Bei der Suche nach den RAF-Terroristen Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub haben SEK-Beamte am Sonntag eine Wagenburg in Berlin-Friedrichshain gestürmt. Dabei wurden nach Angaben der Polizei zehn Personen festgesetzt, um ihre Identitäten zu überprüfen. Die Betroffenen hätten keinen Widerstand geleistet. Wenige Stunden später teilte das verantwortliche LKA Niedersachsen mit, dass Garweg und Staub nicht unter ihnen waren.
Es stellte sich heraus: Einer von ihnen hatte aufgrund des Fahndungsdrucks die Wagenburg kurz zuvor verlassen. „Unsere Einsatzkräfte fanden bei den Durchsuchungen die mutmaßliche Unterkunft von Herrn Garweg“, sagte Polizeisprecher Simon Ebbertz der Berliner Zeitung. Demnach versteckte er sich in einem alten Bauwagen-Container, das zur weiteren Spurensicherung beschlagnahmt wurde. Wie lange sich Garweg dort genau aufhielt, sei weiterhin Bestandteil der Ermittlungen.
Suche nach RAF-Terroristen: Es fielen wohl auch Schüsse
Der Großeinsatz hatte gegen 7.30 Uhr auf dem Areal am Markgrafendamm / Ecke Persiusstraße begonnen. Dort wohnen seit der Wende viele Aussteiger in Bauwagen. Das Areal wurde nach dem Mauerfall von einem links-alternativen Verein übernommen. Einige Autohändler haben sich dort niedergelassen und zwei bekannte Clubs sind direkt in der Nähe.
Offenbar fielen auch Schüsse und es kamen Rauchbomben des SEK als Ablenkung zum Einsatz. Die Polizei musste mindestens eine Tür gewaltsam öffnen, wobei Schussgeräusche zu hören waren. Verletzte habe es nicht gegeben. Das betroffene Gelände ist laut Polizei ein Brachgelände. Es befinden sich dort Baracken, Wohnmobile und einzelne Gebäude.

Rechtsanwalt Ulrich Kerner, der nach eigenen Angaben den Verein vertritt, sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Es ist ein Kulturverein hier am Markgrafendamm, der eine sehr lange Tradition hat, den es seit Anfang der 90er-Jahre gibt. Hier gibt es Werkstätten, Ateliers, Proberäume - es ist eigentlich ein wichtiger Baustein der Friedrichshainer Kulturszene“. Er betonte, die Durchsuchungen richteten sich nicht gegen das ganze Gelände und den Verein, sondern gegen bestimmte Räumlichkeiten, die zu bestimmten Bewohnern gehörten.
Die Polizei durchsuchte nicht das ganze Gelände, sondern nur einen kleinen Bereich, der bestimmten Personen zuzuordnen sei. Bei dem Einsatz waren auch das Bundeskriminalamt und die Berliner Polizei beteiligt. Insgesamt waren nach Angaben eines Sprechers der Berliner Polizei bis zu 130 Beamte vor Ort. Wegen des Polizeieinsatzes musste die Berliner S-Bahn ihren Zugverkehr zwischen Treptower Park und Ostkreuz/Warschauer Straße zwischenzeitlich einstellen. Betroffen waren vier S-Bahn-Linien. Die Ermittler waren auch am Abend noch vor Ort. Gegen 20 Uhr betrat ein Polizist das Gelände erneut mit einem Hund.
Gesuchte RAF-Terroristen: Polizei veröffentlichte neue Fahndungsbilder
Bei der Fahndung nach den noch flüchtigen früheren RAF-Terroristen hatte die Polizei am Samstag neue Fahndungsfotos von Burhard Garweg veröffentlicht. Die sehr klaren und privat wirkenden Bilder wurden demnach zwischen 2021 und 2024 aufgenommen. Eines der Fotos zeigt dem LKA zufolge mutmaßlich Garweg zwischen zwei Hunden auf einem Sofa sitzend und essend. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass Garweg und die am Montag in Berlin gefasste Daniela Klette persönlichen und unmittelbaren Kontakt zueinander hatten. Offenbar hatte ihn jemand auf den neuen Fahndungsfotos, die in Klettes Wohnung gefunden wurden, wiedererkannt und der Polizei Hinweise gegeben. Kurz darauf folgte am Sonntag die groß angelegte Razzia in der Friedrichshainer Wagenburg.
Bildstrecke
Ernst-Volker Staub (69) und Burkhard Garweg (55) stehen auf der „Europe's Most Wanted-Liste“ von Europol, mit deren Hilfe nach Schwerstkriminellen und Terroristen gesucht wird, ganz oben.
Sie gehörten wie die am Montag in Berlin festgenommene Daniela Klette der dritten Generation der früheren linksextremistischen Terrororganisation Rote Armee-Fraktion an. In ihrer aktiven Zeit wurden der damalige Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen (1989) und Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder (1991) ermordet sowie Herrhausens Fahrer schwer verletzt. Die RAF war über Jahrzehnte der Inbegriff von Terror und Mord im Westen des noch geteilten Deutschland. 1998 erklärte sie sich für aufgelöst. Klette, Staub und Garweg wurden beziehungsweise werden darüber hinaus wegen einer Reihe späterer Geldtransport-Überfälle gesucht.

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