Kommentar

Berliner Feuerwehr, was wollt ihr mit diesem teuren Elektrospielzeug?

Das Steuerzahlergeld für eine vollelektrische Drehleiter könnte Berlin auch anders investieren. Ein Kommentar.

Berliner Feuerwehrleute auf einer herkömmlichen Drehleiter
Berliner Feuerwehrleute auf einer herkömmlichen DrehleiterPhilipp Mann/imago

Die Berliner Feuerwehr will sich ein vollelektrisches Drehleiterfahrzeug anschaffen. Leider kann sie es in der Praxis gar nicht nutzen. Denn das Gerät ist wegen seiner Akkus zu schwer. Die Feuerwehrstellflächen in Deutschland sind nur für eine Gesamtlast von 16 Tonnen zugelassen, das schöne neue Drehleiterauto wiegt aber 18 Tonnen. Deshalb soll es nur an der Feuerwehrakademie in Tegel stehen.

Die Feuerwehr im relativ reichen schweizerischen Basel hat sich im Herbst für 1,2 Millionen Euro eine solche elektrische Drehleiter geleistet. Doch wozu soll das arme Berlin etwas kaufen, das es gar nicht einsetzen kann? Die Feuerwehrführung argumentiert, dass man perspektivisch alternative Antriebe haben wolle. An der Feuerwehr- und Rettungsdienstakademie habe man Gelegenheit, sie zu testen. Außerdem würden die Mehrkosten nicht aus dem Etat für Anschaffungen, sondern für Klimaschutz genommen.

Aus welchem Topf die Kosten für das nicht einsetzbare Elektrospielzeug genommen werden, ist den Steuerzahlern allerdings wurscht. Nicht egal ist ihnen hingegen der Zustand, in dem die Feuerwehr mit ihrem Rettungsdienst ist. Und dem Rechnungshof dürfte der Fall auch nicht egal sein. Hoffentlich.

So beruhigend es für das grüne Gewissen ist, sich um emissionsfreie Antriebe zu bemühen und beim Klimaschutz in der Hauptstadt ganz weit vorn zu sein: Vielleicht sollte Berlin die technischen Entwicklungen beobachten und die Erfahrungen, die andere machen, sammeln – bis Akkus so leicht sind, dass ein vollelektrisches Hubrettungsfahrzeug auch in Deutschland zugelassen wird. Und vielleicht sollte Berlins Feuerwehr erst einmal versuchen, Berlin zu retten anstatt die Welt. An diesem Mittwoch herrschte im Berliner Rettungsdienst ab 10.50 Uhr wieder stundenlanger Ausnahmezustand, weil nicht genug Rettungswagen zur Verfügung standen.