China

Gewinner der Sanktionen: Russland-Importe von chinesischen Autos um 543 Prozent gestiegen

Chinesische Autohersteller füllen in Russland schnell die Lücke. Nach Angaben der Behörden liegt deren Anteil an russischen Autoimporten bereits bei über 70 Prozent. 

Menschen schauen sich Geely-Autos während der 20. Shanghai International Automobile Industry Exhibition am 19. April 2023 an. Die Marke wird nun auch in Russland beliebter. 
Menschen schauen sich Geely-Autos während der 20. Shanghai International Automobile Industry Exhibition am 19. April 2023 an. Die Marke wird nun auch in Russland beliebter. AFP

Westliche und japanische Autokonzerne liefern als Reaktion auf die Invasion der Ukraine und infolge der Sanktionen keine Autos mehr nach Russland und haben auch deren Produktion im Land eingestellt. Volkswagen hat bereits auch sein Werk in Kaluga an einen lokalen Investor verkauft.

Nun zeigt es sich deutlich, wie die chinesischen Hersteller davon profitieren. Wie die neuesten Statistiken der chinesischen Zollbehörden zeigen, sind die Exporte von chinesischen Personenkraftwagen aus China nach Russland im ersten Halbjahr 2023 auf 4,6 Milliarden US-Dollar gestiegen. Das ist um 543 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2022. Damals hatten die Chinesen noch Autos im Wert von 715 Millionen US-Dollar nach Russland eingeführt. Allein im Juni 2023 beliefen sich die chinesischen Auto-Lieferungen nach Russland auf 1,03 Milliarden US-Dollar, was der höchste Wert seit Jahresbeginn ist. 

Nach Rückzug der westlichen Konzerne: Russland nun größter Exportmarkt für chinesische Autos

Nach Angaben der Zollbehörden exportierte China in den ersten Monaten des Jahres insgesamt rund 325.800 Autos nach Russland: Das ist fünfmal mehr als im Vorjahreszeitraum. Die chinesische Association der Autohersteller (CAAM) hatte früher mitgeteilt, dass Russland somit zum größten Exportmarkt für chinesische Autos geworden sei, gefolgt von Mexico. Über die Entwicklung berichtet unter anderem das russische Geschäftsportal RBC. Die beliebtesten chinesischen Automarken in Russland sind Chery Tiggo, Haval und Geely. Die meistverkauften Autos sind Verbrenner und Hydride, aber auch Elektroautos aus China gewinnen in Russland zunehmend Anerkennung.

Den chinesischen Angaben zufolge hatten sich die chinesischen Exporte von Personenkraftwagen nach Russland 2021 auf insgesamt 1,5 Milliarden US-Dollar belaufen. Das entsprach einem Marktanteil von nur zehn Prozent. Laut der UN-Comtrade-Datenbank waren Japan mit einer Gesamteinfuhr im Wert von 2,86 Milliarden US-Dollar, Südkorea mit 2,55 Milliarden US-Dollar und Deutschland mit 2,19 Milliarden US-Dollar vor dem Krieg die größten Auto-Lieferanten auf dem russischen Markt. 

Chinesische Autos in Russland: Von zehn auf 70 Prozent Anteil an Importen

Inzwischen entfallen schon über 70 Prozent der Importe alleine auf die chinesischen Hersteller, wie die russische Zentralbank in einem Juli-Bericht über die regionale Wirtschaft vermeldet. Die Produktion von Personenkraftwagen ging in Russland aufgrund der Sanktionen im Jahr 2022 um 67 Prozent zurück, was die russische Behörde auf den Abzug ausländischer Konzerne zurückführt.

Die amerikanischen Hersteller dürfen schon längst wegen Sanktionen gar keine Autos nach Russland exportieren, den Europäern wurde zuerst lediglich die Ausfuhr von Luxusgütern bzw. Luxusautos nach Russland untersagt. Das elfte Sanktionspaket der EU hat im Juni dieses Verbot deutlich erweitert. Aber ohnehin haben sich die europäischen Hersteller auch den Sanktionen längst aus moralischen und geschäftlichen Gründen angeschlossen. Wenn die VWs, BMWs, Audis oder Autos von Mercedes noch irgendwie nach Russland gelangen, dann über aus der westlichen Sicht illegale Grauimporte, die für Russland jetzt zunehmend schwerer werden.

Das spielt den offiziellen chinesischen Importeuren wiederum in die Hände. Laut einer früheren Einschätzung der Unternehmensberatung Alix Partners werden die chinesischen Autohersteller dieses Jahr auch zum ersten Mal Exportweltmeister. Schon im ersten Quartal dieses Jahres hatte China demnach mit 1,07 Millionen exportierten Autos Japan mit 954.000 Autos überholt, gefolgt von Deutschland (840.000), Südkorea (750.000) und Mexiko (741.000).

Haben Sie Feedback? Schreiben Sie uns! briefe@berliner-zeitung.de