Rezept am Wochenende

Vegan & gut: Wie Sie Spaghetti aglio e olio in einen echten Star verwandeln

Die einfachsten Gerichte brauchen besondere Aufmerksamkeit, findet unser Koch Felix Hanika. Uns zeigt er exklusiv, wie eine schnöde Pasta zur Offenbarung wird.

Nudeln brauchen Liebe und Hingabe: Kim Novak und Ray Watson in einer Szene aus dem Film in „Küss mich, Dummkopf“ aus dem Jahr 1964.
Nudeln brauchen Liebe und Hingabe: Kim Novak und Ray Watson in einer Szene aus dem Film in „Küss mich, Dummkopf“ aus dem Jahr 1964.Imago

Berlin-Nun ist das neue Jahr schon wieder voll da. Gestern war noch Silvester und heute sind wir bereits eine Woche wieder zurück im Büro- oder Homeoffice-Alltag. Und was ist mit Ihren guten und wohlüberlegten Vorsätzen für das neue Jahr 2022? Haben Sie bereits was davon umgesetzt? Haben Sie einen neuen Job angefangen oder sind schon ein paar Mal mit der neuen App joggen gewesen? Machen Sie Dry January (keinen Alkohol) oder sogar Veganuary (keine tierischen Produkte)?

Meine Neujahrsvorsätze sehen dieses Jahr ganz einfach aus, beziehungsweise es muss sogar Singular sein – also mein ultimativer Neujahrsvorsatz: Alles ganz entspannt angehen! Rückblickend waren die Vorsätze immer Sport, Sport, Sport und eine Ernährungsumstellung, Diät und natürlich noch mehr Sport. Inzwischen bin ich davon so erschöpft, dass ich mir gar nichts mehr vornehme. Wenn Sie allerdings Vorsätze haben und voller Elan und Tatendrang an Ihrem neuen Leben tüfteln wollen, dann finde ich das toll. Ich unterstütze Sie sogar darin. Wie? Mit meinem besten Vorsatz-Rezept!

Denn Dry January und Veganuary hört sich zwar bekloppt an, aber ich finde das echt gut, denn wir sollten jede Gelegenheit nutzen, um ein bisschen an unserem Ernährungs- und Konsumverhalten zu arbeiten. Müssen wir! Im Netz gibt es inzwischen Hunderte Blogs mit Tausenden guten Rezepten, die nicht nur nach Waldorfschule und Bioladen 1994 schmecken, und bei denen man auch nicht den ganzen Tag ein Loch im Magen hat. Und sogar mit ihrem neujährlichen und überaus anspruchsvollem Sportprogramm ist eine vegane Ernährung möglich.

Brechen Sie vorübergehend mit Ihren Neujahrs-Vorsätzen

Sollten Sie sich aber mit allem übernommen haben und es ist einfach zu viel auf einmal, dann habe ich da etwas für Sie. Ich kenne das doch selber nur allzu gut. Da zieht man die erste Woche konsequent durch, Sport und viel Salat, low carb, aber natürlich auch vegan, gleich noch gepaart mit Intervallfasten etc. pp. und nach drei Tagen hat man dann Kopfschmerzen und geht abends hungrig ins Bett und am Wochenende ist man völlig neben der Spur. Da hilft nur eins, brechen Sie vorübergehend mit Ihrem Plan und gönnen Sie sich etwas richtig Gutes. Ich hätte da eine Idee für Sie: simpel, schnell zu machen und sogar vegan, versprochen.

