1. FC Union Berlin

Wenn ein Traum wahr wird: Union spielt nächste Saison Champions League

Die Eisernen besiegen durch ein Tor von Rani Khedira Bremen mit 1:0, sichern sich damit den Einzug in die europäische Eliteliga.

Rani Khedira bejubelt seinen Siegtreffer zum 1:0.
Rani Khedira bejubelt seinen Siegtreffer zum 1:0.Contrast/Imago

Der 1. FC Union Berlin ist vier Jahre nach dem Aufstieg da angekommen, wo er nach seiner fantastischen sportlichen Entwicklung auch hingehört, nämlich in der Champions League. Und das in Folge eines 1:0-Heimsiegs gegen Werder Bremen, mit Rani Khedira als Matchwinner in der 81. Minute. 

Dass der SC Freiburg, der ebenfalls mit 59 Punkten in den letzten Spieltag gestartet war, beim Gastspiel in Frankfurt 1:2 verlor, tat schließlich nichts mehr zu Sache. Der 1. FC Union Berlin belegt im Endklassement der Bundesliga-Saison 2022/23 also mit 62 Punkten Platz vier, Freiburg Platz fünf. 

Geschichtsträchtiger Coup

Der geschichtsträchtige Coup wurde von den Fans im Stadion An der Alten Försterei so frenetisch wie nur irgendwie möglich gefeiert. Hautnah hatten sie mitbekommen, wie das Märchen von einem Klub der auszog, um sich immer wieder selbst zu übertreffen, eine Fortsetzung erfahren hat. Ja, nicht auszudenken, was in Köpenick los ist, wenn in der kommenden Saison Klubs wie Manchester City, Real Madrid oder der FC Barcelona zu Gast sind. Übrigens: Der erste Gruppenspieltag ist für die europäische Eliteliga auf den 18./19. terminiert.

Eine äußerst spannende Frage ist, wer in der nächsten Spielzeit die Farben der Eisernen tragen wird. Sicher ist, dass Levin Öztunali, Tim Maciejewski, Niko Gießelmann sowie Timo Baumgartl nicht mehr zum Kader von Trainer Urs Fischer zählen werden. Über den Abschied der soeben Genannten hatte der Verein schon am Freitag informiert. Wahrscheinlich ist zudem, dass es noch ein paar weitere Abgänge geben wird. Wobei zu hoffen ist, dass der von diversen Premier-League-Klubs umworbene Sheraldo Becker nicht dazu zählt.

Der Niederländer war von Beginn an äußerst präsent, schwirrte wie wild umher, bot sich mal da, mal dort an, unterstützt mit entsprechenden Gesten. Allerdings war das, was Unions gefährlichster Angreifer versuchte, fürs Erste nicht wirklich zielführend.

Auffälligster Unioner in Hälfte eins: Christopher Trimmel
Auffälligster Unioner in Hälfte eins: Christopher TrimmelEibner/Imago

Ebenso auffällig agierte auch Kapitän Christopher Trimmel, der seine Rolle auf dem rechten Flügel extrem offensiv interpretierte, wiederholt ziemlich gute, aber nicht abgenommene Flanken schlug, zudem einen mächtigen, aber von einem Bremer Abwehrbein entschärften Freistoß (16.) aus zentraler Position abfeuerte. 

Schiedsrichter Ittrich nimmt Elfmeterpfiff zurück

Sieben Minuten zuvor hatte Schiedsrichter Patrick Ittrich für den ersten Aufreger des Spiels gesorgt - und das mit einem Elfmeterpfiff. Der gebürtige Hamburger dachte, dass Lee Buchanan mit seiner Grätsche nicht den Ball sondern den Fuß von Janik Haberer getroffen hatte. Ein Trugschluss, wie er beim Studium der Zeitlupenbilder auf einem Monitor am Spielfeldrand erkennen musste. Es gab schließlich Eckball statt Strafstoß.

Apropos Eckball: Zehn davon hatten die Eisernen allein in Hälfte eins, allesamt getreten von Trimmel. Von links Richtung Tor, von rechts weg vom Tor, doch letztlich sorgte nur eine für Gefahr, nämlich die in der 37. Minute, als Kevin Behrens mit dem Kopf an den Ball kam, diesen Richtung zweiten Pfosten verlängerte, Haberer allerdings dort um einen Schritt zu spät dran war.

Mehr gab es von den ersten 45 Minuten nicht zu berichten, was zum einen dafür spricht, dass die Bremer mit Anstand ihren letzten Auftritt in dieser Saison über die Bühne brachten, zum anderen, dass die willigen Gastgeber zu verkrampfen drohten. Abzulesen an ein paar unsauber geführten Zweikämpfen und an ein paar unsauber gespielten Pässen. Schließlich dürfte ihnen spätestens in der Halbzeitpause noch zu Ohren gekommen sein, dass Freiburg in Frankfurt in der 44. Minute durch Vincenzo Grifo mit 1:0 in Führung gegangen war.

Vier Minuten nach Wiederanpfiff versuchte sich Jérôme Roussillon an einem Befreiungsschlag. Der Linksverteidiger hätte in dieser Situation auch auf Behrens passen können, entschied sich aber für einen Abschluss aus 18 Metern. Wuchtig war sein Schuss, doch irgendwie gelang es Bremens Keeper Jiri Pavlenka den Ball um den Pfosten zu lenken.

Jérôme Roussillon versucht an Bremens Leonardo Bittencourt vorbeizukommen.
Jérôme Roussillon versucht an Bremens Leonardo Bittencourt vorbeizukommen.Koch/Imago

Draußen peitschte Fischer seine Spieler weiter nach vorne, noch früher sollten sie die Bremer anlaufen, gab er per Handzeichen zu verstehen. Schließlich suchte er nach 60 Minuten die Unterredung mit Co-Trainer Markus Hoffmann. Wen bringen wir ins Spiel? Wen nehmen wir raus? Nach einer Freistoßflanke von Trimmel, die um wenige Zentimeter am Pfosten vorbeistrich, gaben sie per Aktion Antwort: Sven Michel ersetzte Haberer, Paul Seguin kam für Aïssa Laïdouni ins Spiel.

Stürmer Ducksch rettet für Keeper Pavlenka auf der Linie

Aber kommen wir noch mal auf die Standardsituationen für die Unioner zu sprechen. Immer wieder kam es zu Freistößen und zu Eckbällen, bei denen zunächst weiterhin Trimmel die Verantwortung des Schützen übernahm. Perfekt getimt war sein Eckball in der 67. Minute. Danilho Doekhi köpfte mit Wucht aufs Tor, doch Marvin Ducksch, der Stürmer, kratzte den Ball für den bereits geschlagenen Pavlenka von der Linie.

In der 78. Minute brachte Fischer weitere frische Kräfte, Jordan für Behrens, Josip Juranovic für Trimmel, begleitet von der Frage: Hat er erneut ein goldenes Händchen? Tja, in gewisser Weise schon, denn in der 81. Minute kam der Ball nach einer Flanke von Becker zu Michel, der sich im Strafraum in Position gebracht hatte. Ganz ruhig nahm der Einwechselspieler den Ball an, drehte sich, passte auf den mitgelaufenen Rani Khedira, der ebenfalls erstaunlich ruhig blieb, Maß nahm und mit einem Flachschuss Pavlenka bezwang. 

Kein anderer hätte diesen Glücksmoment mehr verdient gehabt, als der Mittelfeldspieler, der eine herausragende Saison gespielt hat, der dafür verantwortlich ist, dass diese Mannschaft so stabil ist. Khedira ist der Mann, der mit Union Geschichte geschrieben hat.