Beim Klimaschutz will die Berliner Feuerwehr deutschlandweit vorangehen. Sie unterhält bereits ein elektrisch betriebenes Löschfahrzeug, vier weitere sollen gekauft werden. Zudem soll der alternativ angetriebene Fahrzeugpark um ein ganz besonderes Stück erweitert werden: Im kommenden Jahr soll erstmalig ein vollelektrisch betriebenes Drehleiter-Auto kommen. Das verkündete der Ständige Vertreter des Landesbranddirektors, Per Kleist, kürzlich in einer Dienstversammlung der Belegschaft.
Diese Fahrzeuge hätten ein deutlich höheres Gewicht, so der Vizechef. Insbesondere bei der Drehleiter bestehe im Moment das Problem, dass sie auf den Feuerwehrstellflächen im Stadtgebiet noch nicht eingesetzt werden könne. Deshalb soll die Drehleiter zunächst an der Berliner Feuerwehr- und Rettungsdienst-Akademie (BFRA) in Tegel in Dienst gestellt und getestet werden.
Diese Aussage löst bei manchen Beschäftigten der Rettungsdienste Kopfschütteln und Kritik aus: Wozu ein teures Gerät anschaffen, das man gar nicht einsetzen kann?
Zwar hat sich die Berufsfeuerwehr Basel bereits im vergangenen Jahr für 1,2 Millionen Schweizer Franken eine vollelektrische Drehleiter angeschafft. Doch in Deutschland gelten andere Vorschriften für deren Einsatz. Die Feuerwehrzufahrten und Aufstellflächen sind für eine Achslast von zehn Tonnen und eine Gesamtlast von 16 Tonnen zugelassen. Die Drehleitern mit automatischer Steuerung und Korb der Berliner Feuerwehr wiegen 14 Tonnen. Das Gewicht einer elektrischen Drehleiter liegt wegen der schweren Akkus bei 18 Tonnen.
Feuerwehrsprecher: Mit dem Prototypen soll Erfahrung gesammelt werden
Feuerwehrsprecher Thomas Kirstein bestätigt den Bericht des stellvertretenden Feuerwehrchefs zu technischen Entwicklungen. Er verweist darauf, dass es sich um eine interne Veranstaltung gehandelt habe. „Es wurde aber noch kein aktiver Beschaffungsvorgang ausgelöst“, sagt er. „Wir wollen natürlich perspektivisch alternative Antriebe haben.“ Drehleitern seien bei der Berliner Feuerwehr knapp. „Wenn wir die Leiter, die wir jetzt an der Schule haben, für einen Einsatz benötigen, können die Auszubildenden nicht üben.“ An der Schule könnten mit dem Prototypen einer elektrischen Drehleiter Erfahrungswerte gesammelt und getestet werden, wie lange so ein Gerät mit Batterie betrieben werden kann, so der Sprecher.
„Für das Geld könnte man zwei herkömmliche Drehleitern kaufen“, sagt ein erfahrener Feuerwehrmann gegenüber der Berliner Zeitung. „Berlin hat’s ja.“ Der Preis für eine Drehleiter liegt allerdings auch bei gut 700.000 Euro.
Laut Kirstein sollen die Mehrkosten jedoch nicht aus dem Beschaffungstitel für neue Fahrzeuge bezahlt werden, sondern aus dem Haushaltstitel für Klimaneutralität.
Aus dem Beschaffungstitel für Fahrzeuge sollen in diesem Jahr 21 neue Rettungswagen angeschafft werden sowie ein Tanklöschfahrzeug (Preis: ca. 400.000 Euro), das unter anderem für den Einsatz bei Waldbränden genutzt werden kann.
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