Alles dolle aus der Knolle: Eine richtige Spaghetti Aglio e olio braucht wenige aber dafür beste Zutaten.
Alles dolle aus der Knolle: Eine richtige Spaghetti Aglio e olio braucht wenige aber dafür beste Zutaten.Felix Hanika

Wir blicken dafür wieder nach Italien, meinem Sehnsuchtsland. Dort isst man tagsüber meistens vegan, das ist dort ein gewöhnlicher Teil der Esskultur. Denken Sie doch mal an gebratene Pilze mit Olivenöl und gehacktem Thymian, gegrillte Auberginen und Zucchini, gebackener Kürbis mit etwas Zimt und Mandeln, Artischockenherzen, Oliven und Bruschetta. Wunderbar, anschließend ein schöner Salat mit gutem Essig und Öl gefolgt von einer Pasta aglio, olio e peperoncino und zum Dessert ein erfrischendes Frucht- oder Kräutersorbet.

Widmen wir uns also dem Hauptprotagonisten, nämlich der Pasta. Aglio, olio e peperoncino soll es sein. Aber Achtung! Die meisten Leute machen bei der Zubereitung viel falsch. Ich zeige Ihnen, wie Sie diesen Klassiker himmlisch zubereiten. Sie müssen nur ein paar Dinge beachten:

Achtung: Pasta ist nicht gleich Pasta!

Bei der richtigen Pasta gibt es nur eine Wahl: Spaghetti. Auf alles andere steht in diesem Zusammenhang die Vertreibung aus dem Paradies. Sollten Sie keine frische Pasta machen oder einen richtig guten Händler haben, können Sie auch auf getrocknete Pasta zurückgreifen. Und wenn wir von Spaghetti sprechen, dann meinen wir nicht in lange Fäden gepressten Teig von Aldi, Netto oder Lidl. Diese oft durch Teflondrüsen gepresste Pampe schwimmt in der Soße wie ein Aal im Wasser. Damit sollten Sie nicht kochen, bitte! Wir sprechen hier von richtiger Pasta, aus Hartweizengrieß, die durch Bronzedüsen gedrückt wird und langsam an der Luft trocknet. Durch die Bronzedüsen bekommt die Pasta ein raue Oberfläche, nimmt die Soße richtig auf und durch den geringeren Druck kleistert der Teig nicht. So bekommt man, vorsichtig getrocknet, richtig gute Pasta. Basta!

Besorgen Sie sich also eine Packung gute Spaghetti, von Martelli, Rustichella d’Abruzzo, Gentile oder meinetwegen auch Rummo oder De Cecco. Alles andere ist es nicht wert. Es ist nichts neues, wenn ich Ihnen erzähle, dass die gute Küche von ihren Zutaten lebt. Das gilt vor allem für Gerichte mit wenigen Zutaten. Kochen Sie also frisch und saisonal, viel regional und kaufen Sie gute Qualität. Und nehmen Sie sich Zeit zum Kochen und Essen. Aber jetzt zur besten Knoblauch-Pasta der Welt.

PS: Ich habe meine Variante über Jahre hinweg verfeinert! Sie werden einige Überraschungen erleben …

Die richtigen Nudeln sind Key für das Gelingen der Pasta: Kaufen Sie bloß nicht beim Discounter.
Die richtigen Nudeln sind Key für das Gelingen der Pasta: Kaufen Sie bloß nicht beim Discounter.Felix Hanika

Rezept: Pasta aglio, olio e peperoncino

Zutaten für 2 Personen: 250 g Spaghetti, eine Knoblauchzehe, eine frische Chilischote, eine Handvoll frische Blattpetersilie, Salz, gutes Olivenöl.

Zubereitung: Bereiten Sie alles schön ordentlich vor. Denken Sie an Johann Lafer, wie er Sie stolz mit seinem Bart anlächelt und Ihnen wohlwollend zuzwinkert. Nehmen Sie sich zuerst die Knoblauchzehe vor. Wir benötigen zwei Varianten: Erstens schöne dünne Scheiben, die wir goldbraun rösten werden, und zweitens fein gehackten Knoblauch, welchen wir zu zwei unterschiedlichen Zeiten zur Pasta geben werden. So kitzeln wir die volle Bandbreite der Aromen aus der Stinkeknolle.

