Berlin hat rund 3,8 Millionen Einwohner, und jeder hat seinen eigenen Blick auf die Stadt. Was macht Berlin aus, wieso lebt man hier – und tut man es überhaupt gern?
In unserer Rubrik „Fragebogen Berlin“ fragen wir bekannte Hauptstädterinnen und Hauptstädter nach ihren Lieblingsorten und nach Plätzen, die sie lieber meiden. Sie verraten, wo sie gern essen, einkaufen oder spazieren gehen. Aber auch, was sie an Berlin nervt und was man hier auf keinen Fall tun sollte.
Diesmal hat Wolfgang Kubicki unsere Fragen beantwortet. Der Bundestagsvizepräsident war lange Jahre Mitglied des Landtags von Schleswig-Holstein und auch im hohen Norden zu Hause, aber seine politische Laufbahn führte und führt den FDP-Politiker natürlich auch immer wieder in die Hauptstadt.
Seit einiger Zeit lebt Kubicki nun auch an der Spree, hat hier eine Wohnung mit seiner dritten Ehefrau, der Strafrechtlerin Annette Marberth-Kubicki. Was ihn an Berlin fasziniert und was ihn wiederum so gar nicht begeistert, das hat uns der 71-Jährige im Fragebogen verraten.
1. Herr Kubicki, seit wann sind Sie schon in der Stadt?
Seit Ende 2017, nach dem Wiedereinzug der FDP in den Deutschen Bundestag. Meine Frau hatte damals eine Wohnung in Mitte gefunden. Ich habe ihr nur gesagt: Wenn du sie gut findest, dann nehmen wir sie.
2. Welcher ist Ihr Lieblingsort in Berlin?
Einen richtigen Lieblingsort kann ich nicht nennen. Sie müssen wissen: Wenn ich in Berlin bin, dann haben wir meistens Sitzungswoche des Bundestages. Der Tag beginnt in der Regel um 8 Uhr und endet oft nach 23 Uhr. Manchmal sogar deutlich später. Wer da erklärt, er könne noch wie ein halbwegs normaler Mensch am sozialen Leben teilhaben und sich abseits des Weges zwischen Wohnung und Bundestag viel umschauen, der nimmt seine Aufgabe nicht ernst.
3. Wo zieht es Sie hin, wenn Sie entspannen wollen?
Das hängt immer von den Umständen ab. Wenn es politisch ein guter Tag ist, dann kann ich mich auch im Plenum des Bundestages wohlfühlen. Aber wenn es die Zeit erlaubt, gehe ich gerne ins Stadion vom 1. FC Union Berlin. Das entspannt mich zuverlässig.
4. Welche Ecken der Stadt meiden Sie?
Bestimmte Ecken fallen mir nicht ein, aber bestimmte Anlässe meide ich mittlerweile. Wenn man auf entsprechenden Festivitäten der politmedialen Hauptstadtblase war, dann wird das irgendwann reizlos. Ich kann Wichtigtuerei und Gewese nicht leiden. Bei diesen Events werde ich mit solchen Verhaltensweisen jedenfalls nicht unterversorgt. Das kann man nur begrenzt aushalten.

Schon 1971, als 19-jähriger VWL-Student, trat er in die FDP ein. Viele Jahre gehörte er dem Kieler Landtag an, war zwischen 1989 und 1993 Landesvorsitzender der FDP Schleswig-Holstein und Mitglied des Bundesvorstands. Seit 2013 ist Kubicki stellvertretender Bundesvorsitzender der Freien Demokraten. Ende Oktober 2017 wurde er zum Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages gewählt. Wolfgang Kubicki ist in dritter Ehe mit der Strafrechtlerin Annette Marberth-Kubicki verheiratet und hat zwei Kinder.
5. Ihr ultimativer Gastro-Geheimtipp?
Ich habe nach einiger Zeit hier in Berlin ein feines italienisches Restaurant gefunden, das ich wirklich gerne besuche. Da ich um die Reichweite Ihrer Zeitung weiß, werde ich hierzu nichts weiter sagen, damit es ein geheimer Tipp bleibt. Ich habe mich selbst zur Verschwiegenheit verpflichtet.
6. Ihr ultimativer Shopping-Geheimtipp?
Dinge einkaufen ist für mich kein Erlebnis, ich sehe es eher unter pragmatischen Gesichtspunkten.
7. Der beste Stadtteil Berlins ist ...
Es wäre angesichts meiner lückenhaften Berlin-Kenntnisse ziemlich anmaßend zu erklären, ich könnte hier mit einer seriösen und kenntnisreichen Auflistung aufwarten. In Schleswig-Holstein kenne ich mich besser aus.
8. Das nervt mich am meisten an der Stadt:
Mich nervt die mitunter offen zur Schau gestellte Verwahrlosung seitens politischer Entscheidungsträger. Als die Grünen die Friedrichstraße für den Autoverkehr sperren ließen, mit rumpeligen Sitzmöbeln versehen und das als Fortschritt bejubelt haben, dann war das aus intellektueller, pragmatischer und ästhetischer Sicht höchstens noch unterdurchschnittlich.
Mich nervt, dass man keine Termine auf dem Bürgeramt bekommt. Mich nervt, dass Berlin viel zu wenige Wohnungen baut und der Druck auf die Stadtbevölkerung damit immer weiter zunimmt. Diese Stadt wurde leider seit geraumer Zeit schlecht regiert. Ob sich das jetzt unter Kai Wegner ändert, bezweifele ich.




