Fußball-Bundesliga

Hertha BSC wehrt sich vergeblich gegen RB Leipzig

Trotz einer disziplinierten Vorstellung verlieren die Berliner im Olympiastadion und verpassen es, im Abstiegskampf zu punkten.

Kurz vor dem Tor: Mohamed Simakan (4. v. r) von RB Leipzig springt höher als Berlins Torwart Oliver Christensen.
Kurz vor dem Tor: Mohamed Simakan (4. v. r) von RB Leipzig springt höher als Berlins Torwart Oliver Christensen.Andreas Gora/dpa

Nach zwei Minuten zeigte Kevin-Prince Boateng schon mal an, womit es die Spieler von RB Leipzig beim Bundesligaspiel am Sonnabend im Berliner Olympiastadion zu tun haben sollten: mit einer Mannschaft von Hertha BSC, die Einsatz zeigt. Boateng zeigte erstmal: Ellbogeneinsatz.

Die Frühlingssonne, die durch das Marathontor auf den Rasen des Olympiastadions drängte, schien ihm ins Gesicht. Er sah entschlossen aus. Er hatte ja nach dem 1:1 in Freiburg versprochen, dass Hertha jetzt, in der Schlussphase der Saison, Kampfgeist zeigen wolle. Hertha-Trainer Sandro Schwarz schickte daher vor 50.000 Zuschauern die gleiche Elf auf den Rasen wie eine Woche zuvor. Boateng sollte die Stürmer Wilfried Kanga und Dodi Lukebakio bedienen.

RB Leipzig bestätigt die Statistik gegen Hertha BSC

Die Ansprache im Teamkreis auf dem Rasen hatte Boateng entsprechend übernommen. Hertha BSC spielte ja nicht nur gegen den Abstieg, sondern auch gegen die Statistik. In 13 Duellen gegen Rasenballsport war der Sieg elf Mal an die Leipziger gegangen, nur ein Mal an die Berliner. Tatsächlich kam am Sonnabend jedoch beim 0:1 (0:1) im 14. Spiel der beiden Teams der zwölfte Sieg für Leipzig hinzu.

„Wir haben wenig zugelassen, gut gestanden, hätten ein bisschen mutiger sein müssen mit dem Ball. Ich hab ja gesagt, Hertha wird ein anderes Gesicht zeigen, das haben wir heute getan“, sagte Boateng am Sky-Mikrofon. „Es ist traurig, dass wir das Spiel so verlieren.“

RB-Trainer Marco Rose vertraute im Vergleich zum 2:0 im DFB-Pokal gegen Dortmund unter der Woche statt auf Mittelfeldspieler Dani Olmo und Konrad Laimer auf Emil Forsberg und Kevin Kampl von Beginn an, um in der Liga wieder den Kampf um die Champions-League-Plätze aufzunehmen.

Hertha BSC verteidigt diszipliniert gegen RB Leipzig

Und nachdem Leipzig ein paar Mal halbgefährlich vors Hertha-Tor gezogen war, flankte Boateng in der 13. Minute in die Mitte, wo auf Strafraumhöhe Tolga Cigerci aus vollem Lauf abzog. Daraus resultierte Herthas erster Eckball.

Die Berliner spielten in der ersten Hälfte sehr diszipliniert, waren darauf konzentriert, die Räume dicht zu machen, Leipzigs Zentrum um Emil Forsberg an der Spielentfaltung zu hindern. So gab es auf beiden Seiten so gut wie keine Torchancen. Die Hertha-Profis waren mit ihren Defensivaufgaben derart beschäftigt, dass kaum Möglichkeiten für Offensivaktionen stattfanden. 

Lediglich ein Freistoß, herausgeholt von Lukebakio, gab Hertha-Kapitän Marvin Plattenhardt die Chance, aus guter Position mal wieder ein Tor zu erzielen. Das letzte, das ihm gelang, ist schließlich schon eine Weile her: es war in der Relegation gegen den Hamburger SV. Aber sein Schuss flog über das Tor.

So ging es überwiegend zwischen den Strafräumen hin und her, bis Leipzigs Dominik Szoboszlai in der 39. Minute einen Eckball knapp vor das Hertha-Tor von Oliver Christensen trat. Der Berliner Keeper löffelte mit seinem Arm hinter dem besser postierten Mohamed Simakan den Ball an die Schulter des Leipziger Abwehrspielers. Christensen hatte beim Hochspringen die schlechtere Position - und während Amadou Haidara den Ball schließlich irgendwie über die Linie bugsierte, blieb Christensen nur eine Art Rückwärtshecht ins eigene Tor.

Die Leipziger jubeln mit bangem Blick auf Schiedsrichter Deniz Aytekin. Der hörte noch mal auf das Urteil des VAR, die Situation wurde auf Abseits gecheckt. Alles regelgerecht, urteilte Aytekin. Es stand 1:0 für RB Leipzig. Und damit zementierte sich eine weitere Statistik auf Kosten von Hertha BSC: Die Berliner fingen sich in dieser Saison bereits das 21. Gegentor, das aus einem Standard resultierte. 

In der zweiten Hälfte behielt Hertha BSC seine disziplinierte Verteidigungslinie. Nach etwa einer Viertelstunde brachte Schwarz für Boateng, Cigerci und Jonjoe Kenny mit Suat Serdar, Jessic Ngankam und Marco Richter frische Kräfte auf den Platz.

Ein Kopfball von Lucas Tousart verfehlte Leipzigs Tor deutlich. Schwarz versuchte, mit aggressivem Klatschen, das aussah, als bediene er einen Blasebalg, seinem Team mehr Drang nach vorne zu verpassen. Für Filip Uremovic und Wilfried Kanga wechselte er Stevan Jovetic und Florian Niederlechner ein. 

Die beste Chance zum Ausgleich verpasste Serdar (82.), der nach Flanke von Tousart aus dem Strafraum scharf abzog. Doch Leipzigs Keeper Janis Blaswich parierte reaktionsschnell per Fußabwehr. Auf der Gegenseite rettete Christensen mit einer Flugeinlage gegen Szoboszlai.

Hertha drängte. Hertha mühte sich. Boateng stand in der Coaching-Zone, fuchtelte, schrie und sah, wie Jovetic in aussichtsreicher Position den Ball in der Nachspielzeit nicht unter Kontrolle brachte.