Deutschland und China

Exporte sinken drastisch: China kauft kaum noch deutsche Autos

Der Exporteinbruch im China-Geschäft liegt vor allem an der Autobranche. Experten warnen vor der neuen „Schwäche“ der einstigen deutschen Leitindustrie.

Der Exportmotor stockt. Weniger deutsche Autos werden in China gekauft.
Der Exportmotor stockt. Weniger deutsche Autos werden in China gekauft.imago stock&people

Die deutsche Exportwirtschaft steht vor einem Umbruch. Die über Jahrzehnte als Leitindustrie gehandelte Automobilbranche schwächelt – und das vor allem auf dem so wichtigen Zukunftsmarkt China.

Im ersten Quartal dieses Jahres sind die Ausfuhren von Kraftfahrzeugen und Motoren in die Volksrepublik im Vergleich zum Vorjahresquartal um 26 Prozent eingebrochen, berichtet das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in einer aktuellen Studie.

Wirtschaftsforscher warnen: Autoindustrie könnte zur Schwäche der Industrie werden

Die Bedeutung der Autoindustrie wird dadurch verdeutlicht, dass die Branche einen Anteil von 20 Prozent an den gesamten deutschen China-Exporten im letzten Jahr ausmachte. Im ersten Quartal trugen die Autoexporte somit zu einem Rückgang von 44 Prozent an den gesamten deutschen China-Ausfuhren bei.

Vor allem Chinas zunehmende Bedeutung bei den Ausfuhren von Elektroautos scheine sich hier bemerkbar zu machen, schreiben die Autoren der IW-Studie, und prognostizieren düstere Aussichten: „Wenn sich diese Entwicklung im Fahrzeugbau – einem für die deutschen Exporterfolge der Vergangenheit sehr wichtigen Wirtschaftszweig – fortsetzt, dürften sich die Perspektiven für den deutschen Export nach China weiter verdunkeln. Eine vormalige Stärke droht damit zunehmend zu einer Schwäche zu werden“, heißt es in der Studie.

Auch im Vergleich mit anderen größeren EU-Ländern zeige sich, dass Deutschland bei der Exportentwicklung im ersten Quartal 2023 nur sehr schlecht abgeschnitten habe. „Es ist anderen EU-Staaten offenbar besser gelungen, von der leichten wirtschaftlichen Erholung Chinas zum Jahresanfang zu profitieren“, heißt es.

Verkauf von E-Autos: China hat seine Ziele für 2025 bereits übertroffen

In China wiederum konkurrieren zahlreiche einheimische und ausländische Hersteller von Elektrofahrzeugen auf dem weltweit größten Markt für Elektrofahrzeuge. China, Europa und die Vereinigten Staaten dominieren weiterhin den Absatz von Elektroautos, wobei China mit einem Anteil von rund 60 Prozent an den weltweiten E-Pkw-Käufen erneut der Spitzenreiter ist, erläutert die Internationale Energieagentur (IEA) in ihrem Jahresausblick. „Mehr als die Hälfte der Elektroautos auf den Straßen der Welt werden in China verkauft, und das Land hat sein Ziel für den Verkauf von Fahrzeugen mit neuer Energie für 2025 bereits übertroffen“, so die IEA.

Europa war 2022 der zweitgrößte Markt. Der Weltmarktanteil von Elektroautos erreichte 21 Prozent. Bei den Verkäufen standen die europäischen Länder an der Spitze, angeführt von Norwegen mit 88 Prozent, Schweden mit 54 Prozent, den Niederlanden mit 35 Prozent und Deutschland mit 31 Prozent. Gemessen am Volumen war Deutschland mit 830.000 verkauften Fahrzeugen im vergangenen Jahr der größte Markt in Europa. Der Anteil der Elektroautos an den gesamten Autoverkäufen hat sich in Deutschland seit der Covid-19-Pandemie verzehnfacht. Die jüngsten Exportzahlen deuten allerdings daraufhin, dass die technologische Entwicklung verschlafen wurde.