Ihre Sommerferien hatten sich die Freundinnen eigentlich anders vorgestellt. Tara (Leah McNamara), Stink (Vivian Oparah), Ruth (Yasmin Monet Prince) und Nessie (Isidora Fairhurst) wollten nach ihrem Schulabschluss eigentlich unter griechischer Sonne feiern, so war es lange geplant. Doch dann stirbt Taras Oma, und sie muss, weil noch nicht ganz volljährig, kurzerhand nach Rotterdam, wo sie bei ihrem Vater wohnen soll, zu dem sie seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr hatte.
Holländische Hafenstadt statt Partyinsel im Mittelmeer, das begeistert ihre drei Besties erst einmal wenig. Aber dass der Herr Papa dort recht luxuriös lebt und obendrein der Umgang mit dem Thema Drogen in den Niederlanden bekanntlich einigermaßen entspannt ist, stimmt den Rest der Clique dann doch um.
Drogen sind in der gerade bei Sky und Wow angelaufenen Serie „Then You Run“, einer britisch-deutschen Koproduktion basierend auf dem Roman „Du“ von Zoran Drvenkar, auch der Grund, warum es keine 24 Stunden dauert, bis sich für das Quartett die Ereignisse überschlagen. Denn Taras Onkel (Richard Coyle) ist dick im Geschäft, was den An- und Verkauf illegaler Substanzen aller Art angeht; außerdem liegt bald eine Leiche in einem Gefrierschrank, während die Mädchen unverhofft einige Kilo Heroin in ihren Händen halten. Was natürlich alles miteinander zusammenhängt und zur Folge hat, dass die vier sich auf der Flucht befinden, im geborgten Auto Richtung Deutschland, verfolgt nicht nur von schwer bewaffneten Handlangern des Drogenbosses.
Es gibt noch einen weiteren, sehr viel düsteren Nebenplot, mit dem die Serie gleich zu Beginn der ersten Episode einsetzt: Ein mysteriöser, schweigsamer Killer zieht da durch Europa und bringt eiskalt, scheinbar wahllos, dutzendfach Menschen um. „Then You Run“ lässt sich ungewöhnlich lange Zeit, diese Geschichte in die Haupthandlung zu integrieren. Doch allzu sehr stört das nicht, ist hier doch ohnehin eine ziemlich wilde, wenig subtile Mischung aus überdrehter Teenie-Komödie und reichlich blutigem Gangster-Thriller angesagt, die nie reibungslos aufgeht und tonal häufiger die Richtung wechselt als die Girls auf ihrem unfreiwilligen Roadtrip.
Wirklich glaubwürdig ist die Handlung nie, doch davon sollte man sich den Spaß nicht verderben lassen. Denn die ungestüme Energie, die „Then You Run“ dabei entwickelt, ist mitreißend und in der Serienlandschaft dieser Tage alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Viel davon verdankt sie den spielfreudigen jungen Hauptdarstellerinnen in ihren überzeugend ausgearbeiteten Rollen, allen voran Vivian Oparah, die kürzlich schon im Film „Rye Lane“ (bei Disney) begeisterte.




