ESC

Jan Böhmermann beim Eurovision Song Contest: „Wird der Penis drinbleiben?“

Olli Schulz und Jan Böhmermann haben für den Sender FM4 den ESC kommentiert. Mit Lästereien über kotzende Deutsche – und einer Spitze gegen Gerhard Schröder.

Kommentierten für FM4 den Eurovision Song Contest: Jan Böhmermann (l.) und Olli Schulz
Kommentierten für FM4 den Eurovision Song Contest: Jan Böhmermann (l.) und Olli SchulzGateau/Wendt/dpa

Beim Eurovision Song Contest (ESC) machen die Live-Kommentatoren im Fernsehen oft mindestens so viel Spaß wie die Show-Performances selbst.

Während am Samstagabend aus Liverpool ein letztes Mal Kommentatoren-Urgestein Peter Urban moderierte, waren für den österreichischen Sender FM4 die Moderatoren Jan Böhmermann und Olli Schulz (vom Podcast „Fest & Flauschig“) zugange.

Besonders spannend natürlich: Was haben sie zum deutschen ESC-Beitrag, zu „Blood & Glitter“ von Lord of the Lost, gesagt?

Während der Einspieler der Hamburger Dark-Rock-Band mit sonnigen Bildern aus dem Hamburger Hafen läuft, warnt Olli Schulz schon vor zu viel Optimismus: „Ich glaube, wir sind auch nicht mehr die beliebteste ESC-Nation – die wir mal waren.“ Böhmermann will wissen, was die Gründe dafür seien? Schulz meint, allein an der deutschen Geschichte könne das nicht liegen: „Vielleicht sind wir auch keine geile Feier-Nation, die so was ausrichten könnte.“ Schulz malt das Horror-Szenario von einem potenziellen ESC in Deutschland, sollte Deutschland doch noch mal gewinnen: „Dann ist da ein Zelt aufgebaut vor irgendeiner Mehrzweckhalle, ein paar Besoffene kotzen da hin.“ So was wie die Musikstadt Liverpool könnten wir dem ESC-Publikum in Deutschland nicht anbieten. „Wir sind so neidzerfressene, alles bewertende Arschgesichter.“

Auch Böhmermann gibt sich pessimistisch zum deutschen Auftritt von „Blood & Glitter“, noch bevor der Song beginnt: „Ich seh’ da keine Chance, ehrlich gesagt.“ Schulz findet zudem keinen Gefallen am freizügigen Latex-Outfit von Chris Harms, dem deutschen Sänger. Da ist Böhmermann noch verständnisvoller: „Der hat da extra so ein Tattoo auf dem Bein, das muss man dann auch zeigen.“

Beide, Schulz und Böhmermann, sind sich indes einig: „Blood & Glitter“ ist ein hart zu singender Song. Und deshalb vielleicht keine so geschickte Wahl. Während sich Schulz am Outfit des Sängers aufhängt („den Sonnenblumenstengel auf dem Rücken find ich bisschen traurig“), versucht Böhmermann, immerhin, das Gute zu sehen: „Selbstbewusstsein kann man den Deutschen wirklich nicht absprechen.“

Und dann geht es um den Penis. Chris Harms selbst hatte  in einem Video auf Instagram schon vor dem Finale auf das Genital-Sujet aufmerksam gemacht: Es habe, so Harms, auf Social Media so einige Stimmen gegeben, dass sein Kostüm zu viel Penis zeige. Darauf bezieht sich Böhmermann wohl in seinem Kommentar auf FM4: „Die spannende Frage: Wird der Penis drinbleiben?“ Weiterhin spekuliert er, wie die Performance von Harms wohl enden könnte: „Riesen Pyro-Fontäne aus dem Schritt!“

Beim Thema Bühnen-Spezial-Effekte kann sich Böhmermann dann auch eine Spitze gegen Gerhard Schröder nicht verkneifen: „Das ist übrigens russisches Gas, das da in die Luft geblasen wird“, so Böhmermann. „Da hat Gerhard Schröder einen guten Deal klargemacht.“ Oha.

Das abschließende Urteil der beiden FM4-Kommentatoren? Entgegen seiner anfänglichen Skepsis zeigt sich Schulz doch überraschend gnädig: „Ich hab heute Abend schon deutlich schlechtere Auftritte gesehen. Ich drück denen die Daumen.“ Wobei Böhmermann die großzügigen Worte prompt kontextualisiert und somit relativiert: „Wir müssen als Österreicher diplomatisch sein, Deutschland gegenüber.“ Wobei er sich natürlich nicht auf seine Staatsangehörigkeit, sondern auf den Kommentatoren-Dienst beim österreichischen Sender bezieht.

Am Ende des Abends zeigte sich, dass Böhmermann und Schulz mit ihrem anfänglichen Pessimismus („Ich seh’ da keine Chance“) rechte behalten sollten: Letzter Platz für Deutschland beim Eurovision Song Contest 2023. Die anderen Länder werden, wenn man Olli Schulz glaubt, aufatmen können: Ihnen bleiben 2024 die kotzenden Arschgesichter vor der Mehrzweckhalle erspart.