Koalitionsvertrag

Elektroschocker und Präventivhaft: Der Koalitionsvertrag ist ein Schock für Hertha-Fans

Der Koalitionsvertrag sorgt für Entsetzen unter Hertha-Fans. So soll das Berliner Polizeigesetz überarbeitet werden. Die Fanhilfe von Hertha wird sich dagegen wehren.

Polizisten warten auf Zuschauer am Eingang des Olympiastadions in Berlin.
Polizisten warten auf Zuschauer am Eingang des Olympiastadions in Berlin.Soeren Stache/dpa

Die Woche hätte für Hertha-Fans besser starten können. Schließlich ergatterten die Berliner am zurückliegenden Spieltag ein verdientes 1:1 bei Champions-League-Aspirant SC Freiburg.

Damit konnten sie ihre Auswärts-Negativbilanz von zuvor acht Niederlagen am Stück etwas aufhübschen. Doch die Veröffentlichung des neuen Koalitionsvertrages zwischen der Berliner CDU und SPD hat für Entsetzen unter Anhängern der Alten Dame gesorgt.

„Der heute vorgestellte Koalitionsvertrag ist ein Frontalangriff auf die Fan- und Freiheitsrechte in unserer Stadt“, beginnt das Statement der Fanhilfe Hertha BSC. Der Zusammenschluss ist eine Solidargemeinschaft und stellt die Unterstützung von Herthanern sicher, die im Zusammenhang mit Spielen von Hertha BSC in Konflikt mit dem Gesetz geraten sind. An Spieltagen stehen Vertreter der Fanhilfe mit einem Notfalltelefon stets zur Verfügung.

So sorgen mehrere Punkte des neuen Koalitionsvertrages für große Skepsis bei der Fanhilfe. Der Kritikpunkt, der für Entrüstung über den neuen Koalitionsvertrag sorgt: die geplante Verschärfung des Allgemeinen Sicherheits- und Ordnungsgesetzes (Asog) – dem Berliner Polizeigesetz.

Darüber hinaus sieht der Entwurf des Koalitionsvertrages die Einführung von Tasern für die Polizei vor sowie einen auf fünf Tage ausgeweiteten Präventivgewahrsam und die Möglichkeit einer Online-Durchsuchung zur Bekämpfung terroristischer Straftaten. Doch die Fanhilfe Hertha BSC reagiert skeptisch. „Die Vergangenheit zeigt, dass solche Methoden, die angeblich nur zum Kampf gegen den Terrorismus eingeführt werden, sich in kürzester Zeit auch gegen Fußballfans richten“, sagt Fritz Müller, Sprecher der Fanhilfe.

Feindbild Fan wird weiter zementiert

Aus Sicht der Hertha-Fans wird die geplante Aufrüstung der Polizei nicht für mehr Sicherheit sorgen, sondern das jetzt schon vorhandene Feindbild Fan der Polizei weiter zementieren. „Wer meint, im 21. Jahrhundert eine Sicherheitspolitik von gestern gegen jedes gute Argument durchdrücken zu müssen, befindet sich auf dem politischen Holzweg“, so die Fanhilfe. Laut der Hertha-Anhänger wird die Kriminalisierung und der große Repressionsdruck gegenüber Fußballfans besonders in Berlin weiter verstärkt.

„Entgegen zahlreicher höchstrichterlicher Entscheidungen sollen die Sicherheitskräfte in Berlin zukünftig noch mehr als bisher schon in die Privatsphäre der Menschen in dieser Stadt eindringen dürfen“, resümiert Müller den Koalitionsvertrag. Sollte das Papier in wenigen Wochen verabschiedet werden, wird die Fanhilfe Hertha BSC „mit aller Kraft und den zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen vorgehen“.