Die gesuchte RAF-Terroristin Daniela Klette ist nach mehr als 30 Jahren Flucht am Montagabend gefasst worden. Inzwischen sitzt sie wegen mehrerer Raubtaten in Untersuchungshaft. Das teilte die Staatsanwaltschaft Verden und das Landeskriminalamt Niedersachsen am Dienstag in Hannover mit.
Der 65-Jährigen seien von einem Richter des Amtsgerichts Verden insgesamt sechs Haftbefehle wegen verschiedener Überfälle verkündet worden. Der entscheidende Hinweis auf die seit über 30 Jahren untergetauchten Klette war den Angaben zufolge im vergangenen November aus der Bevölkerung gekommen.

Die Festnahme im Stadtteil Kreuzberg erfolgte am Montag durch Zielfahnder des federführenden LKA Niedersachsen und des Berliner Polizeiabschnitts 53 an der Friedrichstraße. Unklar bleibt bislang, warum bei einem Einsatz gegen eine potentiell gefährliche Ex-Terroristin keine Spezialeinheiten wie das SEK oder die GSG9 hinzugezogen wurden.
Am Dienstagnachmittag wurde außerdem bekannt, dass es eine zweite Festnahme in Zusammenhang mit Ergreifung von Daniela Klette gab. Dabei handelt es sich um einen Mann, der laut Polizei in etwa so alt ist wie die gesuchten RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg. Die Identität des Verdächtigen ist noch nicht geklärt, hieß es um 15. 30 Uhr.
Bei dem Haus in der Sebastianstraße 73 handelt es sich um ein sechsgeschossiges Mietshaus. Nach Informationen der Berliner Zeitung wohnte Klette etwa 20 Jahre im vierten Stock des Hauses in einer Drei-Zimmer-Wohnung.

Am Dienstag standen uniformierte Polizisten vor dem Haus. Der Eingang war gesperrt. Kriminaltechniker waren auch am Nachmittag noch vor Ort und sicherten in der Wohnung Spuren. Auch Ermittler des Bundeskriminalamts (BKA) durchsuchten die Räume.

Nachbar: Frühere RAF-Terroristin gab Mathematik-Nachhilfe
Wie der Spiegel am Vormittag berichtete, soll Klette anhand von Fingerabdrücken identifiziert worden sein. Sie nutzte für ihre Tarnung offenbar einen italienischen Pass. Außerdem soll in der Wohnung Munition gefunden worden sein. Nach am Montagabend, kurz nach der Festnahme, sei das Sprengstoffkommando der Polizei in der Wohnung gewesen berichtet ein Nachbar.
Die gesuchte Terroristin soll dort unter dem Vornamen Claudia gelebt haben. Um Geld zu verdienen, soll sie privaten Nachhilfeunterricht in Mathematik gegeben haben, erzählte ein Nachbar mittleren Alters am Dienstag vor dem Haus an der Sebastianstraße der Deutschen Presse Agentur. Er habe sich öfter mit Klette, die einen anderen Nachnamen nutzte, unterhalten. Zu Weihnachten habe er Kekse von ihr geschenkt bekommen. Klette habe aber nur eher oberflächliche Kontakte zur Nachbarschaft gepflegt.

Kreuzberg: Daniela Klette besitzt wohl großen Hund
Eine junge Frau, die im selben Aufgang wohnt, erzählte, dass die frühere Terroristin eine sehr dünne und unauffällige Frau gewesen sei. „Sie war sehr freundlich und hat immer gegrüßt und ging mit ihrem großen Hund jeden Tag raus.“ Eingekauft hat sie meistens beim nahe gelegenen Lidl an der Heinrich-Heine-Straße.
Der Wohnblock wurde 1975 errichtet und gehört zum sozialen Wohnungsbau. „Mir ist es egal, was jemand vor 30 Jahren gemacht hat“, sagt ein Mann, der hier von Anfang an wohnt. „Die Frau war ganz unauffällig, zurückhaltend und nett.“
Nach der Festnahme erklärte Benjamin Jendro, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei: „Die Festnahme einer Top-Terroristin wie Daniela Klette zeigt, dass der Rechtsstaat nicht locker lässt und nach Jahrzehnten der Suche alles dransetzt, um jene zur Rechenschaft zur ziehen, die unser demokratisches Zusammenleben gefährden wollen. Dass sich die Gesuchte in Kreuzberg aufhielt, ist ein weiterer Beleg dafür, dass Berlin nach wie vor eine Hochburg für eine gut vernetzte, bundesweit und global agierende linksextreme Szene ist.“
Festnahme in Berlin: Daniela Klette gehörte zur dritten Generation der RAF
Klette war Mitglied der Rote-Armee-Fraktion und hatte eine Führungsposition inne. Neben ihr wurde auch nach zwei Männern gefahndet, die wohl noch nicht gefunden wurden. Dabei handelt es sich um Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg. Sie sollen der sogenannten dritten Generation der RAF angehört haben.
Die RAF hatte in den 1970er- und 80er-Jahren mit Anschlägen und Entführungen für Schrecken in der Bundesrepublik gesorgt, insgesamt gehen mehr als 30 Morde auf ihr Konto. 1998 erklärte sich die RAF selbst für aufgelöst. Es gibt keine Hinweise darauf, dass die ehemalige Terrororganisation weiterhin aktiv ist.
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