiche Touristen den hilfsbereiten Bewohnern der Insel ihre Dankbarkeit aus. „Man brachte uns in kleinen privaten Booten zum Strand“, erzählte eine britische Urlauberin in einem Video. „Die Läden gaben uns kostenlos Wasser und Verpflegung. Die Restaurants versorgten unsere Kinder. Die Griechen haben sich wirklich gut um uns gekümmert, dafür können wir ihnen gar nicht genug danken.“

Großbrände in Griechenland: Weitere Feuer auf Korfu ausgebrochen

In Videos im Netz war zu sehen, wie Bewohner der Insel Korfu verzweifelt versuchten, mit einfachen Mitteln selbst gegen die Flammen anzukämpfen. Nach Einschätzung der Behörden kann es noch Tage dauern, bis die Brände vollständig unter Kontrolle sind.

Zudem warnten die Einsatzkräfte, die Waldbrandgefahr werde auch am Montag und Dienstag sehr hoch bleiben. Am stärksten gefährdet seien der Großraum Athen, die meisten Teile der Halbinsel Peloponnes sowie zahlreiche Inseln der Ägäis. Grund sei eine erneute Zunahme des Windes. Eine erste Hoffnung ist aber in Sicht: Kommenden Donnerstag soll die seit zwei Wochen in Griechenland andauernde Hitzewelle vorerst zu Ende gehen. Dann sollen laut Vorhersage die Thermometer wieder für die Jahreszeit normale Temperaturen um die 35 Grad erreichen.

Berliner Forscher zu Waldbränden: „Klimakrise hat Südeuropa fest im Griff“

Hierzulande nimmt derweil auch die Debatte um die Ursachen der verheerenden Brände an Fahrt auf. Viele sehen in der Katastrophe eine klare Folge des fortschreitenden Klimawandels. Seit einigen Wochen hat insbesondere Südeuropa mit einer massiven Hitzewelle zu kämpfen. Nach Angaben der EU-Beobachtungsstelle zum Klimawandel war der Juli der heißeste jemals aufgezeichnete Monat.

Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energiesysteme an der HTW Berlin und Mitglied bei den Scientists for Future, erklärte auf Twitter, die Klimakrise habe Südeuropa bereits „fest im Griff“. Kommende Woche seien auch in Italien Temperaturen von bis zu 48 Grad angekündigt. „Ohne radikale Klimaschutzmaßnahmen ist da künftig noch viel Luft nach oben“, warnt Quaschning. „Warum ist das einigen hier so egal?“

Auch der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis machte in einer Parlamentsdebatte am Montag deutlich, die verheerenden Zustände in seinem Land seien eindeutig auf den Klimawandel zurückzuführen. „Wir befinden uns (...) im Krieg“, sagte Mitsotakis in seiner Rede, die vom griechischen Staatsrundfunk übertragen wurde. Dank der Löscharbeiten in den vergangenen Tagen habe es aber glücklicherweise keine Opfer gegeben. Dies sei auf die Leistung der Feuerwehr, des Zivildienstes, der Küstenwache und der freiwilligen Helfer zurückzuführen.