Nun die frische Peperoni, nach dem Waschen schneiden wir den Strunk ab und entkernen sie ordentlich, dann schneiden wir aus einer Hälfte kleine Würfel und aus der anderen dünne Fäden (Julienne). Hier das gleiche Spiel, die Würfel schwitzen wir an und die Julienne geben wir am Ende dazu. So schaffen wir es, zwei Aromavarianten aus der Schote zu gewinnen.

Jetzt die Petersilie, auch hier ein kleiner Tipp: Zupfen Sie eine Handvoll Blätter und waschen Sie diese, abtrocknen und dann sehr fein hacken. Außerdem schneiden wir aus Stielen der Petersilie ganz feine Röhrchen. Quasi wie fein geschnittener Schnittlauch. Die Stile der Petersilie sind besonders aromatisch und die kleinen knackigen Röhrchen geben dem Gericht später noch mal etwas mehr Textur!

Das Wasser kocht nun schon, wir schmecken es mit ordentlich Salz ab. Tipp: Es soll so schmecken wie das Meer vor Capri, in dem abends die rote Sonne versingt. So salzig das Wasser ist, so salzig wird die Pasta sein. Wir salzen auch grundsätzlich die Pasta und weniger die Soße! Denn für die Soße werden wir Kochwasser benutzen und das enthält schon ausreichend Salz.

Ist die Pasta drin, haben Sie etwa acht Minuten Zeit für die folgenden Schritte. Es ist ja alles vorbereitet, also reicht es dicke. Zuerst geben wir ordentlich Öl in eine große Pfanne und rösten darin die Knoblauchscheiben goldbraun an. Achtung: Temperaturmanagement! Sind die Blättchen schon braun (nicht schwarz!) und knusprig, legen wir sie auf das Küchenpapier.

Das Ergebnis ist eine Aglio olio der Extraklasse! Vor allem die braunen Knoblauchchips geben viel Aroma.
Das Ergebnis ist eine Aglio olio der Extraklasse! Vor allem die braunen Knoblauchchips geben viel Aroma.Felix Hanika

Im selben Öl schwitzen wir jetzt zwei Drittel des fein gehackten Knoblauchs an. Er soll nicht braun werden, sondern glasig sein, um dem Gericht eine süßliche Note zu geben. Zeitgleich kommen die Peperoni-Würfel herein.

Hat die Pasta nun acht Minuten gekocht (variiert je nach Sorte) ist sie bereit für die Pfanne. Gute Nudeln geben reichlich Stärke an das Kochwasser ab und das ist essenziell für eine geschmeidige Soße. Geben Sie also ordentlich Kochwasser in die Pfanne und garen Sie die Nudeln in der Pfanne fertig. Das Wasser wird evaporieren und es entsteht eine feine, geschmeidige Soße. Passen Sie aber auf, eben diese guten Nudeln saugen die Soße auf. Benutzen Sie also reichlich Kochwasser. Nun lassen wir die Pasta kurz ruhen, geben dann den restlichen frischen Knoblauch, die Peperoni Julienne und die Petersilie dazu.

Am Ende garnieren Sie die Nudeln auf dem Teller mit dem goldbraunen Knoblauch und etwas frischem Olivenöl. Die Pasta sollte saftig sein und von einer samtigen Soße umhüllt. Wenn Sie das geschafft haben, können Sie stolz auf sich sein. Ganz schön viel Arbeit für eine einfache Pasta, aber eben diese einfachen Gerichte benötigen erstklassige Handwerkskunst, um sie zum Strahlen zu bringen. Und das können wir doch, ist ja schließlich auch schon 2022.

Felix Hanika war zunächst Investmentbanker, dann machte er im Hotel & Restaurant Bareiss im Schwarzwald eine Kochlehre. Acht Jahre kochte er in den besten Restaurants der Welt. In der Wochenendausgabe der Berliner Zeitung schreibt er regelmäßig über seine Lieblingsprodukte.


Dieser Text ist in der Wochenendausgabe der Berliner Zeitung erschienen – jeden Sonnabend am Kiosk oder hier im Abo.