Linus Rogsch ist freier Autor aus Berlin und schreibt für die Berliner Zeitung, tip Berlin und den Musikexpress. Er hat seinen Bachelor in Publizistik und Politikwissenschaften an der FU Berlin abgeschlossen und studiert nun im Master Musikjournalismus in Karlsruhe. Wenn er nicht selbst gerade am Schlagzeug sitzt, hört er vor allem gerne Jazz, Hip-Hop und Psychedelic-Rock.

Im Jahr 2025 in die <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/usa">USA</a> zu schauen, macht ehrlich gesagt selten Spaß. Jeden Tag flutet die <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/donald-trump">Trump</a>-Administration den Nachrichtenticker in der Hosentasche mit Halb- bis Nichtwahrheiten. Und im Windschatten der Nachrichtenflut lenkt der Mann im Weißen Haus sein Land in autoritäre Gewässer. Aus der Ferne liegt da schnell das gute alte Pauschalurteil zur Hand: „Die Spinnen, die Amis!“<br><br>Zum Glück ist Berlin eine Stadt, in der wir die Welt nicht immer nur aus der Ferne beobachten müssen, sondern sie kommt ständig auch zu uns. So auch wieder beim Jazzfest von Donnerstag bis Sonntag. In alter Jazzfest-Tradition kommen wieder viele Acts aus dem Mutterland des Jazz und erinnern uns daran, dass die USA kulturell deutlich mehr zu bieten haben, als es in den Nachrichten scheint.

Unter dem Motto „Where Will You Run When the World’s on Fire?“ widmet sich das Jazzfest Berlin dieses Jahr dem Mutterland des Jazz. Gut so! Das sind die ultimativen Highlights.

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Jazzfest Berlin 2025: So viel Freude hat ein Blick in die USA schon lange nicht mehr gebracht

Musik

Berlin

Wo zieht man hin, wenn man mehr Zeit für sich haben will? Mehr Entspannung und eine gute Work-Life-Balance? Nach Berlin! Zumindest, wenn man aus <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/london">London</a> kommt. Denn auch wenn die Stadt coolnessmäßig aus allen Nähten platzt, wie die Berliner Lokalmatadoren von <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/seeed">Seeed</a> schon 2001 festgestellt haben, bietet sie auch heute noch Freiräume, von denen Menschen in anderen Metropolen nur träumen können. „Ich mag die Balance zwischen Arbeit und Freizeit, wie sie in Berlin gelebt wird“, schwärmt die Saxofonistin und Komponistin Cassie Kinoshi im Video-Interview mit der Berliner Zeitung.

Das XJazz ist Berlins wichtigstes Festival für junge Strömungen im wieder supercoolen Genre Jazz. Vom 14. bis 18. Mai findet die nächste Ausgabe statt. Was sind die Highlights?

Warum ist Berlin besser als London? Das Festival XJazz festigt Berlins Status als neues Jazz-Epizentrum

London

Bezirke

Wohnen

Es brodelt in der Berliner Musikszene. Inspiriert von moderner Fusion-Musik, die etwa von Bands wie Hiatus Kaiyote aus Australien oder als <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/london">Londoner</a> Jazz-Welle aufs europäische Festland herüberschwappt, formiert sich gerade auch in Berlin eine junge Szene, von der man in Zukunft so einiges erwarten kann. Aber das klappt natürlich nur mit Räumen und einer Infrastruktur, in der sich die Subkultur ausleben und zeigen kann. Auch das <a href="https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/musik/xjazz-festival-berlin-dem-puls-der-zeit-lauschen-samt-afrobeats-hiphop-und-funk-li.2211375">XJazz Festival</a> und Labels wie K7 haben ihren Beitrag dazu schon geleistet.

Vor einem Jahr hat Hannah van der Staay, 24, ein Berliner Label samt Konzertreihe gegründet. Was niemand ahnen konnte: wie groß der Hype wird. Wir haben mit ihr gesprochen.

Berliner Label Brainbowl Records auf Erfolgskurs: Sogar die BBC findet die Mucke geil

Wer hart für seinen Traum arbeitet, der wird hoffentlich dafür belohnt. Auf diesem einfachen Versprechen basiert ein Großteil unseres gesellschaftlichen Lebens. Doch wer als Musiker am Anfang einer Karriere steht oder sich daran zurückerinnert, der weiß, dass die eigene Arbeit manchmal nur die halbe Miete ist. Es braucht eben auch die richtigen Menschen zur richtigen Zeit, die einem das Vertrauen geben, sich auf der nächsten Stufe zu beweisen.

Die coolste Chance des Jahres, um den Jazz der Gegenwart in Berlin zu zelebrieren, ist das XJazz-Festival, fernab von Konventionen und Klischees. Was lohnt sich am meisten?

XJazz-Festival Berlin: Dem Puls der Zeit lauschen, samt Afrobeats, HipHop und Funk

Kultur

Ein Reinickendorfer Gewerbehof. Die Dächer sind noch mit Schnee paniert. Die Zufahrtsstraße ziert derweil schon wieder stilechter Berliner Wintermatsch. Sicherlich nicht der schönste Ort, den man sich für einen der ersten Tage im neuen Jahr vorstellt. Zumindest vor der Tür teilt auch die Berliner Sängerin und Songwriterin Douniah diesen Eindruck: „Ist das eklig kalt heute!“, fasst sie trocken zusammen. Zum Glück kennt sie sich aber aus und weiß, wo Rettung wartet.

Für ihre erste Solo-EP „A Lot, Not Too Much“ hat sich Douniah durch ihre zweite Heimat Marokko inspirieren lassen. Ein Treffen im Studio in Reinickendorf.

Berliner R&B-Sängerin Douniah: „Nicht mit allen Menschen in Berlin will man chillen“

Reinickendorf

Zwanzig Finger beackern unermüdlich die Klaviatur. Alexander von Schlippenbach und Aki Takase wiederholen fast schon stur ihre dichten Dissonanzen, bis einer den Anstoß zum Akkord- oder Taktwechsel gibt. Und dann hacken sie andächtig weiter. Die <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/musik">Musik</a>, die das Jazz-Ehepaar in einer Szene des Dokumentarfilms „Tastenarbeiter“ von Tilman Urbach darbietet, ist nichts für schwache Nerven. Premiere feiert der Film am Donnerstag, dem 2. November, auf dem <a href="https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/musik/jazzfest-li.282466">Jazzfest Berlin</a> – eben jenem Festival, das den musikalischen Dialog dieser beiden Protagonisten wohl erst möglich gemacht hat. Denn nicht nur, dass die japanische Pianistin Takase beim Berliner Jazzfest 1981 ihr erstes Europakonzert spielte und mittlerweile seit Jahrzehnten in Berlin lebt; sondern das Jazzfest bietet eben auch genau den Raum für Experimente, der neue, nicht konforme Musik entstehen lässt.

Das 60. Jazzfest Berlin trumpft auf mit einem vielfältigen Programm im Haus der Berliner Festspiele, im A-Trane und im Quasimodo. Welche sind die Highlights dieses Jahr?

Jazzfest Berlin: Megafeier des wieder hippen Genres, das die Regeln über den Haufen wirft

Mit dem simplen Slogan „Joining the musical dots“ ist seit Jahren die wöchentliche Radio-Show des französisch-britischen DJs und Label-Betreibers Gilles Peterson überschrieben. Eine Radiosendung auf BBC6, die exemplarisch für den Weg steht, auf dem der Jazz in den letzten Jahren seine verstaubte Anmutung gegen ein hippes, cooles und junges Image eingetauscht hat. Was mit dem Motto gemeint ist: Es geht darum, die musikalischen Punkte zu verbinden, statt den Jazz als ein in sich geschlossenes System aus den immer gleichen Referenzen und möglichst komplexer Harmonik zu denken.

Jazz ist eines der aufregendsten Genres zurzeit und verbindet Menschen allen Alters. Was sind die Highlights dieses Jahr beim XJazz-Festival? Wir haben Tipps auf Lager.

Komplexe Rhythmen für den Berliner Dancefloor: Das XJazz-Festival verlinkt Jazz mit der Clubkultur

Sich ein Ticket für die Stadiontour der Arctic Monkeys zu kaufen, ist ja mittlerweile auch ein Spiel mit dem Feuer. Hat die Band sich in den letzten 20 Jahren doch so einige Male neu orientiert – zuletzt mit dem Album „Car“ (2022), das, wie auch der Vorgänger&nbsp;„Tranquility Base Hotel &amp; Casino“ (2018), komplett mit dem eigentlichen Erfolgsrezept der rotzigen Gitarrenrock-Banger bricht. Was ein Konzert-Abend der Arctic Monkeys bereithält, kann hier vorher also keiner so genau wissen.

Die Arctic Monkeys haben mit ihrem neuen Alben-Sound viele alte Fans verprellt. Wie klangen sie beim Berlin-Konzert? Nach Stadionrock oder nach Hotel-Chill-Lounge?

Zwischen Hochglanz-Satire und Mitgröl-Hymnen: Arctic Monkeys in der Mercedes-Benz-Arena

Wer sich am windig-kalten Montagabend darauf verlassen hat, dass Konzerte niemals pünktlich anfangen und man kurz vor knapp zum Großen Sendesaal des RBB pilgern könne, der liegt leider daneben: Schon zehn Minuten vor offiziellem Konzertbeginn stakst der Star des Abends leger auf die Bühne. Jeff Goldblum, gemeinhin bekannt als cooler Chaostherie-Doktor mit Rockstar-Brille aus dem Dino-Blockbuster „Jurassic Park“, ist in seiner Teilzeitrolle als Pianist gekommen, um dem Jazz zu frönen.

Glamouröse Late-Night-Show mit Quiz und vielen Jazz-Standards: Hollywoodstar Jeff Goldblum („Jurassic Park“) gastierte leger mit Band im Großen Sendesaal des RBB.

Jurassic Jazz: Hollywoodstar Jeff Goldblum und sein Mildred Snitzer Orchestra in Berlin

Namen sind ja bekanntlich nur Schall und Rauch. Oder um es mit einem Tresendialog aus Dominik Galizias Berliner Dartkneipen-Milieu-Film „Heikos Welt“ auf den Punkt zu bringen: „Komm, Heiko, da kannste dir einen Namen machen!“ – „Ick hab schon nen Namen. Ick bin Heiko!“

Der Berliner Keyboarder Moses Yoofee hat an der Hit-Single „Zukunft Pink“ von Peter Fox mitgewirkt. Was macht ihn zum spannendsten jungen Jazzer der Stadt?

Top-Typ für die Tasten mit dem explosiven Sound: Moses Yoofee, Coolboy des Jazz

Schöneberg

Auch wenn in Berlin Großveranstaltungen zum Alltag dazugehören und man es gewohnt ist, auch große Menschenmassen mit der gnadenlos selektiven Wahrnehmung der Großstadt unbemerkt an sich vorbeiziehen zu lassen, so gibt es doch Tage, an denen einem schnell klar wird, dass etwas im Busch ist. Die Sogwirkung, die am Samstagnachmittag vom bevorstehenden Konzert von Die Ärzte auf dem Tempelhofer Feld ausgeht, ist spätestens beim Einstieg in die U6 deutlich spürbar. Ob Freundesgruppen, die noch mal ihre alten Aufnäher rausgekramt haben, oder Familien, in denen die Eltern ihre Kinder entweder heute in den Ärzte-Kult einweihen oder dies schon vor über zwanzig Jahren getan haben: In der Bahn sitzt kaum jemand, der nicht am Platz der Luftbrücke aussteigt und den langen Pilgerpfad zum Gelände vor den Hangars auf sich nimmt.

Das Ärzte-Konzert am Freitag musste witterungsbedingt ausfallen. Dafür gaben sie am Sonnabend alles.

Linus Rogsch