Sanktionen

Nach Drohung der USA: Kirgisistan könnte die Russland-Exporte sogar ankurbeln

Vor Kurzem noch wollte Kirgisistan auf Druck der USA die Russland-Exporte überprüfen. Ein Bericht entlarvt nun: Ein neu entstehender Lagerkomplex spricht für was Anderes. 

Wladimir Putin (r.) trifft Kirgisistans Präsidenten Sadyr Dschaparow im Oktober 2022 in der kasachischen Hauptstadt Astana.
Wladimir Putin (r.) trifft Kirgisistans Präsidenten Sadyr Dschaparow im Oktober 2022 in der kasachischen Hauptstadt Astana.ITAR-TASS/imago

Die USA und die EU machen auf die russischen Nachbarn und GUS-Staaten einen enormen Druck und drohen diesen mit Sekundärsanktionen, sollten sanktionierte Waren auch weiterhin über ihr Territorium nach Russland gelangen. Die kirgisischen Behörden haben deswegen nach der letzten Drohung im Juli eine Untersuchung bei Unternehmen des Landes angekündigt, um herauszufinden, wer sich an solchen Grauimporten beteiligt.

Nun wird bekannt: In der Nähe der Hauptstadt Bischkek soll auf einem Grundstück mit 28,8 Hektar ein großer Lagerkomplex entstehen, der sogenannte Asia Park mit einer Lagerfläche von 163.000 Quadratmetern. Darüber berichtet die russische Zeitung Kommersant am Mittwoch unter Berufung auf die Moskauer Beratungsfirma im Bereich Gewerbeimmobilien NF Group, die das kirgisische Projekt berät. Die Hauptanwärter für die künftige Anmietung der Flächen seien Unternehmen aus Russland, darunter Logistikbetreiber und Onlinehändler, teilte das Unternehmen mit. Hinter dem Projekt stehen nach Kommersant-Informationen die Strukturen der kirgisischen Trust KG.

Kirgisistan: Baut ein Öl-Oligarch auch für Russland?

Der Generaldirektor des Trusts ist laut der russischen Datenbank für Unternehmen Spark ein gewisser Zhanybek Myrzabaev. Wie kirgisische Medien herausfanden, ist er der Neffe des kirgisischen Politikers und Öl-Oligarchen Ömürbek Babanow, der früher Ministerpräsident der Republik war. Eigentümerin der Trust KG war bis vor kurzem Aya Babanova, laut Medienberichten die Schwester von Ömürbek Babanov. Laut dem Geschäftsführer des Asia Parks, Kirill Shevchenko, werde der Lagerkomplex im Besitz der Asia Park CJSC sein, doch dieses Unternehmen wurde noch nicht registriert. Shevchenko dementierte gegenüber dem kirgisischen Portal Kloop ebenfalls die Information, man baue das Lager für russische Firmen. Nein, man baue Asia Park für Kirgisistan, die eigene Supermarktkette Asia Retail und für Pharmaunternehmen, die ein neues Gesetz zum Umzug in gute Lager mit Kühl- und Gefriergeräten verpflichte, so Shevchenko.

Und trotzdem ist die Fläche des Parks sehr beeindruckend für ein Land wie Kirgisistan. Ein Geschäftspartner der NF Group erklärte gegenüber der russischen Zeitung Kommersant, dass das Qualitätsangebot an Lagern im Land derzeit nur 46.000 Quadratmeter betrage und sich mit dem Bau des neuen Parks bei Bischkek um das Vierfache vergrößern werde. Werden auch russische Unternehmen die Flächen mieten dürfen?

Das Interesse der russischen Wirtschaft an Lagerhäusern in den Nachbarländern wächst seit einem Jahr stark aufgrund der durch Sanktionen erzwungenen Änderung der Logistikketten und der Entwicklung von sogenannten Parallelimporten. Die Nachfrage stieß jedoch auf ein knappes Lagerangebot. Das Interesse der russischen Importeure an den Lagerkapazitäten in Kirgisistan wäre allerdings nicht nur mit den Importen von sanktionierten Waren in Verbindung zu bringen. Der russische Handel mit China nimmt zu, und Kirgisistan wird verstärkt als Zwischenstation für die Importe von Rohstoffen für die Leicht- und Automobilindustrie genutzt. Der geplante Bau der Eisenbahnstrecke China–Kirgisistan–Usbekistan könnte zudem die Rolle des Landes in der Transportlogistik stärken.

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