Kai Wegner ist mit seinem Vater schon als kleiner Junge zum Fußball gegangen. Zu Hertha BSC. Bis heute ist der designierte Regierende von Berlin Fan der Blau-Weißen. Und eine gewisse Verbundenheit zum organisierten Sport in all seinen Facetten, ein gewisses Verständnis für die Belange von Breiten- und Profisport, ist auch aus dem neuen Entwurf des Koalitionsvertrages herauszulesen, den CDU und SPD am Montag vorgestellt haben.
Als einer der Gewinner des Papiers durfte sich einen Tag nach dem furiosen 5:0 gegen den Greifswalder FC in der Regionalliga Nordost der BFC Dynamo fühlen. Für Freude bei den Fußballern aus Hohenschönhausen sorgte jedenfalls eine neue Passage. Dabei geht es um das Sportforum, das als nationales Spitzensportzentrum nach dem vorliegenden Masterplan unter der Berücksichtigung aller ansässigen Vereine als Verbindung zwischen Breiten- und Spitzensport weiterentwickelt werden soll. Neu ist dieser Zusatz: „Das bestehende Stadion im Sportforum Hohenschönhausen wird mit dem Ziel der Drittligatauglichkeit ertüchtigt.“
Perspektive für den BFC Dynamo in Hohenschönhausen
Für den BFC Dynamo und seine Fanszene ist dieser Satz so etwas wie eine versprochene Lebensversicherung. Er bedeutet: Erhaltung der Heimat, der Identität. Genau dies hatten sich die Verantwortlichen des BFC Dynamo gewünscht. Für diese Variante hatte sich der Lichtenberger Abgeordnete Martin Pätzold zusammen mit CDU-Landeschef Wegner über Monate hinweg eingesetzt. Die vorherige Koalition aus SPD, Grünen und Linke hatte allerdings einen Masterplan ohne Drittliga-Stadion, ohne Fußball-Schwerpunkt favorisiert. Stattdessen hätte sich der BFC mit einem Sportplatz abfinden sollen, der maximal 3000 Zuschauer fasst.
Auf dieser Grundlage hätte der Verein, der vorige Saison in der Relegation nur knapp am Aufstieg in die Dritte Liga scheiterte und kommende Saison die Chance hat, als Regionalliga-Meister direkt aufzusteigen, keine wirkliche Zukunftsperspektive in Hohenschönhausen gehabt. Denn um die Lizenz für die Dritte Liga zu erhalten, sind unter anderem mindesten 5000 Zuschauerplätze, eine Rasenheizung sowie eine Flutlichtanlage vorgeschrieben. Insgesamt sollen nun vier Millionen Euro in das Stadionprojekt fließen. „Der Verein stiftet in der Region Identität, er ist für viele ein Stück Heimat. Die Jugendarbeit in der Region ist herausragend. Deswegen hat der Verein seit langem bereits mehr Unterstützung von der Politik verdient“, teilte Pätzold am Montag mit.
Auch ein paar Kilometer weiter westlich in Berlin-Charlottenburg gab es einen Fußballklub, der sich über eine Passage im neuen Koalitionsvertrag freute: Wegners Herzensverein, Hertha BSC. „Wir unterstützen den potenziellen Neubau eines privat finanzierten reinen Fußballstadions für Hertha BSC mit einer Kapazität von ca. 45.000 Zuschauerinnen und Zuschauern an einem angemessenen Ort auf dem Olympiaparkgelände – dabei werden die Bewohnerinnen und Bewohner der Genossenschaftswohnungen an der Rominter Allee geschützt“, heißt es in dem Entwurf, den Wegner und Franziska Giffey am Montag vorlegten.
Kay Bernstein freut sich über Zeichen für Verein und Hertha-Fans
Ab 2025 wollte Hertha BSC im neuen Stadion spielen. Standort eins an der Rominter Allee wird wegen der Genossenschaftswohnungen nicht realisiert. Doch auch gegen die Pläne einer Bombonera nach dem Vorbild der Boca Juniors in Buenos Aires auf dem Gelände des Reitvereins neben dem Maifeld im Olympiapark regte sich Widerstand. Wohl deshalb heißt es im Koalitionsvertrag: „Gleichzeitig sind die Interessen der ansässigen Vereine und Verbände zu berücksichtigen. Zentral ist für uns die Sicherung der weiteren wirtschaftlichen Nutzung des Olympiastadions und der Waldbühne.“
Vermutlich wird es noch viele Verhandlungen, Gutachten und Diskussionen brauchen, bis der erste Betonmischer rödelt. Hertha-Präsident Kay Bernstein war am Montag aber positiv gestimmt: „Wir freuen uns sehr, dass unser Vorhaben, eine neue Heimat für Hertha BSC zu bauen – modern, nachhaltig und privatfinanziert –, in den Koalitionsvertrag aufgenommen wurde. Ein neues Wahrzeichen für Berlin in unmittelbarer Nachbarschaft des Olympiastadions und als Aufwertung des Olympiaparks. Das ist ein sehr wichtiges Zeichen für den Verein und seine Fans.“
Darüber, wie lange sich in Berlin der Bau von Spitzensportarenen mitunter hinzieht, kann Hagen Stamm als Präsident der Wasserfreunde Spandau 04 ausführlich referieren. Er wartet schon seit mehr als 30 Jahren auf eine moderne Wasserballarena. „Die Politik hat schon zweimal an den Gräben meiner verstorbenen Trainer Balen und Gaßmann die Wasserballarena versprochen“, erzählt er gern. Alfred Balen starb 1986. Aber jetzt, 2023, steht im Koalitionspapier neben dem Plan, das Freibad Pankow zu einem Multifunktionsbad und in Marzahn-Hellersdorf ein Kombibad zu entwickeln, auch: „Die Wasserballarena in Spandau wird gebaut.“ Stamm hofft, „dass dieses Vorhaben bis 2027 umgesetzt wird, damit ich selber noch ins Becken springen kann“